Vor einem Jahr gab fast niemand Donald Trump eine Chance, als offizieller Kandidat der US-Republikaner ins Rennen um das Weiße Haus zu gehen. Es ist anders gekommen.

Washington - Donald Trump hat die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der US-Republikaner sicher. Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP hat Trump 1238 Delegiertenstimmen hinter sich - eine mehr als nötig. Formal gekürt wird der Immobilienunternehmer beim Nominierungsparteitag in Cleveland vom 18. bis 21. Juli. Die eigentliche Präsidentschaftswahl ist im November. Amtsinhaber Barack Obama sprach ihm jede Qualifikation für das Amt ab.

 

Trump hat als ursprünglich krasser Außenseiter in rund einem Jahr Vorwahlkampf 16 republikanische Präsidentschaftsbewerber aus dem Feld geschlagen. Sein Wahlkampf war gespickt mit Übertreibungen, Provokationen und Beleidigungen. Frauen beurteilte er nach ihrem Aussehen, Mexikaner bezeichnete er als Vergewaltiger. Er kündigte an, an der Grenze zu Mexiko eine Mauer zu bauen und Muslime ohne US-Pass nicht mehr einreisen zu lassen. Seine Partei-Rivalen bedachte Trump mit Spottnamen wie „kleiner Marco“ Rubio, „Schwacher“ Jeb Bush oder „Lügen-Ted“ Cruz.

Trump selbst setzte auf enthusiastische Unterstützer, die sich von der Politik im Stich gelassen fühlten und verhieß, die USA wieder groß zu machen. Trotz seines Milliardenvermögens kam er im Wahlkampf mit vergleichsweise geringen Summen aus. Bis Ende April waren es 57 Millionen Dollar (51 Millionen Euro), davon 43 Millionen Dollar aus der eigenen Kasse. Trump gab zudem „nur“ 21 Millionen Dollar für Radio- und Fernsehspots aus - etwa ein Viertel dessen, was Floridas Ex-Gouverneur Jeb Bush und dessen Verbündete dafür investierten.

Längst ist Trump konkurrenzlos

Schon vor Wochen hatten sich die letzten beiden innerparteilichen Konkurrenten - Cruz und Ohios Gouverneur John Kasich - mangels Erfolgsaussichten aus dem Rennen zurückgezogen. Nominell fehlten Trump nach seinem Wahlsieg im US-Staat Washington diese Woche zuletzt noch rund 40 Stimmen. Er überbot diese Zahl jetzt, weil sich weitere nicht festgelegte Delegierte hinter ihn stellten.

Bei den fünf noch ausstehenden Vorwahlen der Republikaner sind 303 weitere Delegiertenstimmen zu vergeben. Da Trump keinen Gegenkandidaten mehr hat, dürfte er in Cleveland eine klare Mehrheit bekommen und damit eine von vielen Republikanern befürchtete Kampfabstimmung vermeiden.

Noch bevor Trumps Kandidatur endgültig feststand, ging Präsident Obama hart mit dem politischen Seiteneinsteiger ins Gericht. Viele von Trumps Vorschlägen zeugten von Hochmut und Ignoranz des Weltgeschehens, sagte Obama. Trump ziele oft nur darauf ab, Tweets und Schlagzeilen zu bekommen. Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen wüssten nicht, wie ernst sie Trumps Äußerungen nehmen sollten und seien deswegen verunsichert - und dieses Gefühl habe gute Gründe.

Trumps wahrscheinliche Gegenkandidatin der Demokraten bei der Wahl im November ist Hillary Clinton. Die ehemalige Außenministerin hat aber die nötigen Delegierten ihrer Partei noch nicht ganz zusammen, sondern muss in weiteren Vorwahlen gegen den linken Senator Bernie Sanders antreten.