Ein 24-Jähriger ist verurteilt worden, weil er sich mit anderen BMW-Fahrern auf der B 10 gemessen hat. Im Zuge des illegalen Autorennens sollen sie den Verkehr ausgebremst haben und mit rund 140 Stundenkilometern gerast sein.

Esslingen - Glaubt man den Zeugen der Verteidigung, dann war am 14. Oktober vergangenen Jahres eigentlich alles „ganz normal“ bei der Heimfahrt von Stuttgart nach Hause in den Kreis Göppingen. Exakt mit diesen beiden Wörtern beschreiben alle vier jungen Männer das damalige Fahrverhalten gegen 2.30 Uhr auf der B 10 auf Höhe von Esslingen. Doch der Hauptbelastungszeuge, ein 51-jähriger Arzt, beschreibt, wie sich drei BMW aus seiner Sicht zwischen Esslingen und Plochingen ein Autorennen geliefert haben. Seiner Darstellung der Geschehnisse folgt auch das Amtsgericht Esslingen und verurteilt den 24-jährigen Angeklagten am Montag zu einer Geldstrafe von 2000 Euro und sechs Monaten Führerscheinentzug wegen der Beteiligung an einem „verbotenen Kraftfahrzeugrennen“.

 

Den Verkehr ausgebremst

Auf der damaligen Fahrt am frühen Morgen hätten ihn kurz nach der B 10-Auffahrt Esslingen zwei BMW überholt, um sich dann auf beiden Spuren vor ihn zu setzen, ihre Geschwindigkeit auf etwa 60 Stundenkilometer Geschwindigkeit zu drosseln und ihn so auszubremsen. Auf seine Zeichen mit der Lichthupe und dem Signalhorn habe es keine Reaktion gegeben, sagt der Arzt im Zeugenstand.

Die Fahrer schienen sich abzusprechen, kurz darauf „heulten die Motoren auf“ und die BMW schossen mit seiner Einschätzung nach „120 bis 140 Stundenkilometern“ davon – erlaubt ist dort Tempo 80. Der 51-Jährige ist sich sicher: „Das war ein kleines Wettrennen“ und die Teilnehmer hätten sich durch das Ausbremsen des nachfolgenden Verkehrs „Platz nach vorne“ verschafft. Kurz habe er versucht zu folgen, aber „keine Chance gehabt“, dranzubleiben.

Kurz vor Plochingen habe er die Möchtegern-Rennfahrer wieder vor sich entdeckt, einen Notruf abgesetzt und der Polizei zwei Kennzeichen durchgegeben. Jenes eines dritten BMW, der ebenfalls noch an ihm vorbeigerast sei, habe er nicht erkennen können. Am Ende konnte nur einer der mutmaßlichen Wettkampf-Raser im Kreis Göppingen von der Polizei gestellt werden – und so nahmen die Ermittlungen ihren Lauf. Sie zeigen allerdings ein konträres Bild zu dem, welches der Angeklagte und die Zeugen von der Situation zeichnen. Freilich sei der 24-Jährige neben den BMW gefahren. Aber nur, weil er dachte, es sei jener seines zufällig dort fahrenden Cousins gewesen. Das habe er am Kennzeichen gesehen. Daraufhin haber er sich mit rund 60 Stundenkilometern neben das Auto des Verwandten gesetzt und dieses kurz eskortiert. Nachdem er entdeckt habe, dass offenbar ein anderer Mann mit dem Auto des Vetters unterwegs ist, habe er Gas gegeben und sei wieder vor diesem eingeschert. Das alles sei „ganz normal“ abgelaufen, wie sein Bruder und drei Bekannte unisono beteuern.

„Klassisches“ illegales Autorennen

Dass ein völlig unbeteiligter Arzt in den frühen Morgenstunden einen Notruf absetzt, weil er sich genötigt sieht, empfinden das Gericht und der Staatsanwalt indes als nicht ganz normal. Dieser habe keinen Grund gehabt, ihm völlig Unbekannte zu belasten. Der Anklagevertreter und die Richterin des Esslinger Amtsgerichts sind deshalb sicher, dass es ein „klassisches“ illegales Autorennen war, das auf der B 10 veranstaltet wurde.

Am Ende zahlt sich für den Angeklagten der Einspruch gegen den ursprünglichen Strafbefehl doch aus. Seine Geldstrafe wird von der Richterin, die den Fall als minderschwer einstuft, da die im Renntempo gefahrene Strecke „nicht allzu lang“ gewesen sei, deutlich reduziert. Auch bei der Führerscheinsperre kommt sie ihm entgegen. Er muss nur für sechs Monate auf die Fahrerlaubnis verzichten, zwei davon hat er schon abgebüßt.