Die 26-jährige Schlagersängerin Vanessa Mai hat am Samstagabend die Porsche-Arena in Stuttgart gefüllt und lieferte eine perfekt choreografierte Show ab.

Stuttgart - Familien in weißen, selbstbemalten und beschrifteten Shirts tummeln sich in der Porsche-Arena. „Mai - Juni 2018“ steht drauf. Andere tragen den Schriftzug auf der Brust: „I <3 Vanessa“. Junggesellenabschiede und Geburtstagsgesellschaften johlen „Ladi-ladi-ladi-ladi-oooh!“ Dann wird’s kurz still und dunkel. Danach mit einem Mal wieder laut: Vanessa Mai erscheint auf der Bühne.

 

Die 26-jährige Schlagerprinzessin machte am Samstag auf ihrer „Regenbogen“-Tour Halt in Stuttgart. Heiß war’s in der Halle, aber Vanessa Mai zu ihrem Glück von Anfang an lediglich mit rotem Pflichtstoff bedeckt, sodass eben auch die kleinen Fans dem Konzert ohne Jugendschutzbedenken beiwohnen konnten.

Am meisten Arbeit hat der Schlagzeuger

Zuvor wohl in Glitzer gebadet, eröffnet die in Aspach geborene Mai die irisierende Show mit ihrem Song „Nie wieder“. Hinter der sich an der Seite von sieben Tänzerinnen und Tänzern lasziv robbenden und räkelnden Sängerin befindet sich gut versteckt unter der zweistöckigen Bühne die vierköpfige Band. Am meisten Arbeit hat beim Schlager freilich der Schlagzeuger. Der drischt unter den Blitze schleudernden Scheinwerfern energisch den Beat in die Boxen, dass es eine Art hat.

„Ich hab nichts getrunken, ich freu mich einfach nur dermaßen auf heute Abend!“, ruft Mai den Fans zu, um ihre perfekt choreografierte Hibbeligkeit zu erklären. Gelegentlich verschwindet sie wie weggehext von der Bühne, um ihre Garderobe zu wechseln und so nach und nach alle Farben des Regenbogens abzubilden. In gelber Robe singt sie etwa die Zeilen des Werks „Mein Sommer“: „Du bist mein Sommer, viel heißer geht’s nicht mehr! Ich will mich an dir verbrennen! Ohne Sonnenschutz ans Meer!“

Publikum schätzt die Dramaturgie

Neben den nicht unbedingt blitzgescheiten Versen und den mit ihrem preschenden Rhythmus einander ähnelnden Klängen bietet Mai auch gut getimte, wenn auch vielleicht nicht unbedingt spontane Momente: Als sie ein Lied für ihre im letzten Jahr geehelichte große Liebe anstimmt, wischt sie sich durchs tränenbenetzte Antlitz. Bei den ersten Takten versagt ihr vor Ergriffenheit wie schon bei den Auftritten der letzten Tage kurz die Stimme. Das Publikum schätzt diese Dramaturgie, quittiert sie mit stärkendem Applaus, der bisweilen in ekstatischem Klatschen kulminiert.

Nach Hits wie „Wolke 7“ und dem Cover von „Verdammt ich lieb dich, ich lieb dich nicht“, einer Reminiszenz an den großen Schlagerdialektiker Matthias Reim, verabschiedet die Maitresse de Plaisir ihre Anhänger mit der Zugabe „Ich sterb für dich!“ Freilich wünscht sich jeder im Saal ihre noch lange fortwährende Existenz und ein baldiges Wiedersehen. Denn am Ende eines solchen Abends mit Vanessa Mai hat man viel gelernt über die Menschen, über Emotionen, über Kunst und Kultur, eben über die Vielseitigkeit des so regenbogenartig schillernden Lebens selbst.