Nach Trumps Wahltriumph sieht sich die internationale Politik vor einem Neuanfang. Etablierte EU-Politiker hoffen auf Schadensbegrenzung, Rechtspopulisten schäumen vor Begeisterung über und aus der Türkei kommen erste Forderungen.

Washington - Internationale Politiker haben dem Gewählten US-Präsidenten Donald Trump zu seinem Erfolg gratuliert. Russlands Präsident Wladimir Putin äußerte am Mittwoch die Hoffnung auf ein Ende der Krise in den russisch-amerikanischen Beziehungen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sagte, Europa müsse sich auf eine weniger berechenbare US-Außenpolitik einstellen. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban sprach dagegen von großartigen Neuigkeiten. Begeistert äußerten sich die europäischen Rechtspopulisten Marine Le Pen und Geert Wilders.

 

Der Republikaner Trump hatte die US-Präsidentschaftswahl überraschend gegen seine demokratische Rivalin Hillary Clinton gewonnen. Er hatte im Wahlkampf immer wieder Sympathien für Putin geäußert. Dieser schrieb nach Kremlangaben in einem Glückwunschtelegramm, er vertraue auf einen konstruktiven Dialog zwischen Moskau und Washington auf der Basis von „Gleichberechtigung, gegenseitigem Respekt und echter Berücksichtigung der Position des jeweils anderen“.

Steinmeier sagte, er hoffe, dass es keine größeren Verwerfungen in der internationalen Politik geben werde. Trumps Wahlkampf habe Wunden geschlagen und viele Fragen offen gelassen. „Nichts wird einfacher, vieles wird schwieriger werden“, sagte Steinmeier. Deutschland werde das Gespräch suchen, um Antworten auf seine Fragen zu bekommen.

Rechtspopulisten freuen sich

Die britische Premierministerin Theresa May sagte, die Beziehungen zu den USA beruhten auf Freiheit, Demokratie und Unternehmertum. Sie freue sich, auf dieser Basis mit Trump zusammenzuarbeiten.

Orban schrieb auf seiner Facebook-Seite, der Sieg Trumps zeige, dass die Demokratie noch am Leben sei. Er hatte im Sommer Trumps Ankündigungen zur Zuwanderungspolitik gelobt, mit seiner eigenen Politik gegen den Zuzug von Ausländern jedoch Abstimmungsniederlagen einstecken müssen.

Der Chef der rechtspopulistischen niederländischen Freiheitspartei, Geert Wilders, nannte Trumps Wahlsieg historisch und sprach von einer Revolution. „Auch wir wollen unser Land dem Volk der Niederlande zurückgeben“, twitterte der EU-Gegner Wilders mit Blick auf die niederländischen Wahlen im kommenden Frühjahr.

Die französische Politikerin Marine Le Pen gratulierte Trump bereits, bevor dessen Sieg sicher feststand. Das amerikanische Volk sei frei, twitterte die Vorsitzende der einwanderungsfeindlichen Front National.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini versicherte auf Twitter, die Verbindungen zwischen der EU und den USA seien stärker als jede Änderung in der Politik. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sagte, Trump sei zum Bannerträger von Angst und Furcht von Millionen US-Bürgern geworden. Das Wahlergebnis müsse respektiert werden.

Kommt mit Trump der Frieden?

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas sagte, er hoffe, dass während Trumps Amtszeit Frieden in Nahost erreicht werden könne. Sein Unterhändler Sajeb Erakat fügte hinzu, er erwarte nicht, dass sich die Position der USA zu dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern unter Trump ändern werde.

Indiens Ministerpräsident Narendra Modi twitterte, er schätze die Freundschaftsbekundungen, die Trump im Wahlkampf gegenüber Indien geäußert habe. „Wir freuen uns, eng mit Ihnen zusammenzuarbeiten, um die bilateralen Beziehungen Indien-USA auf neue Höhen zu führen“, schrieb Modi.

Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim forderte Trump auf, den im US-Exil lebenden Geistlichen Fethullah Gülen auszuliefern, sobald er im Januar vereidigt sei. Die türkische Regierung betrachtet Gülen und seine Bewegung als Drahtzieher des gescheiterten Putsches im Juli.