Eine komplexe Bestattungsanlage aus der mittleren bis späten Bronzezeit ist auf einer Fläche der künftigen Südostlink-Stromtrasse entdeckt worden. Ein großer Teil der Gräber wurde bereits geborgen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Eine kreisrunde vorgeschichtliche Bestattungsanlage haben Archäologen bei Förderstedt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt) gefunden. Die Entdeckung wurde bei Arbeiten im Vorfeld des Netzausbaus für die Südostlink-Trasse entdeckt.

 
Eine Zylinderhalsurne auf einer Grabung vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert
Eine Tasse als Grabbeigabe einer bronzezeitlichen Erdbestattung. Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Imposante Grabanlage von 13 Metern im Durchmesser

Vor 3500 Jahren zeichnete sich im Gelände noch deutlich ein damals bereits 2000 Jahre alter Grabhügel ab. „An fast gleicher Stelle entstand erneut eine imposante Grabanlage von 13 Metern im Durchmesser. Sie überdeckte mindestens vier Körperbestattungen“, sagt Abteilungsleiterin Susanne Friederich vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.

Dort hatten die Archäologen sieben Erdbestattungen aus der mittleren und sieben Urnenbestattungen aus der späten Bronzezeit gefunden. Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

„Und nochmals 500 Jahre danach, in der späten Bronzezeit wurde exakt mittig aufgegraben. Denn eine mit Leichenbrand gefüllte, aus Ton gefertigte Zylinderhalsurne wurde eingebracht.“ Faustgroße bis kindskopfgroße Steine deckten diese zentrale Brandbestattung ab. Vier weitere Urnen wurden gleichfalls in den älteren Grabhügel eingelassen.

Der Schatten einer Archäologin vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt ist neben Erdbestattungen in einem bronzezeitlichen und 13 Meter breiten Grabhügel zu sehen. Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

„Niemand wurde hier mit Pomp bestattet“

Nördlich des Grabhügels entdeckten die Archäologen weitere Körperbestattungen und Graburnen. Insgesamt wurden bislang sieben Körperbestattungen und sieben Urnen geborgen. „Bislang fehlen Grabbeigaben, niemand wurde hier mit Pomp bestattet. Ebenso kann ausgeschlossen werden, dass die Anlage geplündert wurde“, erklärt Grabungsleiter Christian Lau.

Die Grabung fand im Vorfeld der Errichtung des SuedOstLinks zwischen Wolmirstedt und dem Standort Isar in Bayern statt. Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Eine Besonderheit fällt auf: Auf den Grabhügel führt von Westen her ein Weg zu. Kurz vor der Anlage befinden sich zwei Gruben mit besonderen Funden: Pferdeunterkiefer und Vorderläufe eines erwachsenen Pferdes. „Ob das alles zu einem Pferd gehört, muss noch untersucht werden“, erläutert die Archäozoologin Carola Oeschlägel.

Pferde spielten für die Bestattungen der späten Bronzezeit auf jeden Fall immer wieder eine Rolle. Bei Nauendorf in der Nähe von Halle wurde erst kürzlich auch bei Vorarbeiten zum Bau der Stromtrasse die Nachbestattung eines Fohlens in einem vergleichbaren Grabhügel aufgedeckt.