Zwölf Stuttgarter Schulen arbeiten derzeit ohne Schulleiter, die Bewerberlage ist mau. Im Schulbeirat wurde über die Gründe debattiert. Könnte eine gute räumliche und personelle Ausstattung mehr Interessenten locken?

Stuttgart - Für die Aufgabe, eine Schule zu leiten, finden sich immer weniger Lehrer bereit. In Stuttgart sind derzeit zwölf Schulleitungsstellen nicht besetzt – betroffen sind fünf Grundschulen, zwei Gemeinschaftsschulen und fünf Sonderschulen. Im Schulbeirat informierte Schulamtschefin Ulrike Brittinger über die Gründe.

 

Meist meldeten sich nur ein bis zwei Bewerber auf eine Schulleiterstelle, so Brittinger. Für vier der vakanten Stellen gebe es allerdings gar keine Bewerber, und drei Sonderschulen seien aufgrund der Abwanderung durch Inklusionskinder zu klein geworden für eine eigene Leitung; an der Haldenrainschule sei deshalb selbst die Stellvertreterstelle gestrichen worden, nun müsse ein Lehrerteam leiten.

Die Anforderungen an eine Schulleitung seien hoch, so Brittinger: „Jemand, der Angst hat vor Konflikten und die Türe zum Büro lieber zu hat, für so jemanden ist so eine Aufgabe nicht attraktiv.“ Hinzu komme die wenig lockende Bezahlung: „Es wäre gut, wenn auch die Grundschulleitungen entsprechend bezahlt würden“, sagte Brittinger – „hier ist was zu tun, da ist das Land gefordert“. Zudem sei das mehrstufige Besetzungsverfahren aufwendig – unter anderem müssten die Bewerber im Rollenspiel überzeugen. Insgesamt dauere das Verfahren vier bis sechs Monate.

Die Berger Schule hat seit drei Jahren keinen Schulleiter mehr

Da müsse man ja Überzeugungstäter sein, meinte Marita Gröger (SPD). Sie und ihre Kollegen aus den anderen Fraktionen zeigten sich über die Anzahl, aber auch die Dauer der Vakanzen besorgt. An der Berger Schule, einer Sonderschule im Bereich Lernen, sei seit drei Jahren weder die Schulleitung noch die Stellvertretung besetzt, berichtete Karin Korn, die Leiterin des Schulverwaltungsamts. Grögers Frage nach dem Masterplan für kleine Sonderschulen beantwortete Korn so: „Wir hoffen, dass wir bald zu größeren Organisationseinheiten kommen.“ Einen Termin nannte sie nicht.

Michael Hirn, der geschäftsführende Schulleiter der Sonderschulen, verwies auf die Menge und Komplexität der Aufgaben eines Rektors. Dabei sei „nicht ganz unwichtig“, wie gut eine Schule im Sekretariat und mit Schulsozialarbeit ausgestattet sei. Auch Sanierungen und Neubauten seien bedeutsam. „Da stehen wir auch in Konkurrenz zu den umliegenden Gemeinden“, so Hirn. Der Pädagoge bat darum, dies als gewichtige Argumente „für einen guten Doppelhaushalt“ einzusetzen.

In puncto Sanierungen und Investitionen sei „die Situation für die Schulen bestürzend“, konstatierte Hirn im Blick auf die Bugwelle nicht abgearbeiteter Bauvorhaben. „Da müssen Träume für schnelle Verbesserungen begraben werden – das trifft ganze Schülergenerationen.“ Und: fehlende Mensen und marode Klos seien keine Anreize, Rektor zu werden.