Vanessa Mai hat ein wenig Luft geholt, nun will sie mit ihrem neuen Studioalbum an ihre bisherigen Erfolge anknüpfen. Das Konzept hat sich bewährt: Schlager-Pop zum Wohlfühlen, tanzbar und auch ein bisschen kitschig.

Stuttgart - Vanessa Mai hat ein bisschen Anlauf genommen. Fast ein Jahr nahm sie sich Zeit für neue Songs und alte Freundschaften. Die kreative Pause könnte auch nötig gewesen sein nach einem Jahr, das nicht ganz so gelaufen ist, wie Mai es sich vielleicht gewünscht haben mag. Die schmerzhaften Folgen einer schweren Rückenverletzung bei einer Probe warfen die junge Sängerin weiter zurück, die 27-Jährige sagte ihre geplante Hallentournee ab und sprach zuletzt offen von Erfolgsdruck und falschen Freunden.

 

Sie habe zeitweise den Glauben an sich verloren, gestand sie ihren Fans. Und widmet ihnen jetzt den Titel ihres sechsten Albums „Für immer“, mit dem sie an die früheren Erfolge anknüpfen möchte. „Ich habe bewusst den Titel gewählt, weil es eine Verneigung vor meinen Fans wird, ein Dankeschön, dass sie jeden Weg mit mir gehen“, sagte Mai vor der Veröffentlichung des Albums.

Die Feuerprobe hat die junge Sängerin aus Backnang bei Stuttgart mit einem Teil ihrer neuen Songs bereits hinter sich: Im November trat sie in einer Handvoll kleiner Clubs auf, seither sind die ersten Singleauskopplungen auf dem Markt. Sie zeigen: Mai ist sich auch im neuen Studioalbum treu geblieben.

Musik soll Menschen bewegen

Schlager? Dance? Pop? Das „Egal“ hat sie sich auch dieses Mal auf die Fahnen geschrieben, sie zeigt sich überzeugt von ihrem genrelosen Mix, von ihren emotionslastigen Lyrics und dem eingängigen unterlegten Beat. „Für mich gibt es dieses Schubladendenken nicht“, sagte Mai. „Schlager, Pop, Rock, Deutschrock, Rockpop - Musik ist emotional und soll Menschen bewegen und muss nicht in Excel-Dateien passen.“

Wohlfühlmusik mit Emotion, die mehrere Generationen ansprechen und gute Laune erzeugen soll - das passt, auch wenn es für Kritiker wenig Tiefgang hat und naturgemäß nicht jedermanns Geschmack trifft. So wechseln sich das tanzbare und romantisch-knisternde „Venedig (Love Is In The Air)“ und das freche „Ja Nein Vielleicht“ ab mit dem nachdenklichen „Beste Version“, in der Mai dafür plädiert, sich selbst zu akzeptieren, mit allen Schwächen und Fehlern. Andere Stücke auf „Für immer“ fallen dagegen etwas ab, plätschern eher ein bisschen zwischen den starken Werken des Albums dahin.

Einen Lieblingssong? Hat Mai eigentlich nicht. „Natürlich liebe ich alle Songs, und jeder hat eine für mich tiefe, bewegende Geschichte“, sagt die Künstlerin mit kroatischen Wurzeln. „Es ist ein ehrliches, sehr authentisches Album geworden.“ Die Lieder seien „ein Stück Tagebuch“, sagt Mai, die vor viereinhalb Jahren mit „Wolke 7“ ihren ersten großen Solo-Erfolg feierte.

Und dennoch stellt die 27-Jährige ein Lied besonders heraus: Im Video zu „Hast du jemals“ heiratet Mai, Schwiegertochter von Andrea Berg („Tausendmal belogen“), ihre große Liebe Andreas Ferber zum zweiten Mal - „mit meinem originalen Hochzeitskleid an der Seite meines Mannes zur Musik von Xavier Naidoo“, erzählt sie. Den Song hatte Mai im Duett mit dem Mannheimer Popstar aufgenommen, der im Video auch als Trauzeuge auftritt.

Schwierige Zeit im vergangenen Jahr

Glückliche Momente, von denen Mai im vergangenen Jahr nach eigener Aussage nicht immer begleitet wurde: „Es gab eine Zeit, in der ich sehr traurig war und der Erfolgsdruck mich fast kaputt gemacht hat“, hatte sie eingeräumt. Sie habe sich fremdbestimmt gefühlt und den Glauben an sich verloren.

Eine Auszeit habe ihr gut getan. Sie habe sich auf das Wesentliche reduziert und Ballast abgeworfen: „Die Zeit war ungeheuer wichtig für mich und hat mich auf jeden Fall ein Stück weitergebracht“, erzählt sie heute. „Ich kann das, was ich machen darf, mehr als je zuvor genießen.“

Auf der Bühne und am Mikro scheint Mai trotz ihrer jungen Jahre bereits ein erfahrener Popstar. Wie das vor der Kamera aussieht, will die 27-Jährige einen Tag nach der Albumveröffentlichung zeigen: Im abendfüllenden ARD-Streifen „Nur mit Dir zusammen“ (25. Januar/20.15 Uhr) spielt sie passenderweise eine junge Frau, die ihren Durchbruch als Sängerin schaffen will - und eine lebensbedrohliche Diagnose verarbeiten muss. Als Vater-Figur an ihrer Seite: Axel Prahl, bekannt als „Tatort“-Kommissar aus Münster und selbst begeisterter Musiker. So begeistert, dass er auf „Für Immer“ auch im Stück „Spiegel, Spiegel“ zu hören ist.