Spätestens nach der Geburt des zweiten Kindes, aber auch in langjährigen kinderlosen Beziehungen, kommt die Sexualität häufig viel zu kurz. Wie kann man dem entgegenwirken?
Die Sexualität eines Paares ist stark stressanfällig. Wir haben in einer eigenen Untersuchung nachweisen können, dass der im Alltag erlebte Stress direkte Auswirkungen auf die Libido und die sexuellen Aktivitäten eines Paares hat. Je mehr Stress tagsüber erlebt wurde, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit für sexuelle Aktivitäten am Abend. Doch wenn die sexuelle Zufriedenheit zurückgeht, nimmt meistens auch die Partnerschaftszufriedenheit ab. Zwei Möglichkeiten helfen, dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Erstens, indem sich die Paare abends Zeit nehmen, um Belastungen des Alltags zu besprechen und gemeinsam zu bewältigen. Zweitens sollten sich beide Partner Zeiten für Sexualität reservieren. Sexualität ist wie ein Muskel – er muss trainiert werden, um nicht zu verkümmern.
Wie wichtig ist gemeinsame Zeit? Und wie wichtig ist es, auch einmal Zeit alleine, zum Beispiel beim Sport oder auch mit Freunden, zu verbringen?
Beides ist wichtig: Zeit mit dem Partner und Zeit mit anderen, um neue Impulse in die Beziehung einzubringen und sie zu entlasten. Die Partner sollten sowohl genügend Zeit zu haben, um sich auszutauschen und an der gegenseitigen Entwicklung teilzunehmen, als auch Qualitätszeit miteinander verbringen. Feste Paar-Abende und gemeinsame Rituale sind sinnvoll, damit die Paar-Zeit nicht auf der Strecke bleibt.
Was braucht eine gute Partnerschaft?
Gegenseitiger Respekt, Achtung und Wertschätzung sind die Basis für eine auf Dauer erfüllende Partnerschaft. Realistische und flexible Erwartungen sind ein weiteres wichtiges Moment, gepaart mit Toleranz, der Bereitschaft, Kompromisse einzugehen, und einer gewissen Großzügigkeit, über kleinere Macken des anderen hinwegzusehen. Die meisten Paare starten glücklich verliebt: Die Partner gehen aufmerksam, zuvorkommend und unterstützend aufeinander ein. Diese Positivität des Anfangs gilt es zu erhalten und bewusst zu pflegen – mit kleinen Zeichen der Zuwendung, Zärtlichkeit und wechselseitigem Interesse. Daneben gilt es, die Sexualität als Quelle der Verbundenheit und Intimität zu erhalten. Eine glückliche Partnerschaft auf Dauer zu führen, ist primär eine Sache der Motivation.
Wie gelingt es, zueinander zurückzufinden, wenn man sich entfremdet hat?
Indem man sich aktiv wieder sucht, auf den anderen zugeht und gemeinsam die Zuneigung wieder zu entdecken versucht. Oft kann dabei eine Paarberatung hilfreich sein, da es häufig viel Schutt aus dem Weg zu räumen gilt, was einfacher gelingt, wenn man dabei Unterstützung hat.