Der Ellwanger Batteriehersteller Varta wagt einen erneuten Anlauf an die Börse. Noch in diesem Jahr soll es losgehen. Varta wächst vor allem aufgrund der steigenden Nachfrage nach wiederaufladbaren Zellen in rasantem Tempo.

Stuttgart - Die in Ellwangen (Ostalbkreis) ansässige Varta AG greift ihre zwischenzeitlich in die Schublade verfrachteten Börsenpläne wieder auf. Noch in diesem Jahr will sich der Hersteller von Mikrobatterien im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse notieren zu lassen. Das teilte Varta am Mittwochmorgen mit. Im Zuge des Börsengangs werden voraussichtlich neue Aktien aus einer geplanten Kapitalerhöhung mit einem Gesamterlös von rund 150 Millionen Euro sowie bestehende Aktien aus dem Besitz des mittelbaren Alleinaktionärs, der österreichischen Montana Tech Components AG, angeboten. Die angestrebte Streubesitzquote nach dem Börsengang wird voraussichtlich bei 40 Prozent liegen. Zudem ist laut Mitteilung eine eventuelle Mehrzuteilung in Höhe von bis zu 15 Prozent der Basistransaktion ins Auge gefasst.

 

Die Varta AG, beziehungsweise ihre Tochter Varta Microbatteries, ist auf Kleinstbatterien spezialisiert und hat mit den Handelsbatterien, wie sie beispielsweise in Fernbedienungen zum Einsatz kommen, nichts zu tun.

Eins der Erfolgsprodukte des Unternehmens, das kürzlich 130 Jahre alt geworden ist, sind beispielsweise Hörgerätebatterien. Zudem ist Varta das einzige Unternehmen in Deutschland, das wiederaufladbare Lithium-Ionen-Batterien, im Volksmund meist als Akkus bezeichnet, herstellt. In diesem Zusammenhang werden die Ellwanger auch immer wieder als potenzielle Hersteller von Zellen für Elektrofahrzeuge gehandelt. Die zweite Tochter Varta Storage hat Stromspeicherlösungen für Privathaushalte und Industrie sowie Akkupacks im Programm. Varta-Batterien waren unter anderem bei der Nordpolexpedition von Fridtjof Nansen 1896 und bei der Mondlandung 1969 dabei.

„Geräte unseres Alltags werden kleiner und schnurlos. Dieser Markt boomt“, sagt Herbert Schein, Vorsitzender der Geschäftsführung der Varta AG. „Wir profitieren vom technologischen Fortschritt. Dieser sorgt für eine große Nachfrage nach kleinen Batterien mit hoher Energiedichte und hoher Zuverlässigkeit. Dafür sind wir weltweit technologisch führend und treffen mit unseren Lithium-Ionen Batterien den Nerv der Zeit. Die Nachfrage nach unseren Produkten wächst massiv, sodass wir die Produktionskapazitäten erheblich ausbauen müssen.“

Mit den Mitteln aus dem geplanten Börsengang wolle man noch einmal deutlich zulegen, das Wachstum beschleunigen und nachhaltig vom großen Marktpotenzial profitieren. Im Segment Microbatteries erwirtschaftet Varta mehr als drei Viertel des Umsatzes. Zwischen 2014 und 2016 stiegen die Erlöse in diesem Segment laut eigenen Angaben um knapp 29 Prozent auf rund 177 Millionen Euro und betrug im ersten Halbjahr 2017 rund 101 Millionen Euro.

Die Varta AG geht auf die 1887 in Hagen gegründete Accumulatoren-Fabrik Tudorschen Systems Büsche & Müller OHG zurück. 1904 gründet sie unter dem Namen AFA in Berlin-Oberschönweide die „Vertrieb, Aufladung, Reparatur transportabler Accumulatoren“, kurz Varta. In Ellwangen ist das Unternehmen seit 1946 vertreten, wo ab 1947 in einem Nachkriegssortiment aus Trichtern, Rechen oder Lautsprechern auch Batterien gefertigt werden.