Der Paradise-Prozess macht deutlich, dass es keine saubere Prostitution geben kann. Das Stuttgarter Urteil sendet damit ein Signal in die Gesellschaft, die sich Prostitution so gerne schönredet, findet die StZ-Autorin Hilke Lorenz.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Stuttgart - Dieses Urteil könnte von Stuttgart aus die Republik bewegen. Das Landgericht Stuttgart hat als erstes deutsches Gericht die Verantwortlichen eines Bordellbetriebs verurteilt. Der ehemalige Chef der BordellketteParadise, Jürgen Rudloff, ist der Beihilfe zum Menschenhandel, der Zuhälterei und des Betrugs schuldig gesprochen worden. Zwei Mitarbeiter Rudloffs wurden ebenfalls verurteilt. Das Gericht hat damit einen exponierten und vermeintlich positiven Repräsentanten der Rotlichtbranche für gewalttätige und ausbeuterische Lebens- und Arbeitsbedingungen von Prostituierten zur Verantwortung gezogen. Rudloff und seine Mitarbeiter haben zwar nicht selbst die Hand gegen die Frauen erhoben. Sie haben sie auch nicht bis auf den letzten Euro abkassiert. Sie haben sich dabei vielmehr auf die Zusammenarbeit mit Angehörigen der rockerähnlichen Gruppierungen Hells Angels und United Tribuns verlassen. Die Behauptung, vor deren brutalen Methoden die Augen verschlossen zu haben, hat ihnen vor Gericht jedoch nicht geholfen.