Zwischen Rüblitorte und Fake-News: Wie gefährlich ist es, wenn sich Journalisten als Osterbäcker versuchen? Unser Kolumnist hat auf Einladung des SWR Teig geknetet und über Harald Schmidt philosophiert.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Beim SWR kann man Fake-News sogar tragen. „Bäcker“ steht auf der Schürze, die wir auf Einladung des Senders umbinden sollen. Über dem Wort „Bäcker“ befindet sich ein Pfeil, der nach oben zu meinem Kopf zeigt. Wenn sonst immer der Bock zum Gärtner gemacht wird, wird man doch auch mal einen Journalisten zum Bäcker machen dürfen.

 

Eine brotlose Kunst ist es nicht, die beim Landesinnungsverband fürs Bäckerhandwerk unweit des Wilhelmsplatzes gelehrt wird. In der Schulbackstube, in der sonst Azubis Hefeteigwürste flechten oder Sauerteig ansetzen, sind an diesem Nachmittag Medienleute zu Gast, die Schürzen mit „Bäcker“-Aufschrift und Häubchen überm Haarschopf tragen.

Es gibt drei Typen des Hobby-Bäckers

Ostern mit seinen speziellen Backwaren ist ein guter Anlass, Einblicke in den wichtigen Beruf von Frühaufstehern zu gewähren, deren Nächte kurz sind, damit die Brötchen bis zu unserem Frühstück warm bleiben. Zu lockeren Begegnungen beim gemeinsamen Teigkneten lädt die SWR-Hauptabteilung Kommunikation, Presse und PR einmal im Jahr ein – bisher meist zur Gutsles-Zeit vor Weihnachten. Das wichtigste Fest für Christen im Kirchenjahr ist Ostern. Man erinnert daran, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Wer nascht, erinnert sich bestimmt besser.

Die Osterbäckerei lockt mit mancher Schleckerei. Sie ist in den Privathaushalten nicht so verbreitet wie die Weihnachtsbäckerei. Doch Süßes schmeckt immer – und Selbstgemachtes noch viel mehr.

Backen macht glücklich. Vor allem die, die es in ihrer Freizeit tun. Bei den Hobby-Bäckern gibt es mindestens drei verschiedene Typen. Der Wochenend-Genießer sucht nach einer Stresswoche Entspannung in der Küche. Der Gesundheitsapostel will nur gesunde, am besten laktosefreie Zutaten in den Ofen schieben. Und der Perfektionist will außergewöhnliche Kreationen schaffen und sich später im Applaus seiner Naschfreunde sonnen.

Wie war das nun mit Harald Schmidt?

Bei mir wird’s eine Rüblitorte sein, mit der ich bei meinen Freunden angeben kann. Hasen lieben Karotten, weshalb es nicht überrascht, dass die Torte mit Rüben ein Osterklassiker ist. Obendrein schenkt uns der Frühling frische Karotten. Doch wir sind nicht nur zum Backen gekommen. Mit umgebundener Schürze und teigverschmierten Fingern kann man vertrauter als bei SWR-Pressekonferenzen über Medienthemen sprechen. Wie war das nun wirklich mit der Absage von Harald Schmidt für den „Tatort“, frage ich SWR-Pressechefin Anja Görzel. Ganz schlimm war’s, antwortet sie. Es habe alle sehr getroffen, die Pläne begraben zu müssen. Doch nicht am Geld habe es gelegen, wie mitunter zu hören ist, sondern wirklich nur an „persönlichen Gründen“ des berühmten Manns aus Nürtingen. Krank sah er aber nicht aus, sage ich, als er kürzlich für die Sendung mit Pierre M. Krause wie ein Staatsmann auf dem Frankfurter Flughafen zur First Class Lounge stolziert ist ( die Sendung ist abrufbar bei www.ardmediathek.de). Er flog zu Dreharbeiten auf dem „Traumschiff“. Warum dreht er mit dem ZDF, aber nicht mit dem SWR? Schade, dass Herr Schmidt nicht mit uns Rübliteig rührt. Er hätte garantiert gesagt, was uns nichts angeht, aber was wir wissen wollen.

Im Mehl der Profis ist mehr Eiweiß

Eine weitere Backaufgabe an diesem Nachmittag sind Hefehasen. Dass der Teig so fluffig ist, sagen die Lehrer vom Innungsverband, liegt an dem hochwertigen Bäckermehl, das man in keinem Supermarkt kaufen kann. Der Eiweißgehalt im Mehl der Profis ist höher. Der Hefeteig wird zu schmalen Strängen gerollt. Daraus sollen wir Hasen mit Ohren formen. Puuh, ist das schwer! Meine Figuren auf dem Blech erinnern eher an eine Schnecke oder an ein Krokodil.

Das Osterkrokodil! In der Innungsbackstube kommt’s später raus aus dem Ofen. Schmeckt vorzüglich! Müssen wir die Ostergeschichte umschreiben? Bringt in Wahrheit das Osterkrokodil die bunten Eier? Man sollte das mal grundlegend recherchieren. Und außerdem überprüfen, ob Hasen, die Eier verstecken, in Wahrheit auch nur Fake-News sind.

Weitere Kolumnen von Uwe Bogen sind im StN-Buch „Goht’s no? Lieben, Leben, Leiden im Land der Schwaben“ erschienen.