Mit der Übernahme von Monsanto will Bayer zum Weltmarktführer aufsteigen und lässt sich das 66 Milliarden Dollar kosten.

Frankfurt - Für Werner Baumann ist alles nach Plan gelaufen. Der neue Chef des Leverkusener Bayer-Konzerns hatte kurz nach seinem Amtsantritt im Mai ein Angebot für den US-Saatgut- und Pflanzenschutzkonzern Monsanto abgegeben. Es hagelte reichlich Kritik, weil Monsantos Ruf nicht gerade untadelig ist und auch der Chef des US-Konzerns, Hugh Grant, war gar nicht begeistert. Bayer legte drei Mal nach und ist nun am Ziel: für 128 Dollar pro Aktie oder insgesamt 66 Milliarden Dollar (59 Milliarden Euro) darf Bayer den Konkurrenten übernehmen und zum Weltmarktführer auf diesem Gebiet aufsteigen.

 

„Das ist ein wahrhaft historischer Tag für Bayer und Monsanto“, freute sich Baumann am Mittwoch. „Dieser Schritt wird die Position von Bayer als führendem Life-Science-Unternehmen in der Welt deutlich stärken.“ Es wird, wenn denn auch weiterhin alles so läuft wie Baumann sich das vorstellt und die Kartellbehörden zustimmen, der größte Einkauf eines deutschen Unternehmens sein. Und natürlich auch, zehn Jahre nach der Übernahme des Pharmakonzerns Schering für 17 Milliarden, der bisher größte Zukauf von Bayer.

Monsanto gilt als rigide im Umgang mit Kunden

Nach Ansicht von Baumann und offenbar auch des Aufsichtsrats, der den Deal am Mittwoch genehmigte, ist Monsanto aber das Geld wert. Das Unternehmen setzt zwar „nur“ 15 Milliarden US-Dollar um, gilt als sehr rigide im Umgang mit den Kunden und hat mit dem Hauptumsatzbringer Glyphosat ein Pflanzenschutzmittel im Angebot, das seit dem vergangenen Jahr als krebserregend eingeschätzt wird. Dennoch ist Bayer davon überzeugt als Weltmarktführer bei Pflanzenschutz- und Saatgutmitteln den derzeitigen Fusionswettlauf in der Branche gewinnen zu können.

Die beiden Unternehmen kommen derzeit zusammen auf einen Börsenwert von mehr als 120 Milliarden Euro. Bayer alleine wird aktuell mit knapp 79 Milliarden Euro bewertet und ist damit der schwerste Wert im Dax. Vom Konzernumsatz von 46,3 Milliarden Euro entfallen bisher 10,4 Milliarden auf die Agrarchemiesparte CropScience. Die Leverkusener beschäftigen weltweit mehr als 115 000 Mitarbeiter.

Die Offerte will Bayer weiterhin aus Fremd- und Eigenkapital finanzieren. Der Eigenkapitalanteil soll bei rund 19 Milliarden Euro liegen und durch eine Kapitalerhöhung und Pflichtwandelanleihen finanziert werden. Eine Brückenfinanzierung über 57 Milliarden Dollar wurde Bayer bereits von den Banken Merrill Lynch, Credit Suisse, Goldman Sachs, HSBC und JP Morgan garantiert. Aus Synergien erwartet Baumann drei Jahre nach Abschluss der Übernahme jährliche Ergebnisbeiträge von 1,5 Milliarden Dollar. Der Hauptsitz der weltweiten Saatgutsparte des gemeinsamen Unternehmens soll am Unternehmensitz von Monsanto in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri angesiedelt sein. Der Pflanzenschutz-Bereich und die Bayer-Agrarsparte Crop Science sollen von nordrhein-westfälischen Monheim aus geführt werden.

Fallende Getreidepreise setzen den Firmen zu

Bayer und Monsanto sind nicht die einzigen Konzerne in der Branche, die ihr Heil in Zusammenschlüssen suchen. Fallende Getreidepreise und instabile Märkte in den Schwellenländern haben den Firmen zuletzt zugesetzt. Der deutsche Chemieriese BASF ist bislang nicht auf das Übernahmekarussell aufgesprungen. Die Ludwigshafener stehen aber parat für Zukaufgelegenheiten, die sich aus kartellrechtlich bedingten Verkäufen aus den Zusammenschlüssen in der Branche ergeben könnten.

Bayer hatte in den seit Monaten andauernden Verhandlungen sein Angebot für Monsanto mehrmals scheibchenweise erhöht. Gestartet war der Übernahmepoker im Mai mit 122 Dollar je Anteilsschein. Wenn die Kartellbehörden die Freigaben für die Übernahme nicht erteilen, soll Monsanto zwei Milliarden Dollar bekommen – 500 Millionen mehr als bislang in Aussicht gestellt. Beide Firmen wollen eng mit den Behörden zusammenarbeiten, um den Abschluss der Übernahme, der bis Ende 2017 erwartet wird, perfekt zu machen. Der Deal könnte laut Experten vor allem in den USA auf kartellrechtliche Hürden wegen Überlappungen im Saatgutgeschäft stoßen, insbesondere bei Sojabohnen, Baumwolle und Raps.