Die US-Truppen bleiben noch vier Jahre im Land. Um so unverständlicher ist es, dass die Flächen jetzt schon zum Verkauf angeboten werden.

Heidelberg/Mannheim/Schwetzingen - Voraussichtlich werden noch drei bis vier Jahre ins Land gehen, ehe alle Flächen der US-Truppen in der Region Rhein-Neckar frei werden. Es geht um riesige Areale: ganze Siedlungen, Werkstätten, Flugplätze und ein Krankenhaus warten auf neue Nutzer oder eine Umwandlung für den zivilen Bedarf. Mit knapp 800 Hektar Fläche gilt das Projekt als derzeit größte Konversion bundesweit. In den betroffenen Städten Heidelberg, Mannheim und Schwetzingen sind die Planungen gerade erst angelaufen. In den Rathäusern hat man neue Stellen für Konversionsbeauftragte geschaffen und tut alles, um die Bürger zum Mitmachen zu motivieren.

 

Da führt es zu einigen Irritationen, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), an die die Liegenschaften nach dem Abzug der Amerikaner zurückfallen werden, vor Kurzem schon den offiziellen Startschuss für die Vermarktung der Flächen gegeben hat. "Konversion und mehr - Chancen für Investitionen" heißt der Titel einer Broschüre, in der die Anstalt für den Kauf von Immobilien "im Herzen der Metropolregion Rhein-Neckar" wirbt. Ein- Zwei- und Mehrfamilienhäuser, Gewerbeimmobilien aller Art, Bauflächen "in jeder Größenordnung", Kasernen, Bunker, Truppenübungsplätze und Jagden werden darin "provisionsfrei" angeboten.

Die Vertreter der Stadt Heidelberg entdeckten die Broschüre im Oktober bei der Immobilienmesse Expo Real in München. Er finde es "ein bisschen komisch", dass die Bima schon jetzt nach Investoren suche, gestand der Heidelberger Baubürgermeister Bernd Stadel (CDU) daraufhin der Lokalzeitung. "Man weiß doch noch gar nicht, wohin der Zug fährt", meinte er.

"Warum muss das jetzt schon auf den Markt?"

Die Bima, die dem Berliner Finanzministerium untersteht, versichere zwar, sie respektiere die Interessen der Stadt, erklärte Stadel gegenüber der Stuttgarter Zeitung. Jeder Investor, der dort anfrage, bekomme die Auskunft, er müsse sich an die Verwaltung in Heidelberg wenden, die für die Planung zuständig sei. "Doch das bringt eigentlich nichts; bisher sind die angebotenen Flächen ja alle als Sondergebiete Bund ausgewiesen, es liegen noch keine Konzepte für die Zukunft vor. Mehr können wir den Interessenten auch nicht sagen."

Schließlich müssten sich die Städte zuerst einmal selbst in umfangreichen Untersuchungen ein Bild vom Zustand des Vorhandenen machen - vom Gelände und baulichen Verhältnissen, über Versorgungsleitungen bis hin zu möglichen Altlasten. "Die Liegenschaften kommen doch erst in den Jahren 2014/2015 zurück; da fragt man sich: Warum muss das jetzt schon auf den Markt?", sagt Stadel.

In Heidelberg wünsche man sich einen Dialog mit der Bima. Doch bis jetzt habe man den Eindruck, die blende "die Interessen der Kommunen halbwegs aus". Am Rand der neuen Heidelberger Bahnstadt etwa, wo man gern schon jetzt einige Verwaltungsgebäude der US-Armee übernehmen würde, die diese auch vorzeitig räumen wolle, hätte man sich von der Anstalteine größere Verkaufsbereitschaft gewünscht. "Doch da waren wir bisher nicht besonders erfolgreich", bedauert Stadel.

 Das Wirtschaftliche steht im Vordergrund

"Es gibt einen strukturellen Interessenkonflikt zwischen den Städten und der Bima", erklärt der Mannheimer Konversionsbeauftragte Konrad Hummel. In Mannheim beispielsweise wolle man die Konversionsflächen nutzen, um die Stadt insgesamt weiterzuentwickeln. Man habe durch den Abzug der Truppen die Chance, erstmals wieder große Gebiete zu verbinden und einen neuen Grünzug zu schaffen. Die Idee für eine Bundesgartenschau, die der Oberbürgermeister jüngst publik gemacht habe, "kommt bei den Bürgern sehr gut an". Zugleich wolle man attraktive neue Wohnquartiere schaffen und sich mit einer zeitgemäßen Gewerbepolitik auf dem Gebiet des Forschungs- und Ingenieurwesens weiterentwickeln.

Deshalb sei man gegen einen schnellen oder häppchenweisen Verkauf von Teilflächen des Bundes im Wettbewerb; stattdessen wolle man auf "ein sinnvolles Zusammenwirken für die künftige Stadtentwicklung hinwirken", sagte Hummel. Dabei wolle man " jede Art von Säbelrasseln vermeiden". Denn bislang sei man in guten und vertrauensvollen Gesprächen mit den Immobilienverwaltern des Bundes.

So sieht dies auch Michel Schäfer, der Projektleiter für die Konversion in der Region. "Unsere Idealvorstellung wäre natürlich, dass man die Zeit bis zum Abzug der Truppen für die Vorarbeiten nutzt und die Flächen dann zeitgleich mit der formalen Rückgabe verkauft", erklärt er. "Wir wissen aber auch, dass dies angesichts der Menge an Immobilien nicht gehen wird. Wir sehen die Probleme der Städte und sind bereit, uns mit ihnen abzustimmen", versichert er. "Doch für uns steht dabei das Wirtschaftliche im Vordergrund."

Im Angebot: Kasernen, Flugplätze und ein Hauptquartier

Konversionsprojekte Noch sind die US-Truppen an Rhein und Neckar da, doch die Bundesimmobilienverwaltung bietet die „attraktiven Flächen“ bereits in einer Broschüre zum Verkauf. Zwei Dutzend Anlagen, vom Hauptquartier bis zum Flugplatz, sind zu haben.

Benjamin-Franklin-Village Der Stadtteil in Mannheim gilt als eines der Sorgenkinder. Er verfügt über 2000 Wohneinheiten, einen eigenen Kindergarten, Grund-, Mittel- und Oberschule sowie Sporthallen, Kirche und Kino; eine Kleinstadt – fernab der Stadt.

Naturschutzgebiet Wem der Sinn nach Natur steht, für den wäre vielleicht der Übungsplatz Hirschacker in Schwetzingen interessant. Er ist steht teilweise unter Schutz, wäre aber grundsätzlich als privates Jagdgebiet geeignet, heißt es in der Broschüre.