Bisher unbekannte Täter haben im Stadtpark ihren Frust an einer Stahlplastik ausgelassen. Das Kunstwerk, das die deutsch-französische Freundschaft symbolisieren soll, war nicht das erste Opfer blinder Zerstörungswut.
Vaihingen - Es ist nicht nur für Harald Marquardt, den Vorsitzenden des Vereins Kultur am Kelterberg , eine böse Überraschung gewesen: Unbekannte Täter haben in der Nacht von Donnerstag auf Freitag eine der Stahlplastiken im Stadtpark aus ihrer Verankerung gerissen und in den Seerosenteich daneben geworfen. „Das passiert leider immer wieder. Wer so etwas macht, denkt überhaupt nicht nach“, sagt Marquardt. Im Laufe des Tages hat er gestern noch die Tat bei der Polizei angezeigt.
Stahlplastiken zeugen von deutsch-französischer Freundschaft
Getroffen hat es das französische Kunstwerk von Philippe Bouveret, das seit September Seite an Seite mit der Skulptur des Vaihinger Künstlers Géza Spiegel im Stadtpark zu finden ist. Die Werke gibt es sogar in doppelter Ausfertigung. Denn nicht nur in Vaihingen zeugen die Stahlplastiken von der deutsch-französischen Freundschaft, sondern auch in Melun, der Partnerstadt.
Die Idee zu dieser ungewöhnlichen Aktion hatte Harald Marquardt und mit Hilfe des Vereins, privater Sponsoren, Bezirk und Stadt konnte das Projekt in die Tat umgesetzt werden. Juroren kürten jeweils einen Siegerentwurf. Während in Vaihingen Géza Spiegel das Rennen mit seinen zwei stehenden Platten machte, in denen die Buchstaben V (Vaihingen) und M (Melun) miteinander verbunden sind, überzeugte Bouveret die Jury in Frankreich.
Kopfschütteln über die Zerstörungswut
Nun freilich steht Spiegels Skulptur im Vaihinger Stadtpark allein da. Nur noch ein Rest deutet auf das französische Gegenstück hin. Von den Bögen, an deren jeweiligen Ende die Umrisse der beiden Länder Frankreich und Deutschland zu sehen waren, fehlt jede Spur. „Mitarbeiter der Stadt haben sie schon geborgen“, sagt Marquardt. Die Bögen seien in der Stadtgärtnerei auf dem Fasanenhof eingelagert worden. Wie groß der Schaden ist, weiß der Vereinsvorsitzende noch gar nicht. Am Montag will er gemeinsam mit der Polizei das demolierte Kunstwerk in Augenschein nehmen.
Bouverets Skulptur wurde bereits kurz nach der Übergabe an die Öffentlichkeit beschädigt. Die Bügel, die als Sicherheit für die beweglichen Bögen montiert worden waren, wurden abgerissen. Dass das Kunstwerk nur noch lose auf dem Stahlgestell aufgesetzt war, wusste auch der französische Künstler. „Er wollte im Frühjahr kommen und eine neue Sicherung einbauen“, sagt Marquardt. Über die Zerstörungswut kann er nur den Kopf schütteln: „Ich überlege die ganze Zeit, wie man so etwas verhindern kann.“ Marquardt geht davon aus, dass mehrere Täter am Werk waren. Es sind zwar nur zehn Meter vom Standort der Skulptur zum Teich: „Die Bögen sind aber schwer, allein schafft man so etwas nicht.“ Zumal einer der Halbkreise zwei Meter vom Teichrand entfernt im Wasser lag.
Nicht der erste Fall von Vandalismus
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Kunstwerk in Vaihingen malträtiert oder zerstört wurde. Mehrere Male hatten unbekannte Täter etwa Birgit Feils Plastik „So groß bin ich“ im Keltergarten übel mitgespielt. Nicht nur die Kelterberg-Künstler hatten genug von dieser sinnlosen Zerstörungsorgie und sammelten schließlich Geld für einen Bronzeguss. Dank zahlreicher privater Spender und Gisela Scharr von der Otto-F.-Scharr-Stiftung waren die benötigten 8000 Euro schnell zusammen. Im April 2010 wurde die Bronze-Figur der Öffentlichkeit übergeben.
Doch Harald Marquardt und seine Mitstreiter hatten danach ein besonderes Augenmerk auf den Spielplatz neben der Alten Kelter. „Da sind nur Kleinigkeiten passiert“, sagt der Vereinschef. Doch auch diese sind ärgerlich. Unbekannte hatten die beiden Stäbe verbogen, auf denen das Buch-Kunstwerk ruht, so dass sich die Skulptur nun nach hinten neigt.
Nun freilich hat es das Kunstwerk von Philippe Bouveret erwischt. Dabei ist es ausgerechnet dort gelandet, wo die Kelterberg-Künstler es aus Sicherheitsgründen hin versetzen wollten – im Teich. Dort sollte es vor Vandalen sicher sein. Doch dafür braucht es erst Sponsoren, denn das Gartenamt hat bereits signalisiert, dass kein Geld für einen Standortwechsel da sei.