Der Skandal schwelt seit Wochen. Missstände bei der Gesundheitsversorgung von Veteranen sind in den USA sattsam bekannt. Jetzt zieht Präsident Obama die Notbremse - reichlich spät. Das Thema ist emotional aufgeladen

Washington - US-Veteranen-Minister Eric Shinseki ist nach einem Skandal um den Tod zahlreicher Kriegsveteranen zurückgetreten. Nach Medienberichten sollen allein im Bundesstaat Arizona 40 Veteranen gestorben sein, weil sie zu spät behandelt worden seien. Präsident Barack Obama sagte am Freitag, er nehme den Rücktritt mit Bedauern an. „Wir müssen das Problem lösen“, sagte Obama. Erste Prüfungen hätten landesweite Missstände bei der Gesundheitsversorgung ehemaliger Soldaten ergeben. Dies sei „völlig inakzeptabel. Unsere Veteranen verdienen das Beste.“

 

Der Skandal schwelt bereits seit Wochen in den USA. Vor allem Republikaner hatten einen Rücktritt des Ministers verlangt. Die Stellung und Behandlung von Kriegsveteranen in der Gesellschaft ist ein emotional besetztes Thema in den USA. Obama selbst war fünf Monate vor den wichtigen Kongresswahlen in Bedrängnis geraten - vor allem die großen TV-Sender berichteten breit über den Skandal.

Wartelisten für ehemalige Soldaten nur zum Schein geführt

Obama schloss Ermittlungen der Justiz wegen des Verdachts krimineller Vergehen nicht aus. Nach Medienberichten wurden etwa in einem Veteranen-Hospital in Phoenix Wartelisten für die Aufnahme ehemaliger Soldaten nur zum Schein geführt. Obama machte klar, dass die Probleme nicht länger unter den Teppich gekehrt werden dürften. Wenn mehr Ärzte oder mehr Geld für eine schnellere Behandlung gebraucht werden sollten, müsse auch darüber geredet werden. Ein neuer Minister wurde zunächst nicht berufen.

Shinseki - ein ehemaliger Vier-Sterne-General - selbst hatte am Freitag zu Veteranen gesprochen, erhebliche Missstände eingeräumt und sich entschuldigt. Er sei auch dabei, Verantwortliche zu feuern, sagte Obama.

Obama hatte sich nach längerem Schweigen vergangene Woche erstmals geäußert und rückhaltlose Aufklärung verlangt. Bereits damals räumte der Präsident ein, dass Missstände im Zusammenhang mit Veteranen keine neue Entwicklung seien, sondern teilweise „seit Jahrzehnten ein Problem“ seien.