Valentin Rapp hat seinen Masterabschluss in Chemie, Geld will er aber erst einmal wie gehabt in einem anderen Metier verdienen. Vom Leben eines Sportlers auf der Profitour.

Vaihingen - Ein Blick auf die nackten Zahlen macht deutlich, dass es wohl nicht ganz verkehrt ist, den Paderborner SC als den „FC Bayern München des deutschen Squash-Sports“ zu bezeichnen. Zum insgesamt 16. Mal seit 1998 gewannen die Ostwestfalen am vergangenen Sonntag in Bremen den nationalen Mannschaftsmeistertitel bei den Männern, zum achten Mal in Folge. Dass sie mit dieser eindrucksvollen Bilanz nicht ganz an die Kollegen vom Fußball aus der bayerischen Landeshauptstadt heranreichen (17 Titel seit 1998, neun in Serie) liegt einzig und allein daran, dass die eigene Bundesliga-Endrunde vor einem Jahr der Corona-Pandemie zum Opfer fiel.

 

Gegen die Übermacht

„Sie haben die besten deutschen Spieler in ihrem Club, und sie können sich auch die weltbesten Ausländer leisten. Der Verein und seine Sponsoren werden leider nicht titelmüde“, sagt der Vaihinger Squashprofi Valentin Rapp, selbst die Nummer drei der deutschen Rangliste. Aktuell war er, wenn man so will, wieder mal eines der Paderborner „Opfer“. Mit seinem Verein Black&White RC Worms unterlag er dem Dauergewinner im Endspiel mit 1:3 – ein Schicksal, das Rapp auch schon von seiner vorangegangenen Station kennt, bei der Sport-Insel Stuttgart. Letztere fand bereits ein halbes Dutzend mal im Halbfinale oder im Finale in den übermächtigen Westfalen ihren Meister. Ein einziges Mal, in der Saison 2005/2006, gelang es dem damals noch an der Vaihinger Heßbrühlstraße ansässigen Team, in einem Endspiel den Spieß umzudrehen. Allerdings war Rapp seinerzeit noch nicht dabei. Er kam erst zwei Jahre später von Tettnang am Bodensee, wo er aufgewachsen ist, auf die Filder.

Nach der jetzigen Bundesliga-Endrunde ist Rapp gleich in Bremen geblieben, denn dort findet bis Sonntag das Weltranglistenturnier um den „Bremer Schlüssel“ statt, bei dem sich die aktuelle Nummer 101 der Weltrangliste das Viertelfinale zum Ziel gesetzt hat. Rapps Freundin Aylin Günsav, ihrerseits Nummer sechs in Deutschland, ist bei den Frauen am Start. Beide leben zusammen in Vaihingen.

Gut durch die Pandemie gekommen

Durch die Pandemie-Monate ist Rapp, der seit fünf Jahren als Vollprofi Squash spielt, im Gegensatz zu viele anderen ohne größeren Schaden durchgekommen. Das lag zum einen daran, dass er als Bundesligaspieler und Mitglied der Nationalmannschaft einen Sonderstatus genoss und in den Anlagen in Böblingen und Magstadt trainieren konnte – während für alle Amateursportler die Hallen über mehrere Monate hinweg geschlossen blieben. Zum anderen vor allem wurde er vom Hauptsponsor seines Wormser Clubs nach wie vor finanziell unterstützt.

So hatte Rapp die Möglichkeit, sich im Winter auf sein parallel laufendes Studium zu konzentrieren und das Fach Chemie an der Uni Stuttgart mit dem Masterabschluss zu beenden. „Auf der Tour wurden zunächst ja weltweit alle Turniere abgesagt und später ein Großteil gestrichen. Ich habe die Zeit genutzt, zu lernen und meine Prüfungen zu absolvieren“, sagt Rapp. Im weißen Kittel, als Forscher in einem Labor, wird er freilich so schnell nicht zu sehen sein. Denn in den nächsten Jahren will der dreimalige deutsche Einzel-Vizemeister seiner sportlichen Karriere noch einmal einen richtigen Schub geben.

Reisen quer über den Globus

„Ich werde weitgehend europäische Turniere spielen, aber auch in die USA und nach Asien fliegen. Eine Verbesserung auf Platz 50 bis 60 der Weltrangliste traue ich mir vom Potenzial her auf jeden Fall zu“, sagt Rapp. Mit dem SC Grabs, bei dem er nebenbei auch noch in der höchsten Schweizer Liga spielt und Geld verdient, wurde der Wahl-Vaihinger im Sommer ebenfalls nationaler Vizemeister. Engagiert war er in der Vergangenheit auch schon in den Ligen in Frankreich und den Niederlanden. Dort wurden die Meisterschaftswettbewerbe jedoch wegen Corona abgesagt.

Ein absoluter Höhepunkt wartet noch in gut zwei Monaten, und zwar mit dem Nationalteam. In Kuala Lumpur (Malaysia) steht für Anfang Dezember die Mannschaftsweltmeisterschaft auf dem Programm, für die der 29-Jährige bereits fest nominiert ist. „Vor zwei Jahren hatten wir Pech mit der Auslosung. Da sind wir im Viertelfinale auf die übermächtigen Ägypter getroffen und am Ende Sechster geworden. Diesmal könnte es mit etwas Glück unter die besten vier gehen“, sagt Valentin Rapp, der bereits bei zwei Europa- und zwei Weltmeisterschaften im Erwachsenenbereich für Deutschland im Einsatz war.