Der amerikanische Fernsehsender Fox will die Gagen der Sprecher der Simpsonsfiguren kürzen. Ist das das Ende der Zeichentrickserie?

Stuttgart - Wer jünger ist als 30 und in Amerika aufgewachsen, kann sich an eine Zeit ohne die Simpsons kaum erinnern. Wer älter ist, kann sie sich nur noch schwer vorstellen. Seit 23 Jahren läuft die Zeichentrickserie über eine ebenso kaputte wie liebenswerte amerikanische Durchschnittsfamilie schon über die Bildschirme in den USA. Die Simpsons sind die große Konstante in einem sich dynamisch wandelnden Fernsehmarkt. Doch jetzt ist das scheinbar Undenkbare plötzlich denkbar geworden. Der Sender Fox, auf dem jeden Abend gleich zwei aktuelle sowie alte Folgen der Simpsons laufen, droht, in deren Heimatstadt Springfield die Lichter auszuknipsen.

 

Die Gagen der Schauspieler, die in diesem Fall lediglich ihre Stimme zur Verfügung stellen, seien nicht mehr bezahlbar, behauptet Fox und droht: entweder die Belegschaft nimmt eine Gehaltskürzung hin, oder die Produktion wird eingestellt. Die Summen, um die es geht, sind auf den ersten Blick erheblich. Die sechs Sprecher der Simpsons-Familie bekommen für eine Staffel mit 20 Folgen neun Millionen US-Dollar. Nun werden sie gebeten, sich mit insgesamt fünf Millionen beziehungsweise 250.000 Dollar pro Folge zu begnügen. Das wären etwa 42.000 Dollar pro Person und Folge.

Gehalt kaum mehr als ein Trinkgeld

Die Schauspieler wie zum Beispiel Hank Azaria, der Homer Simpson sein unverwechselbares "D'oh" schenkt, haben angeboten, ihr Honorar auf 300.000 Dollar herunterzufahren. Übertrieben finden sie diese Summe nicht, denn die Simpsons hätten seit ihrem Debüt 1988 insgesamt 1,3 Milliarden Dollar an Profit abgeworfen. Da sei ihr Gehalt kaum mehr als ein Trinkgeld, argumentieren die Sprecher.

Auch im Vergleich zum Salär anderer Fernsehstars sei ihres eher mager. So bekam etwa Charlie Sheen für seine Rolle in "Two and a half Men" zwei Millionen pro Episode. Michael Hall, der die Hauptrolle in "Dexter" spielt, liegt gerade mit seinem Sender Showtime im Clinch, weil dieser für die nächsten beiden Staffeln nur 20 Millionen bezahlen möchte. Hall möchte vier Millionen mehr.

Für die 24. Staffel sieht es nicht schlecht aus

Angesichts der Bilanzen des Senders Fox, der zum Murdoch-Konzern gehört, ist es tatsächlich etwas schwer nachzuvollziehen, warum man bei einer so zuverlässig erfolgreichen Serie plötzlich sparen möchte. Der Kabelkanal hat 2010 einen Gewinn von 735 Millionen eingefahren, 35 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Probleme scheinen in anderen Konzernteilen zu liegen, wie etwa dem Filmgeschäft, wo nach dem Riesenerfolg von "Avatar" Katerstimmung herrscht, und natürlich im Printsektor, der sowohl mit der Zeitungskrise als auch mit den Skandalen rund um die britischen Murdoch-Blätter kämpft. Möglicherweise hat Fox aber auch einfach keine Lust mehr auf Gagenexplosionen, die das Fernsehgeschäft immer mehr bestimmen. Als Larry Hagman alias J.R. Ewing sich 1980 mit seinem Sender anlegte, ging es noch um 75.000 Dollar pro Folge - damals ein Rekord. 2003 drohte James Gandolfini, sich von den "Sopranos" zu verabschieden, weil HBO ihm nicht eine Million pro Folge zahlen wollte. Auch die Simpsons-Sprecher hatten 1998 schon einmal den Aufstand geprobt. Sie forderten eine Gehaltserhöhung von 25.000 Dollar pro Folge auf 150.000 Dollar. Man einigte sich schließlich auf 50.000. Mittlerweile sind sie bei dem fünffachen Betrag angelangt.

Allzu große Sorgen müssen sich Simpsons-Fans allerdings wohl nicht machen, dass die Ära ihrer Lieblingsserie abrupt und glanzlos zu Ende geht. Selbst wenn sie in den Tarifverhandlungen Kürzungen hinnehmen müssen, geht es den Sprechern immer noch blendend. Und Fox kann kein echtes Interesse daran haben, die Erfolgsserie abzusetzen, geschweige denn, die vertrauten Stimmen zu ersetzen. Letzteres hat der Sender schon einmal bei "Futurama" probiert. Das Publikum war alles andere als begeistert. Insofern sieht es für eine 24. Simpsons-Staffel vielleicht doch nicht so schlecht aus, wie es momentan scheint.