In der Millionenmetropole fällt innerhalb eines Tages so viel Regen wie sonst in einem ganzen Monat. Straßen werden überflutet, Berghänge rutschen ab, Bäume stürzen um. Die Stadtverwaltung hatte zuletzt immer weniger Geld für den Hochwasserschutz ausgegeben.

Rio de Janeiro - Bei schweren Unwettern in der brasilianischen Millionenmetropole Rio de Janeiro sind mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Die Opfer ertranken in ihren Autos, wurden von umstürzenden Bäumen erschlagen oder bei Erdrutschen getötet, wie das Nachrichtenportal G1 am Mittwoch berichtete. Bei den seit Montag andauernden heftigen Regenfällen soll es sich um das schwerste Unwetter in Rio de Janeiro seit mehr als 20 Jahren handeln. In Teilen der Stadt fiel innerhalb von 24 Stunden so viel Regen wie sonst im ganzen April. Die Behörden riefen den Notstand aus.

 

Ganze Straßenzüge standen unter Wasser, Berghänge rutschten ab und viele Bäume fielen um. Bürgermeister Marcelo Crivella sprach im Fernsehsender TV Globo von „untypisch“ starkem Regen. Die Stadtverwaltung rief die Menschen in gefährdeten Bezirken dazu auf, sich in Sicherheit zu bringen. Feuerwehrleute fuhren auf Booten durch die überfluten Straßen, um Anwohner ins Trockene zu bringen.

„Wir haben alles verloren“

„Der Fluss fließt durch unser Wohnzimmer und aus der Eingangstür wieder hinaus“, erzählte der Musiker Bi Ribeiro dem Nachrichtenportal UOL. Seine Frau bereitete den Kindern gerade das Essen zu, als die Tür unter dem Druck des Wassers zu zittern begann und schließlich nachgab. „Unser Haus ist voller Schlamm“, klagte Maria Augusta Leitão Bruno, die am Waldrand wohnt. „Wir haben alles verloren.“

Im von steilen Hügeln durchzogenen Rio mit seinen vielen Favelas hat der Starkregen fatale Folgen. Gerade in den Armensiedlungen haben viele Menschen ihre Häuser mit einfachen Mitteln direkt an die Berghänge gebaut. Aufgrund der Erosion gerät dort die Erde bei Unwettern schnell ins Rutschen.

Dennoch hätten die schweren Schäden nach Einschätzung von Experten verhindert werden können. Es werde zu wenig in die Abwasserkanäle investiert, zudem sei der Boden an vielen Stellen versiegelt, sagte der Ingenieur Manoel Lapa dem Nachrichtenportal G1. Die Ausgaben für den Hochwasserschutz seien in den vergangenen fünf Jahren um 77 Prozent gesenkt worden.

Bürgermeister Marcelo Crivella räumte Versäumnisse ein. „Die Präventionsarbeit war nicht effektiv“, sagte er. „Wir wussten, dass es Regen geben wird, aber wir wussten nicht, dass er so stark sein würde.“ Bereits im Februar hatte ein schweres Unwetter in Rio de Janeiro Chaos angerichtet, mehrere Menschen kamen dabei ums Leben.