Die Veranstalter sprechen von einer Party ohne Grenzen, die am Freitag in der Aalener Tonfabrik stattfinden soll. Doch die Behörden warnen die Eltern davor, ihren Kindern per Muttizettel den Weg in die Disco zu ebnen.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Aalen - Büstenhalter für den DJ, kostenlose Kondome am Ausgang für all diejenigen, die nicht allein heimgehen – was sich am Freitagabend in der Aalener Diskothek „Tonfabrik“ abspielen soll, wird „lauter, hemmungsloser und eskalierender“ sein als alles bisher Erlebte. So versprechen es zumindest die Veranstalter. Es gehe um nicht mehr und nicht weniger als den „Albtraum aller Eltern“, heißt es stolz im Internet. Wobei: Auf die Mitwirkung von Mama und Papa ist man dann doch angewiesen. Die sollen nämlich brav so genannte „Muttizettel“ ausfüllen. Damit können Eltern die Aufsichtspflicht an eine volljährige Begleitperson delegieren. Ein entsprechender Vordruck kann im Internet heruntergeladen werden. Jugendliche unter 18 Jahren gehören zum erklärten Zielpublikum der Veranstalter.

 

„Unzensiert“ heißt die Party, die unter dem Motto „One Night without Rules“ – Eine Nacht ohne Regeln – steht. Zensieren können die Behörden eine solche Veranstaltung auch gar nicht, zumal sie offiziell als Privatparty beworben wird. Wer kommt, muss sich per Whatsapp anmelden. „Wir sind ein Team von jungen Leuten, die einfach eine geile Party feiern wollen“, stellen sich die Veranstalter vor. Aber ganz so privat ist es dann wohl doch nicht. Bei der „Gruppe junger Leute“ handelt es sich um eine Firma, die im Handelsregister von Hannover eingetragen ist.

Geschmackloser Würstchen-Contest

In einem gemeinsamen Elternbrief, der an den weiterführenden Schulen verteilt wurde, haben der Aalener Oberbürgermeister Thilo Rentschler und der Landrat des Ostalbkreises, Klaus Pavel, in dieser Woche nun massive Bedenken gegenüber der Veranstaltung angemeldet. Bevor Eltern ihre Aufsichtspflicht per Muttizettel delegierten, sollten sie wissen, um was für eine Veranstaltung es gehe. „Uns ist es ein Anliegen, dass Ihre minderjährigen Mädchen und Jungen nicht durch die dort angesetzten ‚Spiele’ als Objekt dargestellt werden“, schreiben sie. „Manche Spiele sind für eine junge Frau herabwürdigend.“ Zudem müsse damit gerechnet werden, dass Gäste Fotos machten und sie ins Internet stellten. Sie seien dann nicht zu löschen. Was die beiden meinen, nennt sich unter anderem Würstchen-Contest: Das Mädchen, das die meisten Würste in den Mund bekommt, erhalte 100 Euro in bar. Die ersten zehn Gäste, die ihr Getränk in Unterhose bestellen, solle eben jenes umsonst bekommen. Mädchen, die beim DJ ihren BH abgeben, wird eine Flasche Sekt versprochen.

Alles weitere regelt ein Ampelsystem. Wer ein rotes Eintrittsbändchen trage, möchte nur tanzen. Gelb bedeute: „Versuche dein Glück“, Grün signalisiere: „Ich möchte knutschen“. Purer Sexismus oder einfach nur Spaß? Das liegt wohl im Auge des Betrachters. Bisher scheint sich der Zuspruch in Grenzen zu halten. Auf Facebook zählt die Party bisher 121 Zusagen.