Um ihr neues Fahrzeug routiniert bedienen zu können, haben die 60 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Vaihingen knapp 1000 Stunden lang geübt. Die Technik ist einfacher geworden im Vergleich zum Vorgängermodell.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Das große Fahrzeug schwankt wie ein kleines Boot. Drinnen gibt es neun Sitze, sodass genau eine Feuerwehrmannschaft Platz hat. Vom Feuerwehrhaus an der Bachstraße fahren die Männer zum Vaihinger Uni-Campus, wo sie regelmäßig üben. „Dort haben wir Platz und stören niemanden. Wenn wir vor unserem Feuerwehrhaus mit großen Mengen Wasser und Schaum hantieren, ist das nicht so gut“, sagt der Kommandant Roland Häberle.

 

Feuerwehrmann zu sein, ist mehr als ein Hobby, erzählt Häberle auf der rund zehnminütigen Fahrt. Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Vaihingen haben alle zwei Wochen eine Übung, um im Notfall schnell und kompetent helfen zu können. In den vergangenen Wochen waren sie jedoch deutlich häufiger zu Gange. Denn die Abteilung hat ein neues Fahrzeug bekommen: ein fabrikneues HLF 20. Die Abkürzung steht für Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug. Insgesamt fünf dieser Fahrzeuge übergab Bürgermeister Martin Schairer am Montagabend vor dem Feuerwehr-Museum in Münster. Eines ging nach Vaihingen. Erst mit der offiziellen Übergabe darf das Fahrzeug ausrücken.

Sechs Stunden sind für jeden Pflicht

Doch schon vorher haben die 60 Vaihinger Feuerwehrmänner und -frauen insgesamt knapp 1000 Stunden mit dem neuen Fahrzeug geübt, so wie auch an diesem Abend. Sechs Stunden sind für jeden Pflicht. Für die Maschinisten, also diejenigen, die das HLF auch fahren, kommen noch einmal sechs Stunden hinzu. Darüber hinaus haben sich einige der Vaihinger Feuerwehrmänner im Vorfeld zu Multiplikatoren ausbilden lassen, um ihr so erworbenes Wissen über das neue Fahrzeug an die Kollegen weitergeben zu können.

Die Ausrüstung des neuen Fahrzeugs ist mit dem des alten Fahrzeugs vergleichbar. Ein paar Dinge sind dazu gekommen wie das Sprungpolster und das sogenannte Halligan-Tool, ein Hebel- und Brechwerkzeug. Neu ist auch die Wärmebildkamera. „So etwas hatten wir vorher nicht“, sagt Häberle und schaltet das Gerät ein. Er führt es über seinen Arm. Je heller eine Fläche dargestellt wird, desto wärmer ist sie. Auf die Weise hilft die Kamera dabei, Menschen zu finden oder sich im dunklen Gelände oder verrauchten Gebäuden zu orientieren.

Ansonsten sind die Geräte im neuen HLF 20 teilweise anders eingeräumt oder es gibt andere Verschlüsse. „Im Einsatz muss aber selbstverständlich jeder Handgriff sitzen“, sagt der Kommandant. „Darum muss jeder in der Abteilung jeden Hebel mal gezogen und jeden Knopf mal gedrückt haben. Darum geht es bei den Übungen“, ergänzt Florian Zieker. Er zeichnet sich für die Öffentlichkeitsarbeit bei der FFW Vaihingen verantwortlich.

Zurück zur Mechanik

Im alten HLF 20 war viel automatisiert. „Die Technik war teilweise ziemlich kompliziert“, sagt Häberle. Jetzt gebe es wieder mehr Mechanik und weniger Automatik. „So gehört sich das“, findet er. Und auch wenn die Männer wieder mehr Hand anlegen müssten, sei vieles einfacher und komfortabler. Beispielsweise kann die große Leiter einfach heruntergekurbelt werden.

Rund zwei Jahre dauere die Beschaffung eines neuen Feuerwehrautos, sagt Häberle. Insofern habe die Stadt schon lang geplant, dass die Abteilung Vaihingen ein neues HLF 20 bekommt. Seit gut einem Jahr hatte dieses Projekt eine gewisse Dringlichkeit. Denn kurz vor den Pfingstfeiertagen des vergangenen Jahres war die Feuerwehr Vaihingen bei einem Einsatz auf der Autobahn 8 in der Nähe des Autobahnkreuzes Stuttgart. An diesem Tag fuhr ein Lkw schräg von hinten kommend gegen das Fahrzeug. „Wir hatten einen Totalschaden an unserem HLF 20. Und wir hatten noch Glück, dass keiner unserer Kameraden verletzt wurde“, sagt Häberle. Kurze Zeit später bekam die Abteilung Vaihingen als Ersatz ein altes Fahrzeug von der Berufsfeuerwehr. Nun endlich steht das neue HLF 20 da. „Wir haben uns schon drauf gefreut“, gibt Häberle zu und ergänzt: „Es wäre ja auch schlimm, wenn ein Feuerwehrmann nicht von so einem Fahrzeug und der modernen Technik begeistert wäre.“