Alte Liebe rostet nicht, Gegensätze ziehen sich an und was sich liebt, das neckt sich. Wir haben einen Psychologen anlässlich des Valentinstags gefragt, was an den Weisheiten rund um die Liebe dran ist.

Die Liebe eignet sich wunderbar für Ratschläge und Weisheiten: Doch ob notorische Pechvögel wirklich Glück in der Liebe haben oder ob sie dafür erst der Angebeteten ein gutes Essen vorsetzen müssen, das erklärt der Psychologe Hans-Werner Bierhoff, ehemals Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Leibniz-Zentrums für Psychologische Information und Dokumentation.

 

Jeder Topf findet seinen Deckel

„Blödsinn!“, sagt Hans-Werner Bierhoff. „Wer das glaubt, ist übertrieben optimistisch.“ Es gibt nämlich durchaus schwierige Menschen, die Probleme haben, andere kennenzulernen. Diese sozial Unverträglichen beschreibt Bierhoff so: „Sie sind oft ärgerlich, nerven ihre Mitmenschen und sind auch in der Tendenz eher auf Gegensätze aus und verhalten sich sehr antagonistisch.“ Kein Wunder also, dass diese Fälle Dauersingle sind – und es wohl auch bleiben.

Liebe geht durch den Magen

Wer gut kocht, hat Glück beim Liebsten – darauf würde Hans-Werner Bierhoff nicht unbedingt setzen. Es mag zwar Menschen geben, für die das Essen – und alles, was damit zusammenhängt – von großer Wichtigkeit sei, so der Psychologe. „Es gibt aber auch andere Menschen, denen es nicht so geht“, sagt Bierhoff. Weshalb er die Interpretation des Sprichworts ein wenig weiter zieht: „Den Wahrheitsgehalt dieses Spruchs sehe ich eher darin, dass es der Liebe nur guttut, wenn man sich gegenseitig belohnt.“ Das kann natürlich ein Essen sein, es kann aber auch die gegenseitige solidarische Unterstützung sein.

Glück im Spiel, Pech in der Liebe

Wer die Liebe als eine Spielerei betrachtet, der wird sie wohl nie finden, die echte Liebe. „Es gibt Menschen, die das Programm der Untreue durchziehen und immer wieder neue Beziehungen haben, auch mal mehrere nebeneinander“, sagt der Psychologe Hans-Werner Bierhoff. Die sind gar nicht interessiert daran, langfristige Bindungen zu schaffen. „Ihnen geht es meist nur um die Suche nach Bestätigung.“

Doch Untersuchungen zeigen: Glücklich werden diese Menschen auf Dauer nicht. „Diese übertriebene Bestätigungssuche ist oft mit weniger Zufriedenheit und wachsender Depression verbunden“, sagt Bierhoff. Wer depressive Züge zeigt, versucht oft, aus dieser Grundstimmung herauszukommen – beispielsweise mit sexuellen Erfolgen. Doch auf Dauer funktioniere das nicht: „Man wird durch die Depression eingeholt.“ Auf diese Weise kann sich aber ein spielerischer Charakter entwickeln, der es nicht so genau nimmt mit der wahren Liebe.

Alte Liebe rostet nicht

Diesen Spruch dürfen Paare für sich beanspruchen, die ihre Liebe eher auf Freundschaft denn auf romantische Gefühle gebaut haben, sagt Hans-Werner Bierhoff. Wenn man gemeinsam mit dem Partner viel unternimmt, die Kinder großzieht und sich auch sonst in der Beziehung sehr solidarisch gibt, dann tut das der Liebe nur gut.

Was allerdings nicht ausschließt, dass auch langlebige Beziehungen plötzlich auseinandergehen können. „In solchen Fällen reduziert sich die Liebe aufgrund der vielen Konflikte.“ Die gebe es zwangsläufig im Laufe einer langen Beziehung. „Wichtig ist dann nur, dass man mit diesen richtig umzugehen weiß“, sagt Bierhoff. Ansonsten führen die Konflikte früher oder später in eine negative Spirale von Aggression und Gegenaggression. „Und das führt ganz sicher nicht zu einer langlebigen Beziehung.“

Gegensätze ziehen sich an

Es ist bei Sprichwörtern öfters der Fall, dass sie sich widersprechen. Bei diesem Beispiel ist es besonders deutlich: Gibt es doch auch den Spruch „Gleich und gleich gesellt sich gern“. Fragt man den Experten, so rät Hans-Werner Bierhoff, sich lieber an das letztgenannte zu halten. „Es gibt eine allgemeingültige Tendenz, die sich durch alle Paarbeziehungen zieht – und diese beweist, dass sich nicht gegensätzliche Charaktere anziehen, sondern solche, die sich ähnlich sind.“ Doch keine Regel ohne Ausnahme: „Natürlich gibt es durchaus Fälle, in denen komplett unterschiedliche Menschen zueinander gefunden haben.“ Aber die Regel sei eine andere.

Was sich liebt, das neckt sich

Wer bei diesem Sprichwort an seine Teenagerzeit denkt, in der die Jungs im Freibad immer die Mädchen getunkt haben, die ihnen am meisten gefallen haben, der liegt mit dieser Interpretation des Sprichworts nicht einmal so falsch: Denn hier geht es um Humor, sagt Hans-Werner Bierhoff. Eine wichtige Zutat für die Liebe – und zwar in jedem Alter. „Man sollte sich gut unterhalten können und miteinander Spaß haben“, so der Psychologe. Humor sei etwas, was man beim Partner schätzt. Weshalb Bierhoff Paaren dazu rät, Gelegenheiten zu schaffen, bei denen es etwas zu lachen gibt oder in denen man sich gemeinsam amüsieren kann. „Das ist ein gutes Omen für die Liebe.“

Liebe auf den ersten Blick

„Die Liebe auf den ersten Blick gibt es ganz bestimmt!“, sagt Hans-Werner Bierhoff. Das hängt hauptsächlich mit romantischer Liebe zusammen – die übrigens hauptsächlich dafür verantwortlich ist, dass Menschen zusammenfinden, so der Experte. „Die romantische Liebe entsteht sehr schnell, oft schon innerhalb eines Tages.“ Typisch für diese Liebe ist, dass man dafür nicht viele Begegnungen braucht – manchmal genügt schon ein Blick.

Damit einen die Liebe auf den ersten Blick auch trifft, muss man sich aber auch verlieben wollen, sagt Bierhoff. „Einer, der in einer glücklichen Partnerschaft lebt, wird sich in der Regel nicht Hals über Kopf verlieben.“ Offen sein für andere, das sei eine wichtige Voraussetzung für die Liebe auf den ersten Blick.

Zur Person

Hans-Werner Bierhoff war Lehrstuhlinhaber Sozialpsychologie an der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität Bochum von 1992 bis 2014. Und er war Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Leibniz-Zentrums für Psychologische Information und Dokumentation. Er ist Mitherausgeber des Handbuchs der Psychologie, der Bachelorreihe Psychologie und des Lexikon der Psychologie.