Der Street-Art-Künstler, der in Stuttgart und Freiburg lebt, stellt heute in internationalen Galerien aus. Trotzdem: Seine Leidenschaft gehört dem Malen im öffentlichen Raum.
Stuttgart - Als Street-Art-Künstler würde er sich gar nicht unbedingt bezeichnen. Stattdessen: „Ich bin einfach ein zeitgenössischer Künstler“. Trotzdem, auch wenn er seine Werke inzwischen in Galerien rund um den Globus zeigt, hängt sein Herz immer noch an der Straße: „Das Malen im öffentlichen Raum ist meine Leidenschaft.“ David Stegmann nennt sich Dust, ist 31 Jahre alt, Deutsch/Schweizer mit Wohnsitz in Freiburg und Stuttgart. Von Graffiti hat er sich schon lange abgewandt, so lange, dass er schon gar nicht mehr darüber sprechen mag. Betrachtet man seine Werke, dann ist sowieso eine Verbindung kaum noch auszumachen. Auch im Vergleich zu anderen Künstlern hat er einen eigenen Stil entwickelt. Vorbilder? Ja, die hat er, doch keine aus der Szene. Als Vorbilder nennt er etwa Hieronymus Bosch oder Möbius. Er mag die Maler der Antike und des Jugendstils.
Man ahnt es, die Liebe zur Kunst kommt nicht von Ungefähr. Es mag an den Genen liegen oder an einer glücklichen frühkindlichen Prägung: der Vater von David Stegmann ist ebenfalls Künstler, ein Bildhauer. Doch da der Apfel nicht weit und so weiter, hat sich der Künstler auch ohne Zwang schon früh für Malerei interessiert, im Alter von vier Jahren hat er seinen ersten Aquarellmalkurs besucht. „Das Interesse war schon immer da, das wollte ich aus eigenen Stücken“, erinnert er sich zurück.
Früh hat er schließlich den Pinsel mit der Sprühdose getauscht. Doch hat er eine eigene und experimentelle Technik entwickelt, damit umzugehen. Die Szenen, die er malt, kommen ohne knallige Farben aus, die Figuren sind fast schon filigran, wie mit Bleistift gezeichnet. Die Bilder sind surreal und oft albtraumhaft. Seine Inspiration nimmt er aus der Natur. Ihn fasziniert die Perfektion im Detail, die er darin findet, eine Detailverliebtheit, die sich auch in seinen Bildern spiegelt.
„Ich liebe es Spuren im öffentlichen Raum zu hinterlassen“
Doch zurück zur großen Leidenschaft. Die Werke des studierten Grafikdesigners nämlich hängen nicht nur in Galerien, sondern noch immer im öffentlichen Raum. Doch gemalt wird ausschließlich legal („Nur wo die Kunst gewollt ist, kann sie sich entfalten“). Er bekommt Wände zur Verfügung gestellt wie kürzlich von den Wagenhallen, wo sein sogenanntes Mural immer noch zu sehen ist oder gleich ganze Häuserwände wie jetzt in Braunschweig. „Ich liebe es Spuren im öffentlichen Raum zu hinterlassen“, sagt er. Außerdem: „Man erreicht so viel mehr Menschen, und andere, die keine Ausstellungen besuchen würden.“ Auch die Arbeitsweise sei eine ganz andere, wie bei einer Leinwand. Er kann großflächig arbeiten, mit Wänden unterschiedlichster Beschaffenheit, an denen schon der Zahn der Zeit nagt.
Er nennt Street Art eine Ausdrucksform, sie sich in die Stadt eingliedert und mit ihr spielt. Jede Stadt will urban sein, sagt er, „doch wird vergessen, dass da die Street Art dazu gehört.“ Vielleicht braucht es noch einige Zeit, bis das Bewusstsein für das Potenzial der modernen Kunstform auch in Deutschland ankommt, vermutet David Stegmann. In anderen Ländern, in Italien beispielsweise, in Amerika sowieso, sei man da schon viel weiter. Dabei würde sich Deutschland für eine Verschönerung optimal eignen: „Es gibt hier so viele triste Fassaden und hässliche Nachkriegsbauten, die man mit Kunst verschönern könnte.“
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