Um die Terrormiliz im Irak zurückzudrängen, bombardieren die Vereinigten Staaten deren Stellungen. Auch die kurdische und die irakische Armee erhöhen den Druck auf die Dschihadisten – und hoffen mit Hilfe der USA auf eine schnelle Wende.

Bagdad - Der Vormarsch der selbst ernannten Gotteskrieger des „Islamischen Staates“ (IS) auf die kurdische Regionalhauptstadt Erbil ist der Auslöser gewesen: Präsident Barack Obama zum ersten Mal seit dem US-Rückzug vor drei Jahren Luftangriffe im Irak autorisiert. Am Freitag flogen Kampfjets Einsätze gegen Artilleriestellungen der Dschihadisten in den Orten Gwer und Mahmour, die in direkter Nähe der Grenze zum kurdischen Autonomiegebiet liegen. Gleichzeitig wies Obama die Armee an, die 40 000 im Sindschar-Gebirge von Extremisten eingekesselten Angehörigen der Jesiden aus der Luft mit Lebensmitteln und Wasser zu versorgen. In der Nacht zu Freitag warfen drei Hercules-Transporter Versorgungspakete für 8000 Menschen ab, die sich dort in Höhlen versteckt halten. In der Nacht zu Samstag folgten weitere Flüge. Nach Obamas Worten sollen die US-Kampfeinsätze Massaker an den Christen und Jesiden verhindern.

 

Mit der Unterstützung der USA erwartet die irakische Armee schnelle Erfolge. „In den kommenden Stunden wird es vor Ort enorme Veränderungen geben“, sagte der irakische Armeechef Babaker Sebari am Freitag. Laut Sebari arbeiten irakische Offiziere und kurdische Peschmerga-Kämpfer mit der US-Armee bei der Auswahl der Angriffsziele zusammen.

Blitzoffensive nahe Erbil

Am Donnerstag waren die IS-Brigaden nach einer Blitzoffensive 40 Kilometer nahe an Erbil herangerückt und hatten die kurdischen Peschmergas an allen Fronten zum Rückzug gezwungen. Den kurdischen Streitkräften fehlt es vor allem an moderne Waffen. Sie verfügen lediglich über sowjetische Altpanzer, die sie nach dem Sturz von Saddam Hussein im Jahr 2003 beschlagnahmen konnten. Seit einigen Tagen jedoch landen Transportmaschinen auf dem Flughafen von Erbil, die Panzer, Artilleriegeschütze und Raketen entladen.In der Nacht zu Freitag war es den IS-Kämpfern zudem gelungen, den strategisch wichtigen Mossul-Staudamm unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Talsperre ist das größte Süßwasserreservoir des Irak, von dem das Trinkwasser für Millionen Menschen und die Feldbewässerung Zehntausender Landwirte abhängen.