Dieses Jahr fällt der Aschermittwoch auf den Valentinstag. Wie stellen sich die Wirte darauf ein? Wir haben uns in der Stadt umgehört.

Stuttgart - Wie herzig! Im Augustenstüble von Günther und Sabine Oberkamm bäckt Küchenchef Tobias Traub zum Valentinsmenü sogar die Brioche in Herzform. Seit Wochen schon begleitet uns das Symbol der Liebe beim Einkaufsbummel auf Schritt und Tritt, damit wir ja nicht vergessen: 14. Februar, der Tag, an dem sich Liebende beschenken sollen. Weil ein christlicher Märtyrer namens Valentin, entweder der von Terni oder der von Viterbo, so genau weiß man das nicht, an diesem Tag enthauptet wurde und von Papst Gelasius I. anno 469 zum Patron eines Gedenktages gemacht wurde.

 

Die Sache mit den Geschenken kam später auf und irgendwann vom viktorianischen England über Amerika schließlich nach Deutschland. Nichts Besseres hätte den Floristen passieren können. Blümchen erfreuen jede Herzallerliebste. Oder besser Konfekt? Aber das Nonplusultra ist sicher ein Candle-Light-Dinner for two. Als kulinarische Verführung vom Feinsten.

Normalerwesie ist es nach Fasching ruhig

Doch nun beschert der Kalender das, was man eine Duplizität der Ereignisse nennt. Zwei Bedeutungen des 14. Februar, die sich nicht wirklich miteinander vertragen. Könnte es sein, dass diese Kalenderkapriole den Wirten die Suppe versalzt? Weil auch der Liebe eine Fastenkur verordnet wird? Andreas Scherle vom Hotel zur Weinsteige ist ganz im Gegenteil spontan begeistert von diesem kalendarischen Zufall: „Die Woche nach Fasching“, verrät er, „ist sonst immer ziemlich schwach in der Frequenz. Die Gäste müssen sich entweder erholen vom Faschingstrubel oder beginnen wirklich mit dem Fasten.“ Da kommt der Valentinstag, zu dem die Familie Scherle schon seit langem ein besonderes Dinner anbietet, gerade recht: „Wir sind sehr gut gebucht“, kann Andreas Scherle vermelden und wird genügend Zweiertische für Paare eindecken.

Was wird serviert? „Wer Rostbraten haben will, bekommt ihn natürlich“, meint Scherle. Aber verlockender ist das Menü mit Zweierlei vom Sashimi-Thunfisch zu Limetten-Safran-Panna-Cotta mit Cassis-Senf und Honiggurke, gefolgt von Petersilienrahmsuppe und Entenbruststreifen mit gebackener Rotkohlkugel, Kalbsrücken mit Schiefertrüffel, Safran-Kohlrabi und Süßkartoffel und zum Dessert eine Variation von Maracuja und weißer Valrhona-Schokolade. Zum Preis von 69 Euro. Weinbegleitung kommt extra dazu, „aber wir bieten auch alkoholfreie Begleitung“, versichert Scherle. „Für alle, die das Fasten ernst nehmen.“ Interessant findet er, dass zu diesem Anlass immer viele neue Gäste kommen: Herren, die der Dame ihres Herzens, und das kann durchaus die Ehefrau sein, etwas Besonderes bieten wollen.

Im Grand Café Planie gibt es drei Valentins-Termine

„Ob so kurz nach Fasching so viele Gäste schon wieder ausgehen wollen und zu unserem Twingle-Menü kommen“, überlegt Cem Tosun, Restaurantleiter im Amadeus, doch etwas skeptisch. Im Grand Café Planie geht man von vorneherein mit drei Valentin-Menü-Terminen am 13., 14. und 15. Februar auf Nummer Sicher. Also: Keine Ausreden mehr, wer ab Aschermittwoch fasten will, konnte sich und seine Liebste halt noch schnell am Faschingsdienstag verwöhnen. Mit Consommé vom Fasan, Surf und Turf mit Steak und Riesengarnele. Oder Saiblingsfilet bei Fleischverzicht. Oder Pilzrisotto für Vegetarier. Der Trick scheint aber auch nicht in jedem Fall aufzugehen. André Divanach vom Service berichtet von Gästen, die noch zögerten und sagten: „Wir wissen nicht, ob wir abends schon wieder nüchtern sind.“

Zeitgenossen, die von Aschermittwoch bis Ostern kein Glas Wein anrühren oder sich in anderer Hinsicht in Askese üben, sind keine Seltenheit. Aus welchen Gründen auch immer. Im Hotel Le Méridien zählt man wie im Restaurant 5 dennoch auf den Hedonismus, der sich vom christlichen Kalender nicht beeinflussen lässt. „Nein“, versichert Christiane Kirchenbauer vom Hotel-Marketing, „der Aschermittwoch wirkt sich nicht auf unsere Buchungen fürs Valentin-Dinner aus. „Keine Beeinträchtigung“, stellt auch Michael Zeyer im 5 fest. Die Verlockung des Vier-Gänge-Menüs von Sternekoch Claudio Urru mit Bachsaibling, Heil-butt, Milchkalb und exotischer Überra-schungsbombe (für 88 Euro) ist stärker.

In der Villa Rustica gibt es Hummer satt

Im Sansibar lässt man sich überraschen. „Wir sind ja neu in Stuttgart und haben noch keine Erfahrungswerte“, gibt Betriebsleiter André Greven Auskunft. Die Reservierungen würden freilich sehr gut laufen. Vielleicht, weil hier der Fisch, der an Aschermittwoch traditionell serviert wird, im Menü dominiert.

Des Meeres und der Liebe Wellen: Da landet die Villa Rustica in Gablenberg einen Knüller: „Bei uns gibt es vom 14. bis 17. Februar Hummer in allen Variationen“, verrät der Wirt Roberto Madeddu. Frisch aus Kanada, gekocht, gegrillt und mit verschiedenen Soßen. Hummer satt, so viel man will, für 88 Euro. Romantik und Amore kommen im italienischen Ambiente von ganz allein dazu.

Und im Westen? Seit Günther Oberkamm vor 14 Jahren das Augustenstüble übernommen hat, gehört das Valentinsmenü zum Programm und „wird toll angenommen“. Und nichts deutet daraufhin, dass es wegen dieser kalendarischen Überschneidung anders ist. Da bleibt die Kirche im Dorf. Und der Heilige Valentin gibt seinen Segen dazu.