Mit seinen erfolgreichen Vermittlungsbemühungen zwischen Kuba und den USA hat Papst Franziskus die katholische Kirche auf die weltpolitische Bühne zurückgeführt. Die Grundlagen für sein Engagement lieferte bereits Johannes Paul II.

Rom - Es war ein schöner Geburtstag für Papst Franziskus. Frühlingswetter in Rom, dazu 3000 Tango-Tänzer, die ihm argentinische Heimatstimmung bescherten – vor allem aber ein zweifaches, hohes Lob für seinen weltpolitischen Einsatz. In Washington und Havanna hoben Barack Obama und Raúl Castro die Bedeutung des Papstes bei der Annäherung hervor. „Sein moralisches Beispiel“, sagte Obama, „zeigt uns die Wichtigkeit, nach einer Welt zu streben, wie sie sollte, und uns nicht damit einzurichten, wie sie ist.“

 

Nach achtjähriger Abstinenz unter Benedikt XVI. meldet sich die katholische Kirchenleitung in der Weltpolitik zurück: Mit der Gebetswache für Syrien und dem gemeinsamen Friedensgebet der Präsidenten von Israel und Palästina, Shimon Peres und Mahmud Abbas, in den Vatikanischen Gärten hat Franziskus seine Akzente gesetzt. Und mit dem Hebel „humanitäre Fragen” ist es ihm gelungen, sogar die USA und Kuba an einen Tisch zu bekommen.

Franziskus hat „im Lauf der letzten Monate“, wie der Vatikan mitteilt, nicht nur zwei Briefe an Obama und Castro geschrieben. Der Vatikan zielte ganz allgemein auf „eine neue Phase der Beziehungen“ ab, und der Papst hat es offenbar geschafft, Brücken zu bauen. Es folgten direkte Gespräche in Kanada und hinter den Mauern des Vatikans. Diesen Montag passierte etwas, das in Rom keiner einzuordnen wusste: US-Außenminister John Kerry war – bereits das zweite Mal in diesem Jahr – im Vatikan, und heraus kam er unvermittelt mit dem „Wunsch“, die Kirche möge „bei der Suche nach humanitären Lösungen für die Gefangenen in Guantánamo helfen“. Erst heute ist klar: Dies gehörte zu einem größeren Gesamtpaket – da kommt noch mehr.

Das Zeichen Fidel Castros an Johannes Paul II.

Geschnürt haben es im Vatikan vier Männer, die sich mit Lateinamerika bestens auskennen. Jorge Mario Bergoglio als Argentinier sowieso, dann sein „zweiter Mann”, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der bis vor gut einem Jahr noch päpstlicher Botschafter in Venezuela war, dazu die Kirchendiplomaten Beniamino Stella und Angelo Becciu als frühere Botschafter in Kuba. Das Fundament indes hat ein anderer gelegt: Johannes Paul II., der nicht nur bei der Öffnung Osteuropas eine entscheidende Rolle spielte, sondern sich mit viel Geduld in die karibische Bastion des Kommunismus vorgetastet hat. 1997 erklärte der kämpferische Atheist Fidel Castro erstmals das Weihnachtsfest zum Feiertag auf Kuba – es war ein Zeichen an Johannes Paul II., der vier Wochen später auf die Insel kam. Das lange persönliche Gespräch zwischen Kirchen- und Revolutionsführer hatte weltgeschichtlichen Rang. Johannes Paul II. machte auch klar, dass dort   gleich zwei Mauern fallen mussten: „Möge Kuba sich mit seinen großartigen Möglichkeiten zur Welt hin öffnen, und möge sich die Welt für Kuba öffnen.“

Daran hat die Vatikandiplomatie seither beharrlich und still gearbeitet. Von innen heraus half die kubanische Kirche dabei: Die vorher brüsk antikommunistischen Bischöfe waren unter Führung des Kardinals von Havanna, Jaime Ortega, auf eine „Politik der kleinen Schritte“ umgeschwenkt. Die katholische Kirche bekam immer mehr Zulauf. Die Kuba-Reise Benedikts XVI. im März 2012 stärkte sie weiter. „Heute sind wir alle sehr zufrieden“, sagte Papst Franziskus am Donnerstag, als er im Vatikan die neuen Botschafter von 13 Staaten begrüßte: „Dass sich zwei so entfernte Staaten einander angenähert haben, das haben Diplomaten hinbekommen, und das ist auch eure, eure ehrenvolle Aufgabe. Man schafft sie mit kleinen, ganz   kleinen Dingen.“