Nach dem Massaker auf einer Wahlkreisveranstaltung in Arizona entbrennt in den USA eine Debatte über das politische Klima im Land.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)
Washington - Die etwa zwei Dutzend Menschen, die sich auf einen Supermarkt der Stadt Tucson im Süden Arizonas versammelten, hatten keine Chance. Der junge Mann, der mit einem halbautomatischen Gewehr schweigend auf die Menge zutrat, drückte sofort ab. Zuerst schoss er der demokratischen Kongressabgeordneten Gabriele Giffords ins Gesicht, die hier einen Informationsstand für die Menschen ihres Wahlkreises aufgebaut hatte. Dann feuerte er wahllos in die Menschenmenge, die eingekeilt durch einen Tisch und einen Betonpfeiler nicht ausweichen konnte. "Die Leute waren wehrlose Opfer", so beschrieb ein Augenzeuge die Situation.

"Ich glaube nicht, dass er überhaupt zielen musste. Er hat einfach geschossen." Am Ende waren sechs Menschen tot. Darunter waren der Tucsoner Richter John Roll und ein neunjähriges Mädchen. Zwölf weitere wurden teils schwer verletzt.

Für Giffords und Roll waren Todesdrohungen nichts Neues. Beide waren im Visier fanatischer Aktivisten der rechtspopulistischen Tea Party. In einem Fernsehinterview im vergangenen März hatte sich die 40-jährige demokratische Politikerin, die seit ihrem Amtsantritt 2006 ein aufsteigender Star war, über das zunehmend aggressive, politische Klima beklagt. Kurz nachdem sie für die Gesundheitsreform gestimmt hatte, war ihr Büro in Tucson verwüstet worden. Am Wochenende rang sie mit einem Kopfdurchschuss nach einer Notoperation mit dem Tod.

Der Todesschütze, der an Ort und Stelle von Teilnehmern der Kundgebung überwältigt wurde, lieferte allerdings bisher keinen Hinweis auf eine politische Motivation. Die Spuren, die der 22-jährige Jared Lee Loughner durch zahlreiche Postings und Videos im Internet hinterließ, weisen eher auf einen offenbar geistig verwirrten Menschen hin. In seinem letzten, bekannten Video auf dem Portal Youtube, kündigte er an, dass er sich bald "schlafen legen" werde und niemand auf ihn zornig sein solle.