Die Wahrscheinlichkeit für einen Sieg von Donald Trump steigt. Mit dem Sieg in Ohio und Florida und guten Werten in demokratischen Staaten im Norden wächst die Sorge bei den Demokraten.

Washington - Die Chancen von Donald Trump für einen Sieg in der US-Präsidentenwahl steigen, die Schockwellen sorgen für Turbulenzen an den Börsen. In zahlreichen Fernsehsendern und selbst in liberalen Medien wie der New York Times geht man inzwischen von einem Wahlsieg des umstrittenen Unternehmers aus, und sucht nach Erkärungen für diese von niemandem vorhergesagte Entwicklung. Derzeit hat Trump 186 Wahlleute zugesprochen bekommen, Hillary Clinton steht bei 190 In entscheidenden Bundesstaaten liegt die zuvor favorisierte Clinton bei der Auszählung der Stimmen hinten. Die Stimmung im Clinton-Lager ist angespannt bis niedergeschlagen, auf den Twitter-Accounts der demokratischen Aktivisten herrscht gespenstische Stille.

 

Donald Trump hat den wichtigen Bundesstaat Florida für sich entschieden und seine Siegchancen bei den US-Präsidentschaftswahlen erheblich ausgebaut. Der umstrittene Republikaner konnte auch die Wechselwählerstaaten North Carolina und Ohio für sich entscheiden. Seine demokratische Konkurrentin Hillary Clinton gewinnt in Virginia und Colorado. Die Siege Trumps kamen überraschend, er sicherte sich die meisten der umkämpften Staaten. Clinton war als Favoritin in die Wahl gegangen.

Vor allem in den Bundesstaaten im sogenannten Rostgürtel der USA wie Wisconsin und Michigan liegt die Demokratin überraschend hinten. Trumps Wahlkampf, in dem er auch gegen internationale Handelsabkommen und Globalisierung Stimmung gemacht hatte, verfing in diesen von Abschwung geprägten Gegenden offensichtlich sehr. Das hatten Meinungsforscher so nicht vorausgesehen.

Auch ein Umschwung im von den Republikanern dominierten Repräsentantenhaus gelang den Demokraten nicht. Sie verfehlten dieses Ziel klar. Noch schlimmer: Auch im Senat, auf den sich die Demokraten große Hoffnungen gemacht hatten, sah es nicht nach einem Sieg aus. Im Falle eines Wahlsieges könnte Trump mit einer Mehrheit in beiden Parlamentskammern reagieren.

New York Times: Trump gewinnt zu 95 Prozent

Das Live-Prognosemodell der „New York Times“-Seite „Upshot“ gibt Trump inzwischen eine Siegchance von 93 Prozent. Das Politblog „Fivethirtyeight“ spricht Clinton mit einem trägeren Modell weiter eine Siegchance von 60 Prozent zu.

Besonders problematisch für Clinton sind derzeit Rückstände in vier Bundesstaaten, darunter Michigan und Wisconsin im Norden, die als sicher im demokratischen Lager verortet wurden. Überraschend groß ist ihr Rückstand in Michigan, in Florida holt sie während der laufenden Auszählung nicht so stark auf, wie sie müsste, um den Staat noch für sich zu entscheiden und die 29 Wahlleute dort zu gewinnen. Sollte sie dazu auch North Carolina und wie vorhergesagt Ohio und Florida und New Hampshire verlieren, bräuchte sie einen Sieg in den als sicher für Trump geltenden Staaten Arizona oder Georgia.

Die Wendung überrascht selbst das Trump-Lager. Am frühen Abend hatte CNN noch gemeldet, dass enge Mitarbeiter des republikanischen Kandidaten davon ausgingen, sie bräuchten „ein Wunder“, um die nötigen 270 Wahlmännerstimmen zu erreichen.

Politische Beobachter sind ratlos

Die politischen Analysten sind überrascht bis ratlos. „Im Wettbewerb zwischen Donald Trump und den Experten hatte Donald Trump Recht“, sagt der Moderator John King auf CNN. Offenbar sei es dem New Yorker Milliardär in weit größerem Ausmaß gelungen, die weiße Mittelschicht zu mobilisieren, als dies alle Umfragen vorhergesagt haben und wichtige Themen wie Einwanderung und den Abstieg der Mittelschicht aufzubringen. Im konservativen Fernsehsenxer Fox News diagnostiziert der Analyst Patrick Caddell der liberalen Elite in Washington gar schon eine weitreichende „kognitive Dissonanz“, die im Glaube an ihre Überlegenheit die Psychologie der Massen nicht verstanden habe.

Umfragne von CNN zeigen, dass 53 Prozent der Männer Trump gewählt haben, 54 Prozent der Frauen Clinton. Zudem liegt der republikanische Kaniddat bei allen Wählern ab 45 Jahren vorn, während Clinton die jüngeren Amerikaner überzeugen konnte. Vergleicht man die ethnische Abstammung, so gewinnt Trump lediglich bei den Weißen mit 58 Prozent. Schwaze, Latinos und Asiaten wählen mit bis zu 88 Prozent Hillary Clinton.

Beide Kandidaten hatten sich in den vergangenen Wochen erbitterte Auseinandersetzungen geliefert. Der Wahlkampf gilt als einer der härtesten und schmutzigsten der amerikanischen Geschichte. Er war geprägt von persönlichen Beleidigungen und Schmähungen. Ein Ringen um politisch attraktivere Positionen gab es nicht. Fakten und Inhalte spielten kaum eine Rolle.

Noch nie in der Geschichte der US-Wahlen waren zwei Kandidaten gleichermaßen so unbeliebt: Trump wegen seiner Art und seiner Ausfälle, Clinton wegen ihrer Skandale und ihrer Nähe zum bestehenden System.