Nach tagelangem Regen erlebt Norwegen heftige Überschwemmungen. In einer größeren Region nördlich von Oslo stehen mehrere Orte unter Wasser. Besonders dramatisch ist die Lage am Wasserkraftwerk Braskereidfoss.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Die durch das Extremwetter bedingten Überschwemmungen im Süden von Norwegen haben zu zahlreichen Erdrutschen und zur Evakuierung von Hunderten Menschen geführt. In der Provinz Innlandet nördlich von Oslo wurden in der Nacht zum Mittwoch (9. August) 16 Erdrutsche und sechs Überschwemmungen gemeldet, wie die zuständige Polizei mitteilt.

 

Mehr als 600 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden. Personenschäden seien bislang nicht gemeldet worden. Die Situation sei aber weiterhin unübersichtlich und chaotisch. Viele Straßen seien gesperrt worden.

Wie ist die aktuelle Lage in den Überschwemmungsgebieten Norwegens?

Wasserkraftwerk Braskereidfoss

Eine dramatische Lage entwickelte sich am Mittwoch am Wasserkraftwerk Braskereidfoss, etwa 120 Kilometer nordöstlich von Oslo. Dort drang Wasser in das Kraftwerk ein, was zu größeren Schäden führte.

Da nach Polizeiangaben kein Strom mehr produziert wurde, ließen sich die Schleusen des Staudamms nicht mehr öffnen. Live-Aufnahmen des Rundfunksenders NRK zeigen, dass die Wassermassen mehrere Bäume neben dem Kraftwerk mit sich gerissen und auch einen Teil des Dammes zum Einsturz gebracht haben.

Die Behörden erwogen deshalb in Absprache mit Bombenexperten und dem Militär Sprengungen, um einen Dammbruch zu vermeiden. Der Plan sei aber aufgegeben worden, als Wasser durch eine Lücke in der Betonmauer des Damms ausgetreten sei, so ein Polizeisprecher.

Riesige Wassermassen strömten daraufhin durch den teilweise gebrochenen Damm. Zuvor waren schon vorsorglich mindestens 1000 Anwohner in Sicherheit gebracht worden.

Bilder vom Unwetter in Norwegen:

Im Wasserkraftwerk Braskereidfoss etwa 120 Kilometer nordöstlich von Oslo drang Wasser in das eigentliche Kraftwerk ein, was zu größeren Schäden führte. Foto: Cornelius Poppe/NTB Scanpix/AP/dpa
Der Fluss Storelva überschwemmt das Hoenefoss Center. Foto: NTB Scanpix/AP/Annika ByrdeAnnika Byrde/dpa
Teile der Bergen-Bahnlinie stürzen aufgrund der Unwetter ein. Foto: NTB Scanpix/AP/Frederik Ringnes/dpa
Valdres: Ein Feuerwehrmann klettert über Baumstämme, nachdem eine Schlammlawine mehrere Wohnhäuser getroffen hat. Foto: NTB Scanpix/AP/Cornelius Poppe/dpa
Valdres: Wohnhäuser sind von Schlamm umgeben. Norwegen hat ebenso wie das benachbarte Schweden weiter mit dem Sturmgebilde „Hans“ zu kämpfen. Foto: NTB Scanpix/AP/Cornelius Poppe/dpa
Wasserkraftwerk Braskereidfoss. Foto: Imago/NTB/Cornelius Poppe
Der Fluss Dokka ist infolge des Sturms vollständig über die Ufer getreten. Foto: Imago/NTB/Stian Lysberg Solum
Der Ort Dokkaelva steht unter Wasser. Foto: Imago/NTB/Stian Lysberg Solum
Andernorts werden ebenfalls Notfälle und Evakuierungen gemeldet. Weite Teile der Ortschaft Nesbyen standen unter Wasser. Foto: Imago/NTB/Stian Lysberg Solum
In der Gemeinde Ringerike sollten wegen Hochwassers des Flusses Storelva Menschen aus mehreren Gebieten evakuiert werden. Foto: Imago/NTB/Stian Lysberg Solum
In Hemsedal wurde eine Hütte von den Wassermassen erfasst. Sie rauschte kurz darauf gegen eine Brücke. Foto: NTB Scanpix/AP/Cornelius Poppe/dpa

Innlandet

Am Wasserkraftwerk Braskereidfoss wird Norwegens längster Fluss Glåma aufgestaut. Doch nicht nur hier, auch andernorts in der norwegischen Provinz Innlandet ist die Situation weiterhin sehr angespannt. Wegen der heftigen Regenfälle ist zu es zu zahlreichen Überschwemmungen gekommen. Ein führender Kommunalpolitiker spricht von einer „Krisensituation nationalen Ausmaßes“.

Nesbyen, Ringerike, Hemsedal

Andernorts werden ebenfalls Notfälle und Evakuierungen gemeldet. Weite Teile der Ortschaft Nesbyen stehen unter Wasser. In der Gemeinde Ringerike werden wegen Hochwassers des Flusses Storelva Menschen aus mehreren Gebieten evakuiert.

Der Einsatzleiter sagte der Zeitung „Dagbladet“, es handle sich um etwa 1000 Menschen. Hunderte weitere Menschen wurden laut der Nachrichtenagentur NTB in anderen Gemeinden evakuiert. In Hemsedal wurde eine Hütte von den Wassermassen erfasst. Sie rauschte kurz darauf gegen eine Brücke.

Wie entwickelt sich das Tief „Hans“?

Das Unwetter „Hans“ war in den vergangenen Tagen zunächst über Schweden und kurz darauf auch über Norwegen hereingebrochen. Meteorologen warnen für Teile Südnorwegens vor weiterem Niederschlag.

Die für den Abend erwartete Regenmenge sei zwar nicht extrem, angesichts der Bedingungen in der Region könnten die Auswirkungen jedoch erheblich sein, schätzt das Meteorologische Institut des Landes ein. In Schweden und in kleinerem Ausmaß auch in Dänemark hat „Hans“ ebenfalls Schäden verursacht.