Terroristenführer Osama bin Laden wurde vor fast genau vier Jahren in einer Kommandoaktion von US-Elitesoldaten in Pakistan erschossen. Nun behauptet der US-Starjournalist Seymour Hersh, die damalige Schilderung sei teilweise gelogen.

Washington - Wenn es stimmt, was der bekannte US-Investigativjournalist Seymour Hersh in der Fachzeitschrift „London Review of Books“ aufgeschrieben hat, dann könnte es mehr als peinlich werden für US-Präsident Barack Obama. Demnach wurde die Tötung von Al-Kaida-Gründer Osama bin Laden Anfang Mai 2011 dramatisiert, um politisch Kapital   daraus zu schlagen. Hersh wirft Obama vor, ein Lügengebäude errichtet zu haben.

 

Sein Report lässt an der offiziellen Darstellung des Einsatzes einer Eliteeinheit Anfang Mai 2011 im pakistanischen Abbotabad so gut wie nichts gelten. Eine „unverschämte Lüge“ nennt der Autor die Angabe der US-Regierung, dass die CIA bin Ladens Kurieren auf die Spur gekommen und die nächtliche Kommando-Aktion gegen den Gründer des Terrornetzwerks Al-Kaida eine amerikanische Angelegenheit ohne Wissen der Pakistaner gewesen sei. In Wirklichkeit hätten die pakistanischen Behörden den Chef des Terrornetzwerks seit 2006 in Abbotabad festgehalten. Ein pakistanischer Geheimdienstmitarbeiter habe bin Laden an die Amerikaner verraten und sei dafür bezahlt worden. Die USA hatten ein Kopfgeld in Höhe von 25 Millionen US-Dollar auf den Terrorpaten ausgesetzt. Schließlich hätten Offiziere aus dem pakistanischen Generalstab und Geheimdienst die Aktion der Navy Seals abgesegnet und dafür gesorgt, dass die Hubschrauber unbehelligt nach Pakistan fliegen konnten.

Leiche Bin Ladens doch nicht auf See bestattet?

Auch andere Details aus der offiziellen Darstellung Washingtons werden von Hersh in Zweifel gezogen. So sei bin Laden nicht beim Feuergefecht gestorben, sondern unbewaffnet gewesen und gezielt getötet worden. Auch sei seine Leiche nicht auf See bestattet worden, wie das Weiße Haus angibt, sondern nach Afghanistan gebracht und der CIA übergeben worden. Obama habe die Geschichte über die Umstände des Todes bewusst verdreht und aufgebauscht, schreibt der Enthüllungsautor.  Der Einsatz habe eine entscheidende Rolle im Wahlkampf 2012 gespielt, als sich Obama der Wiederwahl stellte.

Hersh hatte in den 60er Jahren das US-Massaker von My Lai in Vietnam aufgedeckt und 2004 als erster Journalist über die Misshandlung im irakischen Gefängnis Abu Ghreb durch US-Soldaten berichtet. Ob seine Version der Wahrheit entspricht, ist nicht zu überprüfen. Der US-Journalist beruft sich im Wesentlichen auf eine anonyme Quelle: einen inzwischen pensionierten US-Geheimdienstmitarbeiter.