Donald Trump hetzt gegen kritische Medien wie kein US-Präsident vor ihm. In seiner Anhängerschaft zeigt das große Wirkung. Nun verteidigen sich die Journalisten landesweit mit Leitartikeln – eine umstrittene Aktion.

Boston - Zeitungen aus den ganzen USA wehren sich in Leitartikeln gegen die Attacken von Präsident Donald Trump. In ihren am Donnerstag und teils bereits am Mittwoch veröffentlichten Beiträgen beziehen sie Position gegen die Anschuldigung Trumps, „Fake News“ zu verbreiten. Aufgerufen hatte die Zeitung „Boston Globe“ zu der Aktion.

 

Nach Angaben des „Globe“ beteiligten sich bislang etwa 350 Medien an der Aktion. Freie Medien durch staatlich kontrollierte zu ersetzen, sei stets eines der ersten Ziele eines korrupten Regimes bei der Machtübernahme in einem Land, schrieb der „Globe“. Trump verbreite unter anderem die Lüge, dass Medien, die seine Regierungspolitik nicht unterstützen, „Feinde des Volkes seien“. Dieser unerbittliche Angriff auf die freie Presse habe gefährliche Folgen, schrieb das Blatt.

Aufruf zum Abonnieren

Tatsächlich zeigen Umfragen, dass Anhänger der Republikaner die Nachrichtenmedien immer skeptischer sehen. 85 Prozent der Unterstützer der Partei und der ihr zuneigenden unabhängigen Wähler gaben bei einer Umfrage des Pew Research Center im Juni 2017 an, die Presse habe einen negativen Effekt auf das Land. 2010 waren es noch 68 Prozent

„Wir sind nicht der Feind des Volkes. Wir sind das Volk. Wir sind nicht Fake News. Wir sind Ihre Nachrichten und wir arbeiten Tag und Nacht hart, damit wir die Fakten richtig berichten“, schrieb etwa die „Syracuse New Times“ aus dem Bundesstaat New York. Die renommierte „New York Times“ forderte in ihrem Kommentar die Leser auf, Lokalzeitungen zu abonnieren.

Warnung vor dem falschen Eindruck

Einige Medienhäuser zeigten sich jedoch auch kritisch. Das konservative „Wall Street Journal“ etwa warnte in den Tagen vor Veröffentlichung der Leitartikel in einem Kommentar, dass eben eine solche abgestimmte Aktion nicht den Eindruck von Unabhängigkeit der Redaktionen erwecke.

Auch die „Baltimore Sun“ zeigte sich kritisch. „Auch wenn wir darin übereinstimmen, dass die Bezeichnung von Journalisten als „Feinde des amerikanischen Volkes“ und des Journalismus’ als „Fake News“ nicht nur unserer Branche schadet, sondern auch zerstörerisch für unsere Demokratie ist, nährt eine koordinierte Reaktion unabhängiger - oder etwas gewagt formuliert „Mainstream“-Nachrichtenorganisationen - einen Narrativ, dass wir uns irgendwie gegen diesen republikanischen Präsidenten verbündet haben.“ Zugleich unterstützte die „Sun“ die Aktion und erinnerte dabei an die jüngsten Morde an fünf Angestellten des im nahen Annapolis ansässigen Blatts „Capital Gazette“ durch einen bewaffneten Angreifer.

Positiv bleiben?

Auch die Radio Television Digital News Association, ein Verband, der 1200 Sendeanstalten und Webseiten vertritt, warnte seine Mitglieder vor einer Kampagne gegen den Präsidenten. Sie sollten vor allem darauf hinweisen, dass Journalisten Freunde und Nachbarn seien, die mit ihrer wichtigen Arbeit die Regierung zur Rechenschaft zögen. „Ich will sichergehen, dass das positiv bleibt“, sagte Dan Shelley, der Exekutivdirektor des Verbands. „Wir schießen uns ins eigene Bein, wenn wir daraus Attacken gegen den Präsidenten oder dessen Anhänger machen.“