Frankreich muss sparen. Das wirkt sich mittlerweile sogar schon auf die Städtepartnerschaft zwischen Vaihingen und Melun aus, die seit 30 Jahren offiziell besteht. Zum Jubiläum reist nur eine 20-köpfige Delegation aus Vaihingen nach Melun.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Die Rohrer Waldhexen waren die ersten, welche die Geldnot zu spüren bekamen. Seit Jahren nehmen sie am Karneval in Melun teil. Doch 2014 gab es für die Veranstaltung kein Geld. Der Fasching fiel aus, und die Hexen blieben daheim. Diese Anekdote erzählte Sigrid Meinhardt am Dienstag bei der Mitgliederversammlung des Heimatrings Vaihingen. Sie ist die Frau des Bezirksvorstehers und engagiert sich seit jeher im Partnerschaftskomitee Vaihingen-Melun.

 

Einladung für nur zehn Personen

Seit 50 Jahren gibt es freundschaftliche Beziehungen zwischen dem Stuttgarter Stadtbezirk und der französischen Kleinstadt 50 Kilometer südöstlich von Paris. Begründet wurden diese von ehemaligen Kriegsteilnehmern, die den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag mit Leben erfüllen wollten. Seit nunmehr 30 Jahren kooperieren Vaihingen und Melun ganz offiziell. Zunächst hatte dieser Partnerschaft ein Grundsatzbeschluss des Stuttgarter Gemeinderats entgegengestanden. Dieser schloss Partnerschaften der Landeshauptstadt mit zwei Gemeinden eines anderen Landes aus. Und Stuttgart unterhielt zu dieser Zeit bereits eine Städtepartnerschaft mit Straßburg. 1976 gab der Gemeinderat aber doch seine Zustimmung.

Einladung für zehn Vaihinger

1985 wurde die Städtepartnerschaft besiegelt. Das 30-jährige Bestehen soll in diesem Herbst gefeiert werden. Doch wegen der Sparzwänge im Nachbarland etwas kleiner als ursprünglich gedacht. Fest steht, dass die beiden runden Geburtstage beim Vaihinger Herbst gefeiert werden. Dazu wird eine Delegation aus Melun nach Stuttgart kommen. Doch einen Termin für den Gegenbesuch in Frankreich zu finden, sei nicht einfach gewesen, sagte Sigrid Meinhardt. Der erste Vorschlag sei auf das Pfingstwochenende gefallen. Nach den Einwänden aus Vaihingen habe man schließlich auch in Frankreich erkannt, dass dieser Termin ungünstig sei. Die Vaihinger hätten schließlich dafür plädiert, das Jubiläum der Freundschaft beim traditionellen Käsefest in Melun zu feiern.

Dann kam die Einladung aus Frankreich – „für sage und schreibe zehn Leute“, sagte Sigrid Meinhardt und ergänzte: „Das wollten und konnten wir nicht hinnehmen.“ Sonst sei immer eine 40- bis 50-köpfige Delegation nach Melun gereist. Doch jetzt muss Frankreich sparen. Und Gäste kosten nun mal Geld.

Fahrgemeinschaften statt Mietbus

Immerhin konnten Sigrid Meinhardt und ihre Mitstreiter erreichen, dass nun doch eine 20-köpfige Delegation zum Jubiläumsfest nach Melun reisen darf. Doch auch diese Zahl stellt die Vaihinger vor ein Problem dar. Denn nach welchen Kriterien soll entschieden werden, wer fahren darf und wer nicht. Hinzu kommt ein Transportproblem. „Wir können nicht für 20 Leute einen Bus mieten. Das wäre viel zu teuer“, sagte Meinhardt. Also werden die Gäste aus Stuttgart wahrscheinlich mit dem eigenen Auto nach Frankreich fahren. „Vielleicht findet sich ja die ein oder andere Fahrgemeinschaft“, sagte Meinhardt.