Ein schweres Unwetter hat große Teile des Schwarzwalds am Montagabend heimgesucht. Der Deutsche Wetterdienst warnt indes bis in den frühen Morgen vor orkanartigen Stürmen und Hagel.

Oberndorf - Hagel-Körner groß wie Golfbälle und überflutete Straßen sind am Montagabend im Verbreitungsgebiet des Schwarzwälder Bote Grund für erhebliches Chaos. Die Deutsche Presse-Agentur meldet, dass vor allem der Nordschwarzwald, also die Kreise Calw und Freudenstadt, betroffen seien. Aber auch in den umliegenden Landkreisen sind die Folgen teils verheerend.

 

Kreis Calw

Ein Sprecher der Polizei Pforzheim bestätigte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur überflutete Straßen, überlaufende Gullideckel und Erdrutsche in der Gemeinde Altensteig. Ein Sprecher des Kreisfeuerwehrverbands Altensteig sprach von ziemlich heftigen Überschwemmungen. In der Gemeinde Wildberg würden zudem Bäume auf den Gleisen liegen. Wie heftig die Schäden und Ausmaße des Unwetters sind, war zunächst unklar.

Kreis Rottweil

"Wir haben im Moment viele unwetterbedingte Einsätze", heißt es beim Polizeipräsidium Konstanz. Besondere Vorfälle habe es bislang keine gegeben, jedoch liegen bei Polizei und Feuerwehr unzählige Meldungen über vollgelaufene Kellerräume, Blitzeinschläge und überflutete Straßen vor. Auf der Autobahn 8 zwischen Geisingen und Rottweil sei ein durchkommen im Moment gar nicht mehr möglich - so ein erstes Fazit gegen 19.30 Uhr.

Ohne Brandschaden ist ein Blitzschlag auf ein Wohnhaus im Waldmössinger Schlierbach noch glimpflich abgegangen. Wie hoch jedoch der Schaden an der Elektro-Infrastruktur im Gebäude ist, ließ sich am Abend noch nicht sagen. Kurz nach 18 Uhr war die Feuerwehr Waldmössingen zu dem Gebäude beordert worden, weil dort nach einem Blitzschlag starker Brandgeruch bemerkt worden war. Auch die Drehleiter aus Schramberg war zur Unterstützung alarmiert worden. Sie konnte allerdings schnell wieder in die Talstadt zurückkehren, da es kein offenes Feuer und auch keinen Schwelbrand in dem mehrstöckigen, leicht exponiert am Hang stehenden Gebäude gegeben hatte.

In Bösingen war die Feuerwehr zeitweise an 40 Einsatzstellen gleichzeitig gefordet. Unzählige Keller liefen voll, Straßen waren überflutet und Hagel schwomm gemeinsam mit Autos, Ästen und alle, was nicht windfest war, durch die Gemeinde.

Die Folgen eines lauten Knalls in Sulz-Holzhausen liesen nicht lange auf sich warten: Kurze Zeit nach einem heftigen Blitzeinschlag in Sulz-Holzhausen war die Feuerwehr der Ortsabteilung gemeinsam mit Stadtbrandmeister Eugen Heizmann vor Ort. Der Leuchtbogen schlug durch die Dachziegel und das darunter befindlichen Holz hindurch. Die Feuerwehr, alarmiert zu einem möglichen Kleinbrand, kontrollierte die Stelle mit einer Wärmebildkamera.

Kreis Freudenstadt

Das Unwetter begann laut Augenzeugen gegen 17 Uhr zunächst mit Starkregen, danach folgte Hagel. Mitten in den Fluten auf dem Parkplatz eines Hotels schwammen Eisklumpen, die aus dem Hagel entstanden waren. Betroffen seien knapp zehn Fahrzeuge, sagte Bürgermeister Gerhard Müller, der sich vor Ort am Montagabend ein Bild von der Lage machte.

Ein Insasse eines Autos sei wohl von den Fluten überrascht worden und habe sich nicht getraut auszusteigen, weil das Fahrzeug bis zu den Sitzen im Wasser stand. Erst mit Hilfe der Feuerwehr sei er dann ausgestiegen, schilderten weitere Augenzeugen. Die Feuerwehr forderte noch am Abend das THW an, um das Wasser beim Hotel abzupumpen.

Der Parkplatz am Hotel Sonnenblick in Besenfeld befinde sich in einer Senke, schilderte Bürgermeister Müller. Da es im Gebiet der Gemeinde extrem gehagelt habe – zum Teil waren die Körner laut Augenzeugen vier bis fünf Zentimeter dick – vermute er, dass der Hagel den Abfluss des Regenwassers so eingeschränkt habe, dass sich das Wasser gestaut habe. Er habe so etwas noch nicht erlebt, betonte der Bürgermeister. Weder an dem Parkplatz beim Hotel in Besenfeld noch sonst in der Gemeinde. Und er sei in Sorge, da die Unwetterwarnung noch bis zum Dienstagmorgen andauere.

Große Schäden richtete das Unwetter im Hotel Sonnenblick an. Wie Inhaberin Nicole Kilgus dem Schwarzwälder Bote schilderte, sei das Hallenbad des Hauses geflutet worden. "Keller und Wellnessbereich sind kaputt", so Kilgus.

Das Wasser habe überall reingedrückt. Das Unwetter traf die Familie Kilgus besonders hart, da sie ihr Haus erst vor noch nicht allzu langer Zeit wieder öffnen durfte und es derzeit gut belegt war. Überflutet wurden auch Teile der Seewaldhalle. Dort stand auch der Instrumentenraum des Musikvereins Besefeld unter Wasser.

Schwarzwald-Baar-Kreis

Der Schwarzwald-Baar-Kreis ist am Montagabend von schweren Unwettern verschont geblieben. Zwar regnete es teilweise heftig, die Lage blieb bis zum frühen Abend dennoch entspannt.

Mehrere Gewitter zogen über den Schwarzwald-Baar-Kreis und sorgte für zahlreiche Unwetterwarnungen. Gegen 17 Uhr erreichten schließlich von Süden her erste Ausläufer die Region.

Kurz darauf stieg auch der Hagelflieger in die Luft, um zunächst im Bereich Villingen-Schwenningen, Mönchweiler, Königsfeld, Unterkirnach sowie Dauchingen die mit Silberjodid angereicherte Aceton-Lösung in den Wolken zu verbrennen. Das Unwetter sorgte unter anderem in Bad Dürrheim und in VS für mehrere Einsätze der Feuerwehr. In Schwenningen musste die Feuerwehr einschreiten, weil Wasser einer überfluteten Straße in ein Firmengebäude eindrangen. Auch pumpten die Einsatzkräfte mehrere vollgelaufene Keller aus. Zu größeren Einsätzen oder gar Personenschäden kam es ersten Informationen jedoch nicht.

Zollernalbkreis

Bei der Polizei in Reutlingen gehen zur Stunde "Notrufwellen" ein. Der zuständige Polizeiführer teilte mit, dass vor allem in den Landkreisen Tübingen und Reutlingen Straßen überflutet und Keller voll Wasser gelaufen seien. In der Notrufzentrale würden die Telefone durchgehend Klingeln. "Wir können aktuell noch keine Auskunft über das Ausmaß geben", heißt es dort.

Mehrere Nutzer melden in den sozialen Netzwerken auch im Zollernalbkreis verheerende Folgend es Unwetters. Vor dem Tunnel in Albstadt-Laufen an der B 463 sei die Straße in einer Senke komplett überflutet. In Hechingen bahnen sich Wassermassen durch die Unterstadt und in Meßstetten hat ebenfalls der Hagel zugeschlagen.

Der Deutsche Wetterdienst hat eine amtliche Unwetterwarnung herausgegeben. Diese warnt vor "schwerem Gewitter mit extrem heftigen Starkregen, Orkanböen und Hagel" und ist bis Dienstag, 1 Uhr, gültig.