Nach der Verpflichtung von Ibisevic will es Labbadia mit zwei Spitzen probieren. Die Probleme lösen sich damit aber auch nicht in Luft auf.  

Stuttgart - Zwei Trainingseinheiten haben genügt, um aus der Hoffnung von Bruno Labbadia eine Gewissheit werden zu lassen. Intensiv hat der VfB-Trainer den Neuzugang Vedad Ibisevic in dieser Zeit beobachtet, eingehend haben sich die beiden unterhalten - und am Ende hatte Labbadia keinen Zweifel mehr, dass der Stürmer die erhoffte Soforthilfe sein kann. Also wird Ibisevic im Heimspiel am Sonntag (17.30 Uhr) gegen Mönchengladbach in der Startformation stehen. Darauf hat sich sein Trainer frühzeitig festgelegt und den Neuzugang gewissermaßen gleich zum neuen Sturmführer ernannt: "Vedad wird spielen, denn er ist voll im Saft und hat zuletzt in Hoffenheim alle Spiele bestritten."

 

Niemand erwartet ernsthaft, dass sich mit der Verpflichtung des bosnischen Nationalspielers alle Probleme des VfB in Luft auflösen, auch Labbadia nicht. "Vorsicht", sagt er, "wir dürfen jetzt nicht alles auf ihm abladen und meinen, der Vedad wird's schon richten." Fest steht allerdings schon jetzt, dass sich die Spielweise und das System der Stuttgarter durch den Transfer maßgeblich verändern wird.

Cacau könnte von Ibisevic profitieren

Ibisevic ist ein Stürmer, der seine Stärken ausschließlich im gegnerischen Strafraum hat und der nur sehr ungern nach hinten oder außen ausweicht. Dieses eher statische und dadurch häufig leicht berechenbare Spiel ist ein Grund dafür gewesen, dass ihn die Hoffenheimer abgegeben haben, obwohl er ihr bester Torschütze war. Für Labbadia jedoch ist Ibisevic "genau der Stürmertyp, den wir haben wollten". Denn seine Präsenz im Strafraum biete den Vorteil, "dass er die Gegenspieler bindet und sich dadurch Räume für die anderen ergeben". Also will der Trainer sein Glück künftig mit zwei echten Angreifern versuchen, einem System, das er ohnehin immer bevorzugt hat. Mehr aus der Not geboren war bisher die Spielweise mit nur einer zentralen Spitze, die in der bisherigen Saison meist Cacau hieß.

Der Nationalspieler könnte nun einer der großen Profiteure des Ibisevic-Transfers werden. Alleingelassen fühlte sich Cacau in den vergangenen Monaten in der Spitze - und soll nun aus dem Windschatten heraus wieder seine Stärken zur Entfaltung bringen. Die gleiche Möglichkeit, sagt Labbadia, solle sich Julian Schieber bieten, der nach seiner Rückkehr aus Nürnberg und monatelanger Verletzung bisher noch gar nicht in die Spur gefunden hat. "Ich erhoffe mir von beiden, dass sie an der Seite von Ibisevic wieder besser reinkommen", sagt Labbadia. Der neue Mann ist also nicht nur als neuer Torjäger vorgesehen, sondern im Idealfall auch als moralischer Aufbauhelfer für Stürmer, die ihr Selbstvertrauen verloren haben.

Nicht nur im Angriff, auch im Mittelfeld verschieben sich die Gewichte. Ein Opfer des Systemwechsels dürfte Tamás Hajnal werden, da die zentrale Rolle hinter den Spitzen vorerst gestrichen wird. Mit zwei eher defensiven Sechsern wird es Labbadia vermutlich gegen Gladbach probieren, mit William Kvist und Zdravko Kuzmanovic. Zwar hält der Trainer grundsätzlich auch ein offensiv ausgerichtetes 4-1-3-2-System für denkbar, in dem dann auch Hajnal ein Plätzchen finden könnte - "aber dafür müssen wir richtig gefestigt sein". Davon jedoch ist der VfB derzeit ziemlich weit entfernt.