Oprah Winfreys TV-Kanal OWN floppt. Jetzt will die einstige Talkkönigin das Ruder herumreißen – mit einer eigenen Sonntags-Show.

Los Angeles - Auf Oprahs Kanal war bisher nicht viel los. Ein bisschen Geldberatung, etwas Kochen, etwas Mode („ein neuer Style, und das Leben läuft wieder“), ein paar Gesundheitssendungen. Dazu Reality-Shows, die schon auf anderen Sendern liefen, und „Rosie’s Show“, mit der Talkerin und Komödiantin Rosie O’Donnell, die „ganz emotional“ wichtige Themen angeht – nicht ganz so erfolgreich wie ihre Meisterin Oprah Winfrey selbst.

 

Kein Wunder, dass die Zuschauer dem Kanal, der zur Discovery-Channel-Gruppe gehört, die kalte Schulter zeigten. Schalteten im Januar 2011, direkt nach dem Start, noch gut eine halbe Million Zuschauer den Sender täglich ein, so sank die Zahl danach auf rund 135 000 – und stieg auch nicht wieder an. In der angepeilten Zielgruppe, der Frauen zwischen 25 und 54 Jahren, erreichte Oprahs Kanal OWN (Oprah Winfrey Network) sogar nur 45 000. Damit verlor der Sender sogar acht Prozent gegenüber dem Gesundheitskanal Discovery Health, der vorher dort seine Medizintipps ausstrahlte. Und dass, obwohl mehrere große Satelliten- und Kabelnetzwerke den Sender in ihrem Angebot haben. Seit Beginn dieses Monats soll nun alles anders werden. Oprah Winfrey selbst, die Talkshowkönigin, ist zurück auf dem Bildschirm.

Jeden Sonntag wird die Sendung „Oprahs nächstes Kapitel“ ausgestrahlt, in der sie Prominente zu Hause besucht, ein Novum gegenüber ihrer früheren Studiosendungen. Nach dem Debüt im Hause des Aerosmith-Sängers Steven Tyler, der mit Oprah über seine Drogenabhängigkeit und sein Liebesleben plauderte, stehen Besuche auf George Lucas’ Skywalker-Ranch an sowie eine Reise mit Sean Penn zu dessen Hilfsprojekt auf Haiti.

Winfrey: „Wenn es nicht funktioniert, werde ich Biofarmerin“

Dass Oprah nicht nur als Chefin die Geschicke leitet, sondern persönlich auf dem Bildschirm erscheint, war „bitter nötig“, sagt der Analyst Bill Carroll vom Medienunternehmen Katz Media: „Es war ein großer Fehler, den Kanal Oprah Winfreys Netzwerk zu nennen, wenn sie dann nicht zu sehen ist.“ Das sei wie ein Baseballkanal ohne Spiele – nach und nach schaut keiner mehr zu. Die Talkdiva selbst scheint nun alles zu versuchen, durch ihre eigene Prominenz das Ruder herumzureißen. In zwei anderen Sendungen wird Archivmaterial neu verwertet: in „Masterclass“ besondere Schicksale und dazu das Beste, was hinter den Kulissen der Talkshow geschah.

Die Besitzerin und Chefin selbst gibt sich gelassen: „Jeder fragt mich, wie ich mich fühle, aber es ist klar, dass die ersten fünf Jahre schwierig werden“, sagte sie. Es sei schwierig, und es rüttele an ihrem Ego, aber die 57-Jährige gibt sich noch kämpferisch: „Ja, wir haben Fehler gemacht, aber ich mache mir keine Sorgen darüber, ich habe daraus gelernt“, gestand sie der Nachrichtenagentur AP. Vor allem habe sie nicht genügend neues Material gehabt, um zur Hauptsendezeit Zuschauer anzulocken.

Winfrey betont, dass sie so viel Energie wie noch nie in den Sender gesteckt habe. Einen Plan B gebe es dennoch: „Wenn es nicht funktioniert, dann werde ich Biofarmerin auf Maui.“ Das sei kein Scherz. Aber vorher versucht sie doch noch, in ihrem Metier zu landen. Am vergangenen Sonntag etwa sprach sie mit Chris Christie, dem Gouverneur von New Jersey und Beinahe-Obama-Herausforderer, über seinen lebenslangen Kampf gegen das Übergewicht.