Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) Matthias Wissmann sprach beim verkehrspolitischen Abend des Bundes der Selbstständigen im Audi Zentrum über die Herausforderungen der Automobilindustrie.
Feuerbach - Wie sich das Verlangen nach individueller Mobilität und der Wunsch nach Umweltschutz vereinbaren lassen, ist ein Thema, das Politik und Industrie umtreibt. Denn mit wachsendem Wohlstand steigt weltweit auch die Zahl der Autos. Eine Problematik, die laut Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), nicht nach weniger Autos, sondern nach neuen Konzepten verlangt. Beim Verkehrspolitischen Abend des Bundes der Selbstständigen (BDS) am Mittwoch referierte der ehemalige Bundesverkehrsminister im Audi Zentrum in Feuerbach über Trends und die Zukunft der Mobilität. Stuttgart hat so seine Probleme mit den Autos. Nach London ist es die Stauhauptstadt Europas. Topografisch liegt es zudem recht ungünstig. Dieser Tage herrscht in Stuttgart bereits zum wiederholten Mal in diesem Jahr Feinstaubalarm. Im Januar hatte Stuttgart als erste deutsche Stadt einen solchen Alarm ausgerufen. Während er damals fünf Tage dauerte, sind für den aktuellen mindestens sieben veranschlagt. Trotzdem lässt kaum jemand sein Auto stehen.
Balance zwischen Klimaschutz und Schadstoffemissionen
Der durchschnittliche Tageswert lag bei 63 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft an der Hauptverkehrsader Neckartor und damit über dem EU-Grenzwert, der bei 50 Mikrogramm liegt, wie die Landesanstalt LUBW am Freitag mitteilte.
Laut dem VDA-Präsidenten gelte es, eine Balance zwischen Klimaschutz und Schadstoffemissionen zu finden. Doch global betrachtet, könne das mit einer Politik, wie die Grünen sie sich in Stuttgart wünschen, nicht funktionieren. „Es kann durchaus sein, dass wir durch Carsharing und den Umstieg auf die Bahn in einigen deutschen Städten weniger Autos haben werden, aber den Prognosen zufolge werden es weltweit mehr“, sagte er.
Klar machte er zudem, dass man den Schwarzen Peter auch nicht den PS-stärkeren Autos zuschieben solle. „Der Premiumbereich macht in Deutschland mit 80 Prozent den Hauptanteil aus. Doch die Großen haben so niedrige CO2-Emissionen – davon konnte man vor 20 Jahren noch nicht einmal träumen“, sagt er.
30 Milliarden Euro pro Jahr fließen in die Forschung
Wissmann setzt auf Digitalisierung und alternative Antriebssysteme. Mehr als 30 Milliarden Euro gibt die deutsche Automobilindustrie jährlich für Forschung und Entwicklung aus. „Das ist mehr als ein Drittel der Investitionen in Deutschland in der gesamten Industrie“, betonte er.
Viel davon wird in die Hochautomatisierung investiert. Autofahrer, die wie in Stuttgart jährlich im Schnitt 73 Stunden im Stau stehen, dürften sich über zurückgewonnene Zeit freuen. Dank intelligenter Technik soll man sich ausruhen können, während man im Stau steht. Auf den Markt drängen laut Wissmann aber auch neue Spieler wie Google und Apple. Denn ein weiteres Thema sind Smartphones, die dank ihrer Vernetzung beispielsweise einen freien Platz im Parkhaus suchen. „Wer das nicht bietet, wird seine Autos nicht mehr verkaufen“, so Wissmanns Zukunftsprognose.
Laut Wissmann fährt das Auto der Zukunft mit Strom. Dabei gebe es derzeit zwei wesentliche Probleme zu lösen. Um den Verkauf von Elektroautos zu steigern, müsse die Bundesregierung Kaufanreize setzen. „Deutschland ist zwar Leitanbieter der Elektromobilität, aber nicht Leitmarkt“, betonte er. Andererseits liege die Herausforderung derzeit bei den Herstellern. Denen müsse es gelingen, die Batterielaufzeit von Elektroautos zu erhöhen und den Preis zu halbieren. „Noch sind es lediglich die Plug-In-Hybride, die die Reichweite erlangen, die Kunden suchen“, sagte er.