Kai Bechtle und Florian Bless eröffnen mit „Us not us“ ein Ladenkonzept, das es so in Ludwigsburg noch nicht gibt. Was planen die beiden kreativen Köpfe?

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Kreative, Modebewusste, Probierfreudige: für Menschen, die das sind oder gerne noch werden möchten, gibt es in Ludwigsburg viel zu wenig Möglichkeiten sich auszutoben. Sich mit Gleichgesinnten zu treffen, auch dafür gibt es eher wenige Anlaufpunkte – das hört man immer wieder.

 

Das sehen auch Kai Bechtle (28) und Florian Bless (37) so. „Wir wollen auch einen Platz schaffen für eben diese Leute“, sagt Bechtle, „für diejenigen, die was Alternatives suchen“. Ende des Monats eröffnen sie ihren Laden „Us not us“ an prominenter Stelle in der Kirchstraße etwas unterhalb der Stadtkirche. Das Konzept der beiden gibt es so in der Barockstadt noch nicht. Kurz und bündig beschreiben es Bechtle und Bless in einem Satz: „Ein Raum, Café und Mode.“

Umgestaltet ist der Laden schnell

Für die beiden Jungunternehmer ist es nicht der erste Laden in Ludwigsburg. 2015 hatten Bechtle und Bless bereits einen Laden in der Asperger Straße gleich ums Eck. Dort verkauften sie Klamotten ihres eigenen Labels UMTC. „Eine Kaffeemaschine gab’s da auch schon“, sagt Bless. Und die habe dafür gesorgt, dass die Kunden deutlich länger blieben, die Atmosphäre war entspannt. „Der neue Laden ist im Grunde fast das gleiche, nur eben erwachsen“, sagt Bechtle. Entspannt soll es aber auch mit neuer Adresse weiterhin zugehen.

Eine Kaffeemaschine wird es ebenfalls wieder geben, dazu noch ein bis zwei Weine, Bier, Softdrinks. Weil sie für den Laden eine volle Gastrokonzession haben, könnten sie sogar Speisen anbieten, davon werden sie aber erst einmal die Finger lassen. Draußen sitzen kann man aber. „Wir wollen uns nicht zu weit von der eigentlichen Idee entfernen“, sagt Bless. Heißt eben: Kaffee, Mode – arg viel mehr nicht. Unkompliziert und übersichtlich solle es vor allem sein. Was die Namensgebung betrifft, hätte man es aber vielleicht doch etwas einfacher haben können. Das Café selbst wird nämlich – anders als der Laden – „Kyub“ heißen. Worauf letztlich der Fokus liege, entscheiden die Kunden. Fix ist im Grunde nur die Bar aus Holz, die auf einer Seite des Ladens gezimmert wurde. „Ansonsten sind wir flexibel und können alles auch mal tageweise umgestalten“, erzählt Bechtle, „an einem Tag mehr Tische und am anderen mehr Platz für Klamotten“.

Produkte von „Freunden aus aller Welt“

Was an den Stangen hängt, stammt aus der eigenen Produktion: Hoodies, T-Shirts, Mützen. Ihr Label haben Bechtle und Bless 2015 gegründet. Genäht werden die Klamotten in Portugal, „so nachhaltig wie es eben geht“, lautet das Versprechen. Zwei Mitarbeiter und eine Maßschneiderin beschäftigt „UMTC Studios“, ab September auch noch eine Auszubildende. Neben ihren eigenen Designs sind Bechtle und Bless auch „Textildienstleister“, wie sie selbst sagen. Für Kunden fertigen sie so beispielsweise Merchandise oder kümmern sich um andere Aufträge rund um Shirts und Co. Neben den eigenen Klamotten verkaufen Bechtle und Bless in ihrem neuen Laden noch Produkte von „Freunden aus aller Welt“. Taschen aus Berlin, Schuhe aus Paris, Düfte aus Japan . . . Die beiden Modedesigner sind offenbar viel rumgekommen.

Kennengelernt haben sich die Geschäftspartner aber hier in Deutschland – nicht etwa in einer Bar, sondern beim Friseur. Bless, der diesen Beruf gelernt hat, schnitt Bechtle regelmäßig die Haare. T-Shirts designte er da schon – aber nur für sich selbst. Irgendwann entdeckten sie die gemeinsame Leidenschaft für Mode und gründeten ihre Firma. „Am meisten hängt unser Herz aber am Laden“, sagt Kai Bechtle. Der Kontakt zu den Kunden habe in den vergangenen Monaten gefehlt. Die hätten zwar auch gerne in ihr Büro Schrägstrich Atelier kommen dürfen, arg viele nahmen das Angebot aber nicht an. „Wir waren schon ab vom Schuss“, sagt Flo Bless. Auch deshalb hätten sie den Laden gerne schon viel früher eröffnet, an die Fläche waren sie bereits 2021 gekommen, auch durch Corona zog sich alles ein bisschen in die Länge. Überhaupt hätte die Pandemie dem kleinen Unternehmen fast den Garaus gemacht, „den Kopf gekostet“, sagt Kai Bechtle. „Aber wir sind über den Berg, es läuft wieder.“

Vorher Juwelier, ganz früher mal Metzgerei

Umso mehr freuen sie sich jetzt auf ihren Laden. Mitte November haben sie mit dem Umbau begonnen – und dabei versucht so viel wie möglich von der alten Substanz zu erhalten. Von einer Metzgerei stammen die alten Fließen, die hinter der schicken neuen Holzbar die Wand pflastern, im hinteren Bereich zeugt eine Stahlgittertür davon, dass auch einmal ein Juwelier die Räume nutzte. Ansonsten haben Bless und Bechtle eine Brüstung eingezogen, die Struktur an der Decke ist freigelegt, ansonsten ist es schlicht gehalten. Das passt irgendwie auch sehr gut zum Motto ihrer Klamottenlinien: „Silent but radical“ – still aber radikal. Zur Ladeneröffnung soll es eine neue Kollektion geben. Die erste seit eineinhalb Jahren.

Eröffnung über das 1. Mai-Wochenende

Eröffnung
 „Us not us“ in der Kirchstraße 17 in Ludwigsburg öffnet am Freitag, 28. April, erstmals. Los geht es um 18 Uhr. Weitere Infos gibt es auf Instagramkanal bei @us__not__us.

Mode
 Das Modelabel „UMTC Studios“ haben Kai Bechtle und Florian Bless im Jahr 2015 gegründet. Designed wird die eigene Linie in ihrem Atelier in Ludwigsburg, die beiden beschäftigen auch eine eigene Schneiderin. Ansonsten werden die Klamotten in Portugal genäht. Weitere Informationen gibt es online unter der Adresse: www.umtc-studios.com .