Die starken Gewitter im Strohgäu halten am Dienstagabend nicht nur die Feuerwehr in Atem. Bei der Stadthalle in Ditzingen haben vier Frauen in ihrem Wagen großes Glück.

Strohgäu - Ein Blechdach mitsamt den Holzsparren fliegt über das Wohnhaus und landet etwa 200 Meter weiter im Rübenacker – die Familie Renschler in Ditzingen-Hirschlanden hat am Dienstagabend gegen 21.30 die Folgen des Sommersturms auf dem eigenen Hof erlebt. Am Tag danach ist Sibylle Renschler froh, dass dabei weder einem Menschen noch einem Pferd etwas passiert ist. „Und wir haben nicht mal gehört, als das Blechdach davongeflogen ist.“ Am Mittwochnachmittag sind Zimmerleute dabei, das Dach neu aufzubauen. Die zahlreichen Sturm geschädigten Obstbäume ringsherum kann man später noch wegräumen.

 

Riesige Äste wurden abgerissen

Glück im Unglück hatten am Dienstagabend auch vier Frauen, die in einem Auto fuhren, als der Sturm bei der Ditzinger Stadthalle die Bäume dort durchschüttelte. Riesige Äste wurden abgerissen, sie begruben das Auto unter sich – die Frauen waren in der Fahrgastzelle eingesperrt. Es war bereits der zweite Einsatz für die Ditzinger Wehr an diesem Abend.

„Wir haben gerade nach der normalen Übung noch zusammengesessen“, erzählt der Ditzinger Feuerwehrkommandant Andreas Häcker. Draußen tobte ein Gewitter mit Sturm. „Da schlug der Blitz in den nahen Turm der Kirche Sankt Maria ein.“ Die Blechverwahrung flog in den Hof und es entstand Rauch – ein Fall für die Feuerwehr. „Dann kamen die Einsätze im Minutentakt“, berichtet Häcker am Tag danach.

Einsätze bis spät in die Nacht

Gleich nach der Kontrolle des Kirchturms sei er zur Stadthalle gefahren und habe die vier Frauen untersucht, so der Arzt weiter. „Keiner ist körperlich etwas geschehen.“ Einen kräftigen Schrecken aber hatten sie wohl erlitten: Drei von ihnen kamen mit Hilfe der Feuerwehrleute rasch aus dem Auto heraus. Um die vierte Person zu befreien, musste zuerst fast ein ganzer Baum zersägt werden.

Auch andere Trupps der Ditzinger Wehr waren gefragt: Auf den Landstraßen rings um die Stadt lagen Äste auf den Fahrbahnen, in der Kreuzerstraße Dachziegel zu Boden gefallen und in der Gröninger Straße Bauzäune umgestürzt. Fünfmal fielen Äste auf Autos – in denen glücklicherweise niemand saß. Holzbruch durch den gut eine Viertelstunde lang wütenden Sturm gab es auch auf dem Ditzinger Friedhof: Danach lagen abgebrochene Äste kreuz und quer über den Gräbern. Der Friedhof blieb am Mittwoch noch gesperrt. Etwa 70 Feuerwehrleute waren in allen vier Ditzinger Stadtteilen bis etwa 1.30 Uhr im Einsatz.

Andernorts bleibt es überraschend ruhig

Im nahen Gerlingen musste die Feuerwehr am Dienstagabend lediglich an zwei Stellen abgebrochene Äste beseitigen. Auch in Hemmingen und Korntal-Münchingen schüttete es ordentlich; es gab aber keinen Großeinsatz für die Feuerwehr. Gegen 21.50 Uhr löste im Münchinger Ortsteil Müllerheim die Brandmeldeanlage einer Firma Alarm aus – falschen Alarm aber. Laut dem Kommandanten Thomas Bräuner hatte wohl ein Blitz ins Stromnetz eingeschlagen. „Gerade alte Anlagen reagieren auf Spannungsschwankungen sehr empfindlich“, sagt Bräuner. Zur selben Zeit stürzten zwei Bäume am Münchinger Ortsausgang um, und in Korntal musste der Tunnel der Südstraße gesperrt werden – er war mit Wasser vollgelaufen.

Keine zehn Kilometer weiter rechnete Marco Spera mit jedem Regentropfen mit einem Einsatz. „Als ich meine Gartenstühle beim Nachbarn holen musste, dachte ich, dass es nicht mehr lang dauern kann“, berichtet der Kommandant der Hemminger Feuerwehr. Doch es blieb ruhig.