Park statt Parkhaus? Bald könnten auf dem Züblin-Parkdeck Gemüse angebaut, Blumenbeete angelegt und eine Liegewiese eingerichtet werden. Hinter dem Projekt steckt die Gruppe „Ebene 0“, bei der sich vor allem junge Architekten engagieren.

Stuttgart - Es hört sich zunächst nach einer Schnapsidee an, und das Bild dazu scheint den ersten Eindruck zu bestätigen: Vom Dach des Züblin-Parkhauses mitten in der Stuttgarter Innenstadt glotzt dem Betrachter eine Kuh entgegen. Unmittelbar neben ihr gießt ein junger Mann einige Sonnenblumen – dort, wo eigentlich Autos stehen, kümmern sich Hobbygärtner um liebevoll angelegte Beete.

 

Die Visualisierung stammt aus dem Computer von Irmgard Lochner-Aldinger – die Collage mit den Naturmotiven vor dem Hintergrund der Leonhardskirche soll augenzwinkernd aufzeigen, wie eine Stadtbegrünung aussehen könnte. Abgesehen von der Kuh könnte die Wirklichkeit bereits im nächsten Jahr der Visualisierung ziemlich nahekommen: Ein Großteil des Parkhausdachs könnte Teil des in diesem Jahr auch in Stuttgart aufblühenden „Urban Gardenings“ werden. Die ursprünglich aus New York stammende Bewegung setzt sich zum Ziel, dass innerstädtische Brachen von Bewohnern bei gemeinschaftlichen Gartenprojekten genutzt werden.

Mehr Grün auf dem Parkhausdach

Genau dies soll nun auf dem Dach des Züblin-Parkhauses geschehen. Im nächsten Jahr könnten Gemüse angebaut, Blumenbeete angelegt und eine Liegewiese eingerichtet werden. Hinter dem Projekt steckt die Gruppe „Ebene 0“, bei der sich vor allem junge Architekten engagieren. Im vergangenen Jahr hatte die „Ebene 0“ bereits den früheren Kiosk im Züblin-Parkhaus als temporären Ausstellungsraum genutzt. Jetzt treibt die Gruppe gemeinsam mit der Stiftung Geißstraße die Parkhauspläne voran. Bei der Stiftung Geißstraße koordiniert die Architekturprofessorin Irmgard Lochner-Aldinger die Aktivitäten rund um das Urban Gardening.

Lochner-Aldinger verhandelte mit der Firma Hüfner, die das Züblin-Parkhaus betreibt, das im Jahr 2023 abgerissen werden soll. Nachdem der Betreiber mündlich zugesagt hat, dass ein Teil des oberen Parkdecks bepflanzt werden kann, will Lochner-Aldinger gemeinsam mit den jungen Aktivisten darüber nachdenken, wie die Stadtbegrünung konkret aussehen könnte.

Das ganze Viertel soll dabei eingebunden werden: Anwohner, Schüler der Jakobsschule, Kindergärten und andere Einrichtungen könnten sich beteiligen. Dabei soll „kein zweiter Skybeach mit Gastronomie entstehen“, so Veronika Kienzle, die Bezirksbürgermeisterin von Mitte. Kienzle hofft darauf, dass von dem Gartenprojekt eine Signalwirkung ausgeht, die auf das Leonhards- und das Bohnenviertel ausstrahlt. Schon in diesem Jahr soll ein kleines Beet eingerichtet werden – 2014 wird das Parkhausdach großflächig begrünt.