Der ehemalige tschechische Präsident Vaclav Klaus ist bei der AfD in Stuttgart zu Gast gewesen. Mit seinen kruden politischen Verschwörungstheorien stieß er bei den Zuhörern auf offene Ohren – übrigens weniger als erwartet.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Vaclav Klaus lebt in einem hässlichen Europa. Es ist eine Welt in der Unterdrückung, Indoktrination, Umerziehung und Manipulation herrschen würden, beschreibt der ehemalige tschechische Präsident den Kontinent. Beherrscht werde dieses Europa von verantwortungslosen Politikern, die auf verantwortungslose Weise nun auch noch Millionen Flüchtlinge anlockten. Die Hauptschuldige an der aktuellen Misere hat Vaclav Klaus auch ausgemacht. Es ist die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, die mit ihrer Willkommens-Politik dem taumelnden Europa einen „selbstmörderischen“ Bärendienst erwiesen habe. „Es geht um nichts Geringeres als die Zukunft der europäischen Zivilisation“, sagte Klaus im Schiller-Saal in der Stuttgarter Liederhalle. Der Applaus der Zuhörer war ihm sicher, denn er traf auf Gleichgesinnte: eingeladen war der Politiker von der Alternative für Deutschland (AfD) und er redete über die „Europäischen Aspekte des Asylproblems“. Allerdings verloren sich nur rund 100 Menschen im Schiller-Saal – eine „Enttäuschung“, wie manch ein Besucher raunte.

 

Doch Vaclav Klaus nahm kein Blatt vor den Mund. Er vermutet eine Verschwörung, eine Art machtpolitisches Kalkül hinter der Zuwanderung. Sinn und Zweck der von ihm mit großer Freude gegeißelten EU-Eliten sei, den Zusammenhalt der bestehenden Gesellschaften Europas zu zerstören. Denn nur auf deren Trümmern könnten diese Politiker ihr „neues Europa“ aufbauen. Vaclav Klaus mutmaßt, dass diese neuen Bürger den betroffenen Politikern angenehmer sein könnten als ihr bisheriges Volk. Er glaubt, dass die Befürworter der massiven Zuwanderung die „Erschaffung eines neuen Menschen“ versuchen würden - deshalb die Umerziehung, Manipulation und Indoktrinierung. Klaus: „Die Menschen in Europa sind heute schon so indoktriniert, wie wir es in der späten kommunistischen Ära waren.“

Ein Student fordert den Redner heraus

An diesem Abend in Stuttgart bekam er auch ein Exemplar dieser von ihm beklagten „Manipulation“ durch die herrschenden Eliten zu sehen. Ein Politikstudent versuchte dem Ex-Präsidenten etwas differenziertere Aussagen zu entlocken. Eine These des jungen Mannes: Völkerwanderungen habe es in Europa immer gegeben und der Austausch zwischen den Völkern habe den Kontinent vorangebracht. Vaclav Klaus sah aber absolut keinen Anlass, sich mit einer anderen Meinung auseinanderzusetzen. Seine sehr einfache Begründung: Mit einem Opfer der Indoktrination könne man nicht diskutieren. Und wieder genoss er den Applaus der AfD-Anhänger.

Nach dem Vortrag dankten viele der Zuhörer dem national-konservativen Referenten mit Hang zum Populismus und ereiferten sich lautstark über die verfehlte Politik der Bundesregierung. Manche forderten sogar eine Revolution im Land. „Hoffen wir, dass es eine samtene Revolution sein wird“, sagte Vaclav Klaus. Auch das fand den Beifall der Umstehenden.