Bei der Debatte der demokratischen Bewerber fehlt das Studiopublikum: Die Coronavirus-Pandemie hat Auswirkungen auf den US-Wahlkampf. Auch thematisch bestimmt die Krise den Schlagabtausch.

Washington - In einer TV-Debatte haben die beiden Präsidentschaftsbewerber der US-Demokraten mehr Tests auf das neuartige Coronavirus gefordert. Der frühere Vizepräsident Joe Biden und Senator Bernie Sanders aus Vermont sprachen sich am Sonntagabend in Washington zudem für wirtschaftliche Hilfen für US-Amerikaner aus, die unter der Pandemie litten.

 

Biden und Sanders verzichteten zu Beginn auf einen Handschlag und begrüßten sich stattdessen per Ellenbogen-Schlag. Auf der Bühne hielten sie die behördlich empfohlenen 1,80 Meter Sicherheitsabstand ein. Publikum gab es bei der Debatte in einem Fernsehstudio wegen der Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus nicht.

Sanders bringt staatliches Gesundheitssystem ins Spiel

Beide versuchten, sich als fähige Führungspersönlichkeiten während der Coronavirus-Krise darzustellen. Sie kritisierten die Reaktion von Präsident Donald Trump auf das sich schnell ausbreitende Virus, waren sich aber uneins, wie auf eine Krise im Gesundheitssystem und in der Wirtschaft zu reagieren sei.

Trump hatte versucht, in der Coronakrise zu beruhigen und Hamsterkäufe zu stoppen. „Ihr müsst nicht so viel kaufen“, sagte er am Sonntag bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. „Nehmt es leicht. Entspannt euch einfach.“

Biden warb in der TV-Debatte dafür, zur Unterstützung das Militär einzusetzen. Außerdem ging er davon aus, dass Bundeshilfen nötig sein werden, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Sanders ging erneut auf seinen Vorschlag eines staatlichen Gesundheitssystems ein, das es den USA erlauben würde, schneller auf derartige Krisen zu reagieren.

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Biden kündigte an, im Fall seiner Nominierung als demokratischer Kandidat für die Präsidentschaftswahl gemeinsam mit einer Frau anzutreten. Sein Rivale Sanders sagte daraufhin, er würde dies „höchstwahrscheinlich“ ebenfalls tun.

Vorzeichen haben sich deutlich verschoben

Biden hatte schon zuvor gesagt, er würde vermutlich eine Frau oder eine nicht-weiße Person nominieren. Er wiederholte am Sonntag auch das Versprechen, eine schwarze Richterin für einen Posten am Supreme Court, dem obersten Gerichtshof der USA, zu nominieren, sollte er als Präsident die Chance dazu bekommen. Sowohl Biden als auch Sanders stehen unter Druck, gemeinsam mit einer Frau oder einer „Person of color“ anzutreten, nachdem von dem einst sehr diversen Bewerberfeld praktisch nur noch die beiden älteren weißen Männer übrig sind.

Seit der letzten Debatte der demokratischen Kandidaten vor drei Wochen haben sich die Vorzeichen deutlich verschoben: Nach einem schwachen Start setzte sich Biden an die Spitze des Bewerberfelds. Er erhielt die Unterstützung vieler afroamerikanischer Wähler und mehrerer moderater Kandidaten, die inzwischen aus dem Rennen ausschieden. Sanders fiel dagegen zuletzt zurück. Auch in den vier US-Staaten, in denen am Dienstag Vorwahlen abgehalten werden, drohen ihm Niederlagen.

Die Pandemie hatte in den vergangenen Tagen auch Auswirkungen auf den Wahlkampf der beiden Bewerber: Sie sagten Kundgebungen ab und kommunizierten stattdessen virtuell mit Wählern.