Präsident Trump und sein Chef-Immunologe geraten vermehrt aneinander. Angesichts der Diskussion um eine baldige Öffnung von Schulen warnt Fauci vor weiteren schweren Ausbrüchen des Coronavirus. Aber das will Trump nicht hören.

Washington - US-Präsident Donald Trump hat sich für eine baldige Öffnung von Schulen ausgesprochen und sich damit von Corona-Warnungen des führenden Immunologen Anthony Fauci distanziert. Gouverneure sollten darauf hinarbeiten, den Unterricht in ihren Staaten wieder zuzulassen, forderte Trump am Mittwoch vor Reportern. Das Land müsse so schnell wie möglich wieder zur Normalität zurückkehren. Dies halte er nicht für möglich, solange die Schulen noch geschlossen seien.

 

Trump teilte zudem einen verbalen Seitenhieb gegen Fauci aus. Dem Regierungsberater warf er vor, es beim Thema Schulöffnungen „allen Seiten recht machen“ zu wollen.

Erst am Dienstag hatte Fauci bei einer Anhörung vor einem Komitee des US-Senats vor einer übereilten Öffnung gewarnt. „Wir wissen nicht alles über das Virus und wir sollten lieber echt ziemlich vorsichtig sein, vor allem wenn es um Kinder geht“, warnte er das Gremium. Es könne zu mehr Todesfällen und wirtschaftlichem Schaden führen, wenn die Regelungen, zu Hause zu bleiben, zu früh aufgehoben würden. „Es gibt das reale Risiko, dass man einen Ausbruch auslöst, den man nicht kontrollieren kann.“ Mehr als zwei Dutzend Staaten haben bereits begonnen, Einschränkungen aufzuheben.

„Sehr geringe Auswirkungen auf junge Leute“

Trump erklärte mit Blick auf Faucis Anhörung, dessen Antwort halte er nicht für akzeptabel. Schließlich habe das Coronavirus „sehr geringe Auswirkungen auf junge Leute“. Allerdings wächst die Sorge vor Fällen eines mysteriösen Entzündungssyndroms bei Kindern, das mit dem Erreger in Verbindung gebracht wird.

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Trump und Fauci waren schon häufiger unterschiedlicher Meinungen, etwa bei der Wirksamkeit bestimmter Medikamente, die getestet wurden, um eine Covid-19-Erkrankung zu behandeln. Gegenüber Vertrauten zeigte sich Trump auch verärgert über die positive Berichterstattung über Fauci in vielen Medien und seine Bereitschaft, dem Präsidenten zu widersprechen. Er hat aber auch anerkannt, dass der Gegenwind enorm wäre, sollte Fauci auf seinem Posten ersetzt werden.

Staaten wie Colorado und North Dakota haben begonnen, die Beschränkungen aufzuheben. In North Dakota gibt es weniger Fälle als in vielen anderen Staaten. Der republikanische Gouverneur Doug Burgum erlaubte den meisten Geschäften zum 1. Mai die Wiederöffnung unter Vorsichtsmaßnahmen; die eigentliche Kapazität von Bars und Restaurants wurde auf die Hälfte begrenzt, und das Tragen von Gesichtsmasken für Friseurinnen und Kosmetikerinnen verpflichtend.

Schulen könnten zum 1. Juni einige Sommerprogramme anbieten, sofern lokale Schulmitarbeiter dem zustimmten und Vorsichtsmaßnahmen wie eine Begrenzung der Klassengröße getroffen werden, hatte Burgum in dieser Woche gesagt. Gleichzeitig stieg die Zahl der Todesfälle in North Dakota am Dienstag durch das Virus auf 38. Die Zahl der Infektionen stieg um 53 auf 1571.

Die Auswirkungen auf Colorado waren deutlich schlimmer. Die Zahl der Toten überstieg hier in dieser Woche um 1000, mehr als 20 000 Menschen wurden positiv auf das Virus getestet. Der demokratische Gouverneur Jared Polis begann im Mai mit der schrittweisen Lockerung der Maßnahmen, kündigte aber erneute Verschärfungen an, sollte sich die Situation verschlimmern.