Stuttgart - Vielleicht ist das im Rückblick ja auch schon ein Zeichen gewesen. Als Curtis Scaparrotti im Mai 2016 in Stuttgart-Vaihingen ganz offiziell den Befehl über die amerikanischen Truppen in Europa übernommen hat, da schickten die USA ihren Verteidigungsminister, um Lobeshymnen auf den Heeresgeneral zu singen. Der Chef im Pentagon hieß damals Ashton Carter. Als Scaparrotti drei Jahre später turnusgemäß seinen Platz für Todd Wolters räumte, kam aus Washington nur der Heeresstaatssekretär. Der sang nicht nur Loblieder auf seine Soldaten, sondern versicherte Europa. „wir stehen Schulter an Schulter mit ihne.“ Womöglich ist der Luftwaffengeneral Todd Wolters nun derjenige, der im Stuttgarter Hauptquartier der US-Streitkräfte den Befehl zum Kistenpacken geben muss.
Kurze Befehlskette von Trump nach Stuttgart
Der Wunsch des US-Präsidenten ist Tod Wolters jedenfalls Befehl. Vom Präsidenten über den Verteidigungsminister direkt zu Wolters, so lautet die Befehlskette. Das United States European Command (Eucom) war lange Zeit das einzige US-Oberkommando der Vereinigten Staaten mit Sitz außerhalb der USA – bis im Jahr 2007 Africom installiert wurde, ebenfalls in Stuttgart.
Eucom ist zuständig für den gesamten europäischen Raum, von der Arktis bis zum Mittelmeer, vom Atlantik bis zum Kaukasus. Jede Bewegung der rund 60 000 US-Soldaten in diesem Bereich wird von Stuttgart aus verfolgt. In den Patch Barracks selbst arbeiten knapp 1000 Soldaten und Zivilisten. Die Umsetzung von Nato-Resolutionen wird hier ebenso koordiniert wie eigene Missionen. Eucom-Chef Todd Wolters ist, ebenso wie seine Vorgänger, in Personalunion der militärische Nato-Oberbefehlshaber – und in dieser Eigenschaft häufiger in Belgien denn in Stuttgart. Dorthin soll nun auch der komplette Umzug gehen.
In Afrika waren die Amerikaner unerwünscht
Das gilt auch für Africom, dem für den afrikanischen Kontinent (ohne Ägypten) zuständigen Pendant von Eucom. Angesiedelt ist das Kommando in den Kelley Barracks in Stuttgart-Möhringen, hier arbeiten mehr als 1500 Soldaten und Zivilisten. Humanitäre Hilfsmaßnahmen und Hilfe bei der Bewältigung von Katastrophen gehören ebenso zu den Aufgaben des Kommandos wie Militärschläge. Nicht nur der US-Angriff auf Libyen 2011 wurde aus Stuttgart geleitet.
Dass das Oberkommando für den afrikanischen Kontinent auf Stuttgarter Gemarkung angesiedelt wurde war eigentlich nie geplant. Doch die Afrikanische Union verfolgte die US-Pläne zu Beginn dieses Jahrtausends mit großem Misstrauen, so dass die USA kein Land fanden, welches sie aufnehmen wollte – und das Washington zugleich auch genehm war. Die guten Erfahrungen mit Eucom gaben dann den Ausschlag für Stuttgart.
In Möhringen führt derzeit General Stephen J. Townsend das Kommando. Er ist der 5. Oberbefehlshaber seit dem 1. Oktober 2007 von Africom. Zumindest in Stuttgart könnte er auch der letzte sein.