Sommerferien beim Discounter buchen? Was es bei diesen Reisen zu beachten gilt, erklärt die Verbraucherzentrale.

Stuttgart - Bei Lebensmitteldiscountern gibt es nicht nur Milch, Butter, Eier oder Möhren zum kleinen Preis – auch Urlaub ist dort mitunter günstig zu haben. Seit zehn Jahren haben Aldi, Lidl und Co. auch Reisen im Programm. Aldi war 2007 der Vorreiter, Lidl baute noch im gleichen Jahr einen Reisevertrieb auf und auch die Konkurrenz von Penny und Norma machte sich schnell in dem neuen Geschäftsfeld breit. Seither werden die Reisen offensiv mit Prospekten und Plakaten in den Supermärkten beworben.

 

Vom Bayerischen Wald bis in die Karibik, ob Kreuzfahrt, Städtereise oder Badeurlaub – es gibt fast nichts, was es nicht gibt. Und die Preise klingen durchaus verlockend: Eine achttägige Kreta-Reise gibt es bei Lidl Reisen ab 499 Euro, Aldi Reisen lockt mit einer 15-tägigen Malaysia-Rundreise ab 1399 Euro pro Person, und Netto-Urlaub bietet beispielsweise eine achttägige Skandinavien-Kreuzfahrt mit der „MSC Fantasia“ ab Kiel für 799 Euro pro Person an. Und die Buchung über die Discounter hat keine Reise in der Holzklasse zur Folge: Es handelt sich um ganz normale Pauschalreisen, die online gebucht werden. Ausnahme sind Aktionen wie beispielsweise die Lidl-Bahntickets, die der Discounter von Zeit zu Zeit direkt über seine Filialen vertreibt.

Der Supermarkt veranstaltet die Reisen nicht selbst, er ist nur der Vermittler

Entgegen des von ihnen erweckten Anscheins treten die Discounter gar nicht als Reiseveranstalter auf, sondern sind lediglich Vermittler. Hinter den angebotenen Reisen stehen sogenannte Direktveranstalter. Bei Penny ist das zum Beispiel Clevertours, bei Aldi sind es Berge & Meer, Eurotours und Select Holidays, Lidl und Kaufland arbeiten unter anderem mit BigXtra Touristik zusammen. Mit den Kooperationen sparen sich die Discounter eigene Strukturen und können teilweise speziell geschnürte Reisepakete für wenig Geld anbieten. Nur Lidl hat im Herbst vergangenen Jahres mit „Lidl Holidays“ einen eigenen Reiseveranstalter ins Leben gerufen – laut eigenen Angaben, um „Auswahl, Qualität und Preis zu verbessern“. Die Reisen der Veranstalterpartner bleiben aber trotzdem im Programm.

Für die Kunden kann es durchaus einen Unterschied machen, ob hinter der gebuchten Reise ein kleiner Reiseveranstalter steht oder ein milliardenschwerer Konzern. Relevant wird es immer dann, wenn bei der Reise etwas nicht nach Plan läuft. Denn zuständig für Reklamationen ist immer der Veranstalter und nicht der Vermittler. Das gilt für eine Reisebüro genauso wie für Penny Reisen oder Netto Urlaub. Wichtig sei es daher, schon im Vorfeld der Reise darauf zu achten dass man einen Reisesicherungsschein mit der Bestätigung bekommt, sagt Falk Murko von der Stiftung Warentest. Der Schein ist die Sicherheit für den Kunden, dass sein Geld auch im Fall einer Insolvenz des Veranstalters abgesichert ist.

Sich blind darauf verlassen, dass eine über einen Discounter gebuchte Reise auch wirklich das günstigste Angebot ist, sollte man auch nicht. „Sie können nie davon ausgehen, dass ein Buchungsweg immer preiswerter oder teurer ist als ein anderer“, sagt Beate Wagner von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Zum Teil gibt es für ein und dieselbe Reise erhebliche Preisspannen.“ Jeder Urlauber sollte im Internet oder in Katalogen vergleichen, ob dieselbe Reise nicht woanders günstiger zu haben ist.

Ein genauer Preisvergleich lohnt

Genau das gleiche anderswo zu finden, ist allerdings bei vielen der über die Discounter angebotenen Pauschalreisen gar nicht so einfach: Die Reisepakete, die etwa bei Aldi Reisen zu haben sind, werden laut Angaben des Reiseveranstalters Berge & Meer, einer Tochtergesellschaft der Tui, auch exklusiv für Aldi geschnürt und sind in der gleichen Kombination nirgendwo anders zu haben. Anders ist es bei Eigenanreisen, wo nur der Aufenthalt im Hotel oder auch in einem Ferienpark wie Center Parcs über den Reiseanbieter gebucht wird: Hier ist ein direkter Vergleich mit den von Online-Buchungsportalen wie Booking.com oder auch den Anbietern selbst aufgerufenen Preisen möglich.

Bevor man sich für ein Angebot entscheidet, sollte man wie bei jeder Pauschalreise das Kleingedruckte lesen und genau darauf achten, welche Leistungen inklusive sind und welche Zusatzkosten eventuell noch anfallen, sagt Verbraucherschützerin Wagner.

Oftmals werden die Reisen bei den Discountern recht kurzfristig angeboten. Gerade wenn es in ein exotisches Land gehen soll, kann das knapp werden – schließlich gibt es dann einiges zu erledigen: „Man muss sich über notwendige Impfungen informieren, oft dauert die Prophylaxe mehrere Wochen“, sagt Stiftung-Warentest-Experte Murko. Außerdem könne es sein, dass ein Visum zur Einreise notwendig ist, was ebenfalls eine Weile dauern kann.

Die vielen kurzfristigen Angebote haben mit dem Geschäftsmodell der Anbieter zu tun: Sie können nämlich vor allem deshalb kostengünstige Reisen anbieten, weil sie Hoteliers und Reiseveranstaltern größere Kontingente abnehmen und den entsprechenden Rabatt teilweise an die Kunden weiterreichen. Die entsprechenden Kontingente verkaufen die Anbieter aber nur, wenn die Buchungen entweder relativ kurz vor dem Termin noch weit hinter den Erwartungen zurückliegen – oder wenn von vornherein schon feststeht, dass die Nachfrage niedrig sein wird, etwa in der Nebensaison. Spartanisch ist ein über Aldi und Co gebuchter Urlaub also keineswegs. Aber man muss vielfach das nehmen, was noch übrig ist.

Bei Online-Buchung ist kein Widerruf möglich

Reisen von Aldi, Lidl und Co. werden ausschließlich online verkauft. Das geht schnell und ist bequem, ein vorschneller Klick kann aber teuer werden und Stornogebühren nach sich ziehen. Denn was viele Verbraucher nicht wissen: Reiseverträge sind grundsätzlich vom sonst für Internetkäufe üblichen Widerrufsrecht von zwei Wochen ausgenommen. Auch das Umbuchen auf ein anderes Ziel ist fast immer mit mehr oder weniger hohen Gebühren verbunden.

Besondere Sorgfalt muss man bei der Reisebuchung über Online-Portale bei der Eingabe der persönlichen Daten walten lassen, mahnt Michael Buller, Vorstand des Verbands Internet Reisevertrieb (VIR). Denn wer sich vertippt, muss unter Umständen um- oder sogar neu buchen – und dafür die entsprechenden Umbuchungs- oder Stornogebühren bezahlen. „Bei Datenänderungen im Nachgang der Buchung sind viele Anbieter wenig kulant“, so der Verbandschef. Vorteil im klassischen Reisebüro: Hier nimmt der Berater die Daten auf – und wenn der sich vertippt, muss er auch den Fehler wieder ausbügeln