Der neue Kommandeur der US-Streitkräfte im Raum Stuttgart will mehr Transparenz. Seine Offenheit endet aber bei heiklen Themen.

Böblingen - Ein neuer Wind weht in der Böblinger Panzerkaserne, dem Hauptsitz der US-Garnison der Region Stuttgart. War der im Juli verabschiedete Kommandant Oberst Carl D. Bird eher zugeknöpft gewesen, sucht sein Nachfolger Oberst John P. Stack den Kontakt zur deutschen Öffentlichkeit. „Uns ist es wichtig, die Leute über das zu informieren, was in unseren Kasernen passiert“, sagte er beim gestrigen Medientag. Einen solchen hat es seit vielen Jahren nicht gegeben. Ganz bewusst demonstriert Stack gleich zu Beginn seiner Amtszeit Transparenz und Offenheit.

 

Anderthalb Stunden steht der 46-Jährige den Journalisten Rede und Antwort, auch wenn viel Fragen tabu sind – nicht nur die zu Religion und Politik, wie es der Kodex der US-Army ihren Angehörigen auch untereinander untersagt. Auch Fragen zu heiklen Themen, etwa dem dringlichsten Problem der Böblinger – eine Lösung für den nervtötenden Schießlärm – unterbindet der Pressesprecher Mark J. Howell gleich zu Beginn. „Damit haben wir nichts zu tun. Die Verantwortung für den Schießstand liegt bei der US-Army in Heidelberg.“ Hier endet also schon die Transparenz .

Verantwortlich für 23 000 Amerikaner in der Region Stuttgart

Stattdessen lädt Howell zu einem mehrstündigen Rundgang über das 38 Hektar große Gelände der Panzerkaserne, die Sitz der Verwaltung für die US-Army-Community ist. Für 23 000 Amerikaner – hier stationierte Soldaten von speziellen Einsatzgruppen sowie deren Angehörige und Zivilangestellte – ist der Colonel verantwortlich. Er fungiert als eine Art Oberbürgermeister der US-Community, die sich über fünf Standorte erstreckt: die Patch Barracks in Stuttgart-Vaihingen, die Kelley Barracks in Stuttgart-Möhringen, die Robinson Barracks im Stuttgarter Norden, den Militärflughafen in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) und eben die Panzerkaserne. Doch nur rund ein Drittel der hier stationierten Soldaten leben in den Kasernen. „70 Prozent unserer Leute wohnen in den Städten der Umgebung“, sagt Stack.

Trotzdem hält die Armee alles bereit, was die Militärs zum Leben brauchen. Eine Welt für sich sind die Militärareale. Es gibt eine eigene Feuerwehr, eine Militärpolizei, Banken, einen Supermarkt, mehrere Schulen für alle Altersklassen. Im Community- Center gibt es Bildungskurse für alle Niveaus. Sogar einen Hochschulabschluss kann man machen. In ihrer Freizeit können sich die Soldaten im Bowling Center vergnügen oder im Fitness-Center trainieren. In den Kelley Barracks ist ein Theater.

Alle zwei bis drei Jahre wechseln die Soldaten den Standort

Neuankömmlingen steht das Welcome Center zur Seite, es hilft bei der Wohnungssuche, der polizeilichen Anmeldung und schult in Mietrecht und deutscher Straßenverkehrsordnung. Alle zwei bis drei Jahre wechseln die Soldaten den Standort, maximal fünf Jahre bleiben zivile Angestellte. Dann geht es weiter ins nächste Land. Deshalb ist es wichtig, dass die Soldaten hier eine perfekte Infrastruktur vorfinden.

Trotzdem liegt dem Colonel daran, dass seine Leute sich auf Deutschland einlassen. Und er geht mit gutem Beispiel voran. „Bis zum Ende meiner Amtszeit habe ich zumindest Grundkenntnisse in Deutsch“, verspricht er und berichtet, dass seine Frau in Fulda noch Verwandte habe. Auch in Pakistan, seiner Station vor Stuttgart, habe er sich bis zum letzten Tag bemüht, „diese anspruchsvolle Sprache zu lernen“. Und selbstverständlich wohnte er nicht auf dem Militär-Areal, sondern mitten in Islamabad. Am Standort Stuttgart hingegen ist es ihm als Commander verwehrt, außerhalb zu leben. Mit seiner Familie hat er eine Wohnung in den Patch Barracks bezogen. Dort möchte er möglichst drei Jahre lang bleiben. Einen Antrag auf Verlängerung seiner zweijährigen Amtszeit hier hat er sofort nach seinem Dienstantritt gestellt.