Der örtliche Polizeichef ist hochzufrieden, die hinterbliebene Familie am Boden zerstört: In den USA hat eine Jury der Familie eines erschossenen Schwarzen eine minimale Entschädigung zugesprochen.

Washington - Die Familie eines von der Polizei in den USA erschossenen Afroamerikaners ist von einem Geschworenengericht mit einer Entschädigung von gerade einmal vier Dollar (3,43 Euro) abgespeist worden. Und selbst diese Minimalsumme wurde ihr nachträglich gestrichen. Der Anwalt der Familie will gegen das Urteil nun in Berufung gehen, wie er am Donnerstag laut US-Medien ankündigte.

 

Der Fall datiert in den Januar 2014 zurück. Damals traf in Fort Pierce im US-Bundesstaat Florida die Polizei bei dem Haus des 30-jährigen Gregory Hill ein, weil sich eine Nachbarin über laute Musik aus dessen Garage beschwert hatte. Hill öffnete kurz die Garagentür und schloss sie dann wieder. Einer der beiden Polizisten feuerte dann vier Schüsse durch die geschlossene Tür ab, eine Kugel traf Hill in den Kopf. Der weiße Polizist führte an, dass der Mann eine Schusswaffe in der Hand gehalten habe. In der Gesäßtasche des Toten wurde zwar eine Waffe gefunden, diese war allerdings ungeladen.

Opfer zum Tatzeitpunkt betrunken

Die Untersuchungen ergaben, dass Hill zum Zeitpunkt des Vorfalls betrunken war. Die Familie klagte gegen den Polizisten und seinen Chef. Die Jury sprach den Hinterbliebenen dann in der vergangenen Woche einen Dollar als Beitrag zu ihren Beerdigungskosten zu. Zusätzlich gewährte sie jedem der drei Kinder des Toten ein Schmerzensgeld von jeweils einem Dollar. Hills Kinder sind heute sieben, zehn und 13 Jahre alt.

Die Geschworenen gelangten außerdem zu dem Schluss, dass Hill zu 99 Prozent selber für seinen Tod verantwortlich sei, die Polizei hingegen nur zu einem Prozent. Die Entschädigung wurde daraufhin in einem nächsten Schritt von vier Dollar auf vier Cents reduziert. Da Hill betrunken gewesen war, wurden aber selbst die vier Cents nicht ausgezahlt.

Spendenkampagne für die Hinterbliebenen

Der örtliche Polizeichef Ken Mascara zeigte sich hochzufrieden über das Urteil. Sein Beamter habe sich damals in einer „sehr schwierigen Situation“ befunden und die „beste Entscheidung“ für seine eigene Sicherheit sowie die des zweiten Polizisten und „der Öffentlichkeit“ getroffen. Hills Familie ist hingegen nach dem Urteil „am Boden zerstört“, wie deren Anwalt John Phillips sagte.

Inzwischen wurde immerhin eine Spendenkampagne für die Hinterbliebenen gestartet. Bis Freitag wurden auf der Website „GoFundMe“ mehr als 15.800 Dollar (13.500 Euro) für die Familie gesammelt. Phillips rief zu weiteren Spenden auf. Die US-Öffentlichkeit solle sich besser gegenüber Hills drei Kindern verhalten „als die Jury“, sagte er.