Am Ursula-Mathes-Haus, in dem neun Wohnungen für Senioren entstehen, wird Richtfest gefeiert.

Renningen - Im November machten die Bauarbeiter auf dem rund 1300 Quadratmeter großen Grundstück in der Bahnhofstraße 27 den ersten Spatenstich. Gestern feierten die Bauherren von der vor fünf Jahren gegründeten Renninger Bürgerstiftung zusammen mit Gemeinderäten, Nachbarn und Handwerkern das Richtfest. Dabei wurde zum ersten Mal der künftige Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss genutzt.

 

Das Ursula-Mathes-Haus hat Formen angenommen, im Inneren sind schon die einzelnen Wohneinheiten zu erkennen. Dort sollen, voraussichtlich ab Anfang 2020, ältere Menschen wohnen, die beispielsweise nicht mehr allein in ihrem inzwischen zu groß gewordenen Haus leben möchten oder können. Wer schließlich eine der neun Wohnungen beziehen wird, steht im Moment noch nicht fest. „Wir müssen die Vergabekriterien erst erarbeiten“, sagte der Vorsitzende der Bürgerstiftung, Bernhard Maier. Das werde ziemlich schwierig werden, fügte er hinzu. Denn die Nachfrage nach den Wohnungen auf dem Gelände sei riesengroß.

Benannt wurde der Neubau nach der früheren Grundstückseigentümerin Ursula Mathes, die zuletzt allein auf dem großen Anwesen lebte. Sie vererbte es der Bürgerstiftung. Der Stiftungsvorstand und der Stiftungsrat beschlossen, an dieser Stelle ein Modellprojekt für seniorengerechtes Wohnen zu realisieren. Dazu gehören nicht nur Barrierefreiheit und ein Aufzug zu allen Stockwerken des Gebäudes. Dazu gehört ein großer Raum für gemeinsame Aktivitäten der Bewohnerinnen und Bewohner. Denn das ist den Initiatoren von der Bürgerstiftung wichtig: „Mit dem Projekt, das vor allem auch auf die Wohngemeinschaft im Sinne von miteinander – füreinander ausgerichtet ist, soll älteren Menschen die Möglichkeit geboten werden, länger, selbstbestimmter und unabhängiger in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben“, sagte der ehemalige langjährige Renninger Bürgermeister und Landrat a. D. Bernhard Maier.

Die Wohnungen werden vermietet, nicht verkauft

Mit diesem Projekt sollen gleich zwei Ziele erreicht werden, wie beim Richtfest deutlich wurde. Zum einen wird für ältere Menschen ein Zuhause geschaffen, in dem sie leicht Kontakt mit anderen aufnehmen können, was der Vereinsamung im Alter entgegenwirken soll. Zum anderen machen sie durch diesen Wechsel womöglich ihr Haus frei für größere Familien, die auf diese Weise ein neues Zuhause finden. Bürgermeister Wolfgang Faißt, der auch der Vorsitzende des Stiftungsrats ist, sagte, dass man inzwischen einige Gespräche mit Leuten geführt habe, die sich etwas Ähnliches überlegten, sprich, die zu einem Zeitpunkt X ihre große Wohnung oder großes Haus gegen etwas Kleineres tauschen würden. „Das wäre gut, wenn dadurch knapper Wohnraum in der Stadt frei würde“, sagte Faißt.

Das Ursula-Mathes-Haus wird im Eigentum der Bürgerstiftung bleiben, die Wohnungen werden vermietet. Um das Anwesen wird sich ein Hausmeister kümmern. Im Mai sollen die Wohnungen in den Renninger Stadtnachrichten ausgeschrieben werden, sagte Bernhard Maier. Weil die Ehrenamtlichen mit diesem Projekt eigentlich schon an ihre Grenzen stoßen, so Maier, will man auch einen Geschäftsführer engagieren. Dies soll ebenfalls demnächst geschehen. Die Bauarbeiten liegen trotz des schlechten Wetters in den Wintermonaten voll im Zeitplan, erklärte der Stiftungsvorsitzende. Die Baukosten in Höhe von zwei Millionen Euro würden dank des Renninger Generalunternehmers nicht aus dem Ruder laufen. So blieb dem Zimmerermeister Alex Frydeck bei seinem Richtspruch nur noch der Wunsch, dass sich die künftigen Bewohner des Hauses alle gut vertragen mögen.