Sie gelten als klimafreundlich und gesund – Veggie-Schnitzel werden immer beliebter. Nun hat die Stiftung Warentest 18 Produkte untersucht und in einigen Schadstoffe gefunden. Gut schneiden nur sieben Produkte ab.

Wer sich fleischlos oder mit wenig Fleisch ernährt, greift teilweise auf Ersatzprodukte wie vegetarische Schnitzel zurück. Die Industrie dafür boomt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden 2021 in Deutschland 17 Prozent mehr Ersatzprodukte als im Vorjahr produziert – Tendenz steigend. Das liegt auch daran, dass die Ersatzprodukte immer näher an die Originale aus Fleisch herankommen. Um den typischen Fleischgeschmack und die Konsistenz zu erreichen, müssen Sojabohnen oder Erbsen allerdings stark verarbeitet werden.

 

Erhöhte Schadstoffbelastung

In einer Untersuchung der Stiftung Warentest wurden vier der 18 getesteten Veggie-Schnitzel bemängelt: Sie waren stark schadstoffbelastet. Enthalten war der möglicherweise krebserregende Schadstoff 3-MCPD-Estern im Fettanteil. Er kann beim Raffinieren der verarbeiteten Öle oder beim Vorfrittieren entstehen. Gefunden wurde er in den getesteten Produkten von Vantastic, Like Meat und Veganz. In der EU sind 1,25 Milligramm pro Kilo erlaubt, die gemessenen Anteile überschritten diesen Wert.

Auch Mineralölkohlenwasserstoffe (Mosh) stellten die Tester in den „Chicin Fillets“ von Viana fest. Die gemessenen Werte überschritten den Orientierungswert. Mosh kann sich in Organen wie der Leber anreichern. Durch Verpackungsmaterialien können die Stoffe in Lebensmittel gelangen.

Das fleischlose Schnitzel der Marke Veganz fiel durch hohe Aluminiumgehalte auf. Wird Aluminium dauerhaft erhöht aufgenommen, kann das die Nerven schädigen.

Hohe Ähnlichkeit zu Fleisch

Sieben der 18 getesteten Produkte erhielten das Qualitätsurteil „gut“ . Am besten schnitten die Produkte „Vegane Mühlen Schnitzel“ und „Vegane Mühlen Cordon Bleu“ der Marke Rügenwalder Mühle ab. Ein gutes Testergebnis erhielten auch das „Mein veggie Tag Vegane Schnitzel“ von Aldi und Garden Gourmets „Vegane Schnitzel Hähnchen-Art“. Die meisten Veggie-Schnitzel kämen sehr nah an die Originale aus Fleisch heran, was Geschmack und Textur betrifft.

Die Produkte stammten hauptsächlich aus Eiweißen, die aus Soja, Erbse oder Weizen gewonnen wurden. Nur so lasse sich der für Fleisch typische Geschmack imitieren. Die Eiweiße werden unter Druck, Hitze und Zugabe von Verdickungsmitteln zu einer fleischartigen Masse geformt. Die Textur entsteht durch Pflanzenfasern. Gewürze und Aromen liefern den Geschmack.

Mehr Kalorien in Veggie-Produkten

Wer sich von der pflanzlichen Alternative weniger Kalorien erhofft, wird enttäuscht. Weil die Veggie-Schnitzel vorfrittiert und mit Panaden ummantelt werden, haben sie im Durchschnitt 34 Kalorien mehr als ein herkömmliches Hähnchenschnitzel. Fleisch enthält zudem Vitamin B12. Obwohl einigen der Veggie-Produkte das Vitamin zugesetzt wird, erreichen sie nicht die Werte, die in Fleisch vorhanden sind.

Klimafreundlicher als Fleisch

In Sachen Klimafreundlichkeit sind aber die pflanzlichen Schnitzel deutlich überlegen. Laut einer Studie des Bundesumweltamts setzt die Produktion von Hühnerfleisch etwa zwei Drittel mehr klimaschädliche Treibhausgase aus als die Herstellung von sojabasiertem Fleischersatz.

Dennoch kommt das Soja für die Ersatzprodukte der meisten Anbieter von weit her. Wenn es nicht in Europa angebaut wird, wird es aus China oder Nordamerika importiert. Regenwaldflächen in Südamerika werden für den Anbau von Soja für die vegetarischen Ersatzprodukte eher nicht gerodet, so Stiftung Warentest.

Selbstgekocht ist gesünder

Das Gesamturteil der Veggie-Schnitzel fällt ordentlich aus. Trotzdem gilt laut Bundeszentrum für Ernährung: „Wie gesund und klimafreundlich die Fleischalternativen tatsächlich sind, hängt von den jeweiligen Inhaltsstoffen, dem Verarbeitungsgrad der Produkte und der Herkunft der Zutaten ab.“ Selbstgekochte Schnitzel aus Natur-Tofu sind eine gesündere Alternative.