Wie erwartet macht Donald Trump schon jetzt klar, dass er 2024 wieder antreten möchte. Doch bei seiner Rede zeigt sich, wie es um die Unterstützung der Republikaner steht – und ob Trump es noch einmal schafft, alle Augen auf sich zu ziehen.

Lieblingstochter Ivanka schaffte es nicht, von Miami auf einen Sprung nach Palm Beach zu kommen, um live dabei zu sein, als ihr Vater versprach, „Amerika wieder großartig und glorreich zu machen“. Sie zog es vor, bei ihren Kindern zu bleiben. Auch Ehemann Jared Kushner fand keine Zeit für die Ankündigung der erneuten Kandidatur seines Schwiegervaters. Wie kein einziger Republikaner aus dem US-Kongress Donald Trump vor Ort die Ehre erwies.

 

Der hatte seinen Auftritt vor einem Meer aus 33 Sternenbannern im goldenen Ballraum von Mar-A-Lago so terminiert, dass eine Anreise aus Washington trotz Wahlen der neuen Fraktionsführung in Senat und Repräsentantenhaus möglich gewesen wäre. Der Kongressabgeordnete Matt Gaetz aus Florida, einer von Trumps bisherigen Superfans, schob sein Fernbleiben auf das Wetter.

Republikaner tiefzerstritten

Da der Wetterdienst keine besonderen Vorkommnisse gemeldet hatte, dürfte es eher die politische Großwetterlage gewesen sein, die ihn und andere von einer Stippvisite in der Strandvilla abgehalten hatten. Trump hatte die Republikaner bei den Zwischenwahlen zum Kongress durch die Unterstützung extremer Kandidaten den Senat gekostet und ihnen statt einer „roten Welle“ bestenfalls eine hauchdünne Wackelmehrheit im Repräsentantenhaus gebracht.

Seine Berater hatten versucht, den Ex-Präsidenten davon zu überzeugen, dass dies kein guter Zeitpunkt sei, den Hut für das Weiße Haus noch einmal in den Ring zu werfen. Zumal die Republikaner tiefzerstritten darüber sind, wer die Verantwortung für das Wahldebakel trägt. Trump wies in seiner Rede jede Schuldzuweisung zurück. Die „Fake-News“ verschwiegen die großartige Bilanz seiner Kandidaten bei den Wahlen.

Wie an so vielen Stellen seiner anfangs mit wenig Energie vom Teleprompter abgelesen Ausführungen nahm es Trump mit den Fakten nicht so genau. Die meisten von ihm unterstützten Kandidaten traten in sicheren Wahlbezirken an, die mit oder ohne seine Rückendeckung gewonnen hätten. Es waren Trumps Bewerber in den Wechselwähler-Staaten und -Wahlkreisen, die verloren und der Partei seit den Zwischenwahlen 2018 die dritte Schlappe in Folge eingetragen hatten.

Trumps Topberater Jason Miller hatte eine 35 Minuten lange, „sehr nach vorn gerichtete Rede“ versprochen. Stattdessen klagte der Ex-Präsident darüber, wie Joe Biden eine unter seiner Führung glänzende und starke Nation abgewirtschaftet habe. Der bald 80-jährige Demokrat sei so senil, „dass er auf Reisen in Idaho ‚Willkommen in Florida‘ sagt“.

Der Präsident nutzte messerscharf sein Megafon, um kurz vor 21 Uhr Ostküstenzeit Trump vom fernen Bali aus die Show zu stehlen. Während Trump darüber spekulierte, wie China ihn die Wahlen 2020 gekostet hätte, die Menschen um ihren Truthahn zu Thanksgiving fürchten müssten, oder sich über Angela Merkels Akzent echauffierte, sprach Biden über den Weltfrieden. Die in Polen eingeschlagene Rakete sei nach allem, was bekannt sei, nicht von Russland aus abgeschossen worden.

Selbst sein Haussender hatte genug

Aus den angekündigten 35 Minuten machte Trump 65. „Amerikas Comeback beginnt genau jetzt“, verkündete er in dunkelblauem Anzug und roter Krawatte. „Seid ihr bereit?“ Ergeben schallten ihm aus dem Ballsaal „Yeah!“- und „Trump“-Rufe entgegen. Kurz darauf blendete nicht nur der Fernsehsender CNN aus der Liveübertragung aus. Selbst sein Haussender FOX hatte genug. Weniger Glück hatten die Gäste vor Ort in Mar-A-Lago, die Ordner daran hinderten, den Ballraum zu verlassen.

Der konservative „Drudge-Report“ brachte das Spektakel trocken auf den Punkt. „721 Tage bis zu den Wahlen . . .“, titelte er auf seinem Portal. „Die Chancen sind im freien Fall“. So beurteilen viele Analysten den denkwürdigen Abend. Am besten brachte es der „Washington Post“-Kolumnist Dana Milbank auf den Punkt: „Der Zauber ist weg.“