Alle Fraktionen waren sich bei einer Podiumsdiskussion einig, dass der Bezirk Drehscheibe werden soll.

Stuttgart-Vaihingen - Es war frostig im schlecht beheizten Rudi-Häussler-Saal im Bürgerforum. Trotzdem wurde die Diskussion über den Regionalbahnhalt in Vaihingen am vergangenen Freitagabend zwischenzeitlich ziemlich hitzig. Die Betreuungsstadträte Anna Deparnay-Grunenberg von den Grünen, Jürgen Sauer von der CDU, Gangolf Stocker von der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke und Roswitha Blind, Fraktionsvorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion, hatten sich auf Einladung der „Initiative schönes, attraktives Vaihingen“ auf dem Podium niedergelassen. Einig versicherten sie am Ende des Abends, sich mit all ihren Möglichkeiten für den Regionalbahnhalt einzusetzen.

 

Was den Stand des Projekts angeht, konnte Reinhard König vom Bündnis Filderbahnhof nichts Neues berichten. Noch immer warte man auf eine konkrete Aussage der DB Station & Service, die für den Bau, den Betrieb und die Wartung von Bahnhöfen zuständig ist. Wie berichtet, hatte das Unternehmen den möglichen Halt bereits geprüft, da in der Endphase des Baus von Stuttgart 21 die Züge interimsweise ohnehin in Vaihingen halten müssen. Ein Provisorium mit einem Holzbahnsteig würde 1,2 Millionen Euro kosten. Eine zweite massive Variante für die dauerhafte Nutzung mit einem Anschluss an die beiden Unterführungen würde die Bahn rund drei Millionen Euro kosten.

Das Engagement der Bürger für den Regionalbahnhalt ist enorm

Geht es nach Reinhard König und seinem Bündnis, sollte nicht nur der zusätzliche Bahnsteig mit Rampen Richtung Unterführung entstehen. Er hat die Vision, dass weitere Gleise ausgebaut werden und auch schon an neue Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gedacht wird.

Die Stadträte waren sich einig, dass das Engagement der Bürger für den Regionalbahnhalt enorm ist. „Es ist beeindruckend, wie viel Hirnschmalz Sie in die Sache gesteckt haben“, sagte die Grünen-Stadträtin Anna Deparnay-Grunenberg. Roswitha Blind warnte: „Je mehr Wünsche wir haben, umso unwahrscheinlicher ist es, dass wir den Halt kriegen.“ Sie hoffe, „dass die Sache so schnell wie möglich kommt“, denn je länger der Halt genutzt werden könnte, sofern er nicht dauerhaft installiert wird, umso mehr rentieren sich die Ausgaben für die Bahn. Blind selbst erinnert sich gerne an die Zeit vor der S-Bahn zurück: Bis 1985 gab es den Regionalbahnhalt. „Jeden Sonntag hielt um 10.23 Uhr die Regionalbahn. Nach dem Frühstück haben wir uns je nach Wetter immer überlegt, wo wir spontan hinfahren“.

„35.000 Menschen steigen hier täglich ein und aus“

Doch nicht nur für Ausflügler ist der Halt wichtig, waren sich die Stadträte einig, sondern vor allem für die Pendler. „35.000 Menschen steigen hier täglich ein und aus“, sagte Jürgen Sauer (CDU). Zudem erreiche man von Vaihingen aus den gesamten Filderraum. „Der Standort eignet sich bestens als Drehscheibe“, sagte er. Gangolf Stocker von SÖS/Linke betonte, dass der Regionalbahnhalt besonders „den Leuten aus dem Schwarzwald Erleichterung bringt“. Immerhin müsse man einmal weniger umsteigen auf dem Weg zum Flughafen.

Wie die Veranstalter und die Stadträte bedauerten auch die Bürger, dass von der Bahn und der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, die eingeladen waren, niemand zur Diskussion erschienen war. „Die, die inhaltlich etwas sagen könnten, haben gekniffen“, sagte ein Vaihinger wütend. Die Stadträte versprachen, Prüfanträge zu stellen und das Gespräch mit den Verantwortlichen von der Bahn, der Nahverkehrsgesellschaft und dem Landesministerium für Verkehr und Infrastruktur zu suchen. Roswitha Blind versprach dem Publikum, das sich im Laufe der zweieinhalbstündigen Diskussion teils in die Winterjacken gemummelt hatte, noch etwas: „Wir werden einen zweiten Antrag stellen, dass die Stadt mal nach der Heizungsanlage gucken muss.“