Erst vor zwei Monaten ist die Skulptur „Besuch bei Marko“ im Vaihinger Stadtpark enthüllt worden. Nun haben Unbekannte die Figur enthauptet. Die Künstlerin Birgit Feil ist fassungslos.
Vaihingen - Der Anruf von Harald Marquardt ist ein Schock für Birgit Feil gewesen. Am vergangenen Freitag meldete der Vorsitzende von Kultur am Kelterberg der Künstlerin, ebenfalls Mitglied in dem Vaihinger Kunstverein, dass jemand ihrer Figur im Stadtpark den Kopf abgeschlagen hatte. „Ich war zunächst sprachlos“, sagt Feil. Die Betonskulptur „Besuch bei Marko“ ist erst am 6. Mai enthüllt worden. „Gerade einmal zwei Monate ist sie heil geblieben“, sagt Marquardt. Wann genau der oder die Täter zuschlugen, ist unbekannt. Am 29. Juni meldete Marquardt den Vandalismus der Polizei, die Beamten machten sich ein Bild vor Ort. „Am Freitagabend gegen 23 Uhr wurde der Schaden festgestellt“, sagt ein Sprecher der Polizei. Der Kopf von „Marko“ sei am Boden neben der Skulptur gelegen. Vermutlich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag schlugen die Täter zu – wortwörtlich.
„Nase, Ohren und Kinn sind beschädigt“, sagt Marquardt. Er beziffert den Schaden auf etwa 2000 Euro. „Wenn man das Material und den Zeitaufwand einrechnet, den es braucht, um den Kopf zu reparieren und wieder anzubringen, ist man schnell bei dieser Summe.“ Der Verein möchte den Bezirksbeirat um finanzielle Unterstützung für die Instandsetzung bitten.
Die Polizei ist auf Zeugen angewiesen
Eine Reparatur ist aus Sicht der Künstlerin möglich. „Aber es werden Spuren zurückbleiben“, sagt Birgit Feil. Die Nase ist zertrümmert, Feil muss eine neue aus Beton modellieren. Diese wird vermutlich eine andere Farbe haben als der Rest des Gesichts. „Aber ich versuche natürlich, das so zu gestalten, dass man den Unterschied kaum bemerkt“, sagt Feil.
Konkrete Hinweise auf die Täter gibt es bislang keine. Bei Sachbeschädigungen, noch dazu an Orten, die frei zugänglich sind, sei die Spurensicherung schwierig. „Wir sind auf Zeugen angewiesen, die zur Ermittlung der Täter führen“, sagt ein Polizeisprecher. Künftig sollen öfter Polizeistreifen den Bereich um den Stadtpark kontrollieren.
Harald Marquardt hofft, dass die Polizei den oder die Unbekannten ausfindig machen kann. Mehr Streifenfahrten hält er aber nur bedingt für die Lösung. „Das würde wenig bringen. In den Zeiträumen dazwischen kann noch vieles passieren. Die Polizei kann auch nicht immer da sein“, sagt Marquardt. Die Sachbeschädigung könnte eine Mutprobe gewesen sein, überlegt er. „Das ist so sinnlos. Und wir sind dem hilflos ausgeliefert“, sagt der Vereinsvorsitzende.
Vandalismus ist kein Einzelfall
Es ist nicht das erste Mal, dass in Vaihingen ein Kunstwerk im öffentlichen Raum Schaden genommen hat. Die Figur „So groß bin ich“ im Keltergarten, ebenfalls geschaffen von Birgit Feil, ist ebenso ein Opfer von Vandalismus gewesen wie die Skulptur des Künstlers Philippe Bouveret aus Melun. Zunächst stand diese vor dem Wasserbassin im Stadtpark, inzwischen wurde sie aufs Wasser gesetzt, um weiteren Beschädigungen vorzubeugen. „Es ist furchtbar, dass jedes Mal so etwas passieren muss“, sagt Marquardt. Das Einfachste wäre wohl, keine weiteren Kunstwerke in der Öffentlichkeit auszustellen. „Aber das will ich nicht. Ich will weiterhin Kunst im Bezirk zeigen“, sagt Marquardt.
Auch Birgit Feil ist es wichtig, Kunstwerke im öffentlichen Raum zu zeigen. „Kunst kann auf vielfältige Weise die Sinne ansprechen. Sie kann berühren, aber auch aufwühlen. Kunst kann auch verschönern“, sagt Feil, die nicht nur in Vaihingen, sondern beispielsweise auch in Schönaich und Weil der Stadt Skulpturen dauerhaft im Stadtbild präsentiert. „Kunst gehört in den öffentlichen Raum. So kommen auch Menschen damit in Berührung, die sonst wenig oder keinen Bezug dazu haben.“ Die Figur des „Marko“ sei von den Vaihingern gut angenommen worden, auch, weil der Betrachter damit interagieren kann, indem er gegenüber von „Marko“ Platz nimmt. „Er spricht die Menschen an. Er belebt den Park“, sagt die Künstlerin.
In diesen Tagen möchten sich Birgit Feil und Harald Marquardt ein Bild des Schadens machen und schauen, wie sich „Marko“ reparieren lässt. „Wir lassen uns das Zeigen von Kunst im öffentlichen Raum nicht von Vandalen verderben“, gibt sich Marquardt kämpferisch. Die Künstlerin selbst sagt allerdings: „Ich werde das jetzt reparieren. Aber wenn es noch mal passiert, nicht mehr. Ich habe nicht die Zeit und die Muse, immer wieder hinzugehen und meine Skulpturen zu richten“, so Feil.